Ziel erfasst
und vielen intensiven Besprechungen stellte die Gruppe Gerry ihre Ergebnisse vor. Legte man die erforderliche Geschwindigkeit, Größe und Reichweite zugrunde, kamen mehrere Ultralangstreckenjets der Firmen Bombardier Aerospace, Embraer und Gulfstream Aerospace infrage. Aus diesen wählten sie dann die neue Gulfstream 650 als dasjenige Flugzeug aus, das für ihre Bedürfnisse am besten geeignet war.
Hendley war zwar bewusst, dass es auch die teuerste aller infrage kommenden Maschinen war, aber er musste ebenfalls anerkennen, dass ihre Vorzüge eigentlich unschlagbar waren. Als er jedoch nach einer solchen 650 zu suchen begann, tat sich eine neue Schwierigkeit auf. Jeder Kauf dieser brandneuen Maschinen erregte sofort große Aufmerksamkeit, was der Campus auch in diesem Fall möglichst vermeiden wollte. Hendley und der Ausschuss entschieden deswegen, sich mit einer Gulfstream Aerospace G550 zu »begnügen«, einem Modell, das noch nicht einmal zehn Jahre alt und immer noch ein Spitzenprodukt war. »Sich begnügen« war deshalb auch ein unpassender Ausdruck, wenn man bedachte, dass es sich dabei immer noch um das zweit luxuriöseste und zweit modernste Flugzeug in dieser Klasse handelte. Sofort wurden still und leise auf dem entsprechenden Markt die Fühler ausgestreckt.
Bereits zwei Monate später tauchte die richtige Maschine auf. Sie war sieben Jahre alt und hatte zuvor einem texanischen Finanzhai gehört, der jetzt im Gefängnis saß, weil er für das mexikanische Juárez-Kartell gearbeitet hatte. Als die US-Behörden die Besitztümer des Finanziers versteigerten, benachrichtigte ein Freund aus dem US-Justizministerium Gerry von der Auktion. Hendley war äußerst erfreut, dass er das Flugzeug jetzt für einen weit geringeren Preis als auf dem offenen Markt erstehen konnte.
Der Campus wickelte den Kauf über eine Briefkastenfirma auf den Caymaninseln ab. Danach wurde die Maschine zum Internationalen Flughafen Baltimore-Washington (BWI) überführt und der Obhut eines dortigen Flughafen-Dienstleisters übergeben.
Als Gerry und seine Kollegen das Flugzeug in Augenschein nahmen, waren sie sich sicher, ein echtes Schnäppchen gemacht zu haben und jetzt einen herausragenden Jet zu besitzen.
Mit ihrer Reichweite von über zwölftausend Kilometern konnte die G550 mit nur einem einzigen Tankstopp an jeden Ort der Welt fliegen und bis zu vierzehn Personen äußerst bequem befördern. Die beiden Rolls-Royce-Turbinen sorgten für eine Reisegeschwindigkeit von 0,85 Mach.
Bei diesen Langstreckenflügen standen den Passagieren in der Kabine sechs Ledersessel, die in ein komplett flaches Bett verwandelt werden konnten, zwei lange Sofas hinter den Sitzen und alle möglichen Hightech-Kommunikationsgeräte zur Verfügung. Dazu gehörten Flachbildschirm-Satellitenfernseher, ein Breitband-Multilink-Anschluss über Nordamerika, dem Atlantik und Europa, zwei Honeywell-Funksysteme und ein Magnastar-C2000-Funktelefon.
Einige eingebaute Besonderheiten sollten den Jetlag der Passagiere vermindern. Dies war für Hendley besonders wichtig, da er seine Männer häufig auf gefährliche Einsätze schicken musste, ohne dass sie sich zuvor an ihre neue Umgebung gewöhnen konnten. Die großen, hohen Fenster ließen mehr natürliches Licht ein als reguläre Verkehrsmaschinen oder sogar andere Spitzengeschäftsflugzeuge. Dies verringerte die physiologischen Auswirkungen eines langen Flugs. Darüber hinaus frischte die Klimaanlage von Honeywell Avionics alle neunzig Sekunden hundert Prozent des Sauerstoffs auf und reduzierte damit die Gefahr von Luftkeimen, die die Campus-Agenten auf ihren Missionen schwächen könnten. Der Kabinendruck entsprach dem eines Verkehrsflugzeugs, das mehr als tausend Meter tiefer flog als die G550, was ebenfalls dem Jetlag nach der Landung entgegenwirkte.
Hendleys Freund aus dem Justizministerium hatte ihm noch etwas anderes erzählt. Der ehemalige Besitzer war häufig nach Mexico City geflogen, um dort Taschen voller US-Dollar an Bord zu bringen und in Geheimfächern zu verstecken, die er sich von kolumbianischen Ingenieuren überall in der Maschine hatte einbauen lassen. Das Geld nahm er dann über die Grenze nach Houston mit. Dort wurde es an mexikanische Handlanger des Juárez-Kartells verteilt, die das Bargeld abzüglich eines kleinen Prozentsatzes zu Western-Union-Büros in ganz Texas brachten. Dort überwiesen sie es zurück auf mexikanische Bankkonten. Dieses »gewaschene« Geld wurde dann von diesen Banken
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