Ziel erfasst
heraus, um deren Hals ein Mann seinen Arm geschlungen hatte.
Als sie draußen auf dem Gang stand, erkannte er, wer sie da von hinten festhielt. Es war Abdul bin Mohammed al-Qahtani, der operative Kommandeur des Umayyad-Revolutionsrats. In seiner rechten Hand hielt er eine schwarze Škorpion-Maschinenpistole, deren Laufmündung er der Frau ans Kinn drückte.
Die Dame war in den Fünfzigern. Clark hielt sie für eine Schwedin, konnte es aber nicht sicher sagen. Sie schluchzte, und Wimperntusche floss ihr übers Gesicht, als sie voller Angst die Augen zusammenpresste.
Clark trat nun vollends auf den Gang hinaus und visierte den Mann vor ihm über Kimme und Korn an. Dann sprach er leise und ruhig in sein Ohrhörer-Mikrofon: »Bleibt im Zimmer und macht euch zum Abzug bereit. Ich bin gleich bei euch.«
Die blonde Frau öffnete jetzt die Augen. Schwarze Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie blinzelte die Nässe weg und bemerkte den bewaffneten Mann, der sechs Meter vor ihr im Gang stand. Ihre Augen weiteten sich, und ihr rosa Gesicht wurde noch röter.
Al-Qahtani wirkte kaum weniger angespannt als seine Geisel. »Bleiben Sie zurück, oder ich töte sie«, rief er auf arabisch. Er trat einen Schritt nach hinten und zog die blonde Frau dabei mit sich.
»Natürlich«, antwortete Clark auf arabisch und überraschte al-Qahtani, weil er dessen Muttersprache sprach. »Ich stelle mich Ihnen nicht in den Weg. Was wollen Sie?«
Der Araber gab keine Antwort, sondern starrte die Gestalt mit dem entstellten Gesicht nur fassungslos an. Wer war dieser Mann? Wie kam er hierher? Gehörte er zu den anderen, die gerade alle seine Männer getötet und seine Operation vereitelt hatten?
»Ich höre«, sagte Clark mit ruhiger Stimme. »Ich höre Ihnen zu, mein Freund. Sagen Sie mir, was Sie möchten, aber tun Sie dieser Frau bitte nicht weh.« Während er sprach, hielt er die Waffe weiterhin auf den URC-Kommandeur gerichtet.
Al-Qahtani erholte sich etwas, als ihm klar wurde, dass er die Lage weiterhin kontrollierte. Er zog die Blondine mit dem Arm noch enger an sich heran, bis ihrer beider Wangen aneinanderstießen. Dabei presste er seine Maschinenpistole weiterhin an ihr Kinn. Er wusste nicht, wer dieser Mann war, aber dessen Hauptanliegen schien die Sicherheit dieser Frau zu sein. »Ich will, dass sich alle zurückziehen! Aus dem Weg!«, schrie al-Qahtani. Er zog die blonde Frau nach hinten in Richtung Personalaufzug. Ihre hohen Absätze schleiften auf dem Teppich, bis ihr die Reibung die Schuhe von den Füßen zog. »Ich möchte, dass alle Polizisten das Hotel verlassen, dass das Treppenhaus geräumt wird und ein Auto vor dem Hoteleingang auf mich wartet.«
Clark nickte, richtete aber weiterhin seine Waffe auf ihn. »Natürlich! Natürlich. Kein Problem. Nur tun Sie ihr nicht weh! Das ist nicht nötig. Ich werde Ihnen einen Wagen besorgen. Aber wohin soll der Sie fahren? Brauchen Sie einen Hubschrauber oder ein Flugzeug? Wir können dafür sorgen, dass man Sie zum Flughafen oder zum Bahnhof bringt. Wenn Sie wollen, können Sie …«
In diesem Augenblick betätigte John Clark den Abzug seiner SIG 220 und jagte Abdul bin Mohammed al-Qahtani eine Kugel durch die rechte Augenhöhle. Sie durchtrennte die Medulla oblongata des Mannes und schleuderte ihn nach hinten in den Personalaufzug.
Die Leiche kam auf dessen kalten Metallboden auf, noch bevor Clarks 9-mm-Patronenhülse auf dem Teppich des Etagenflurs landete.
Die Škorpion-Maschinenpistole prallte von der Wand ab und fiel al-Qahtani direkt vor die Füße.
Die Frau schaute Clark eine ganze Weile an, bevor sie sich mit der Hand an der Wand neben ihr abstützte und ganz langsam einen Schritt nach vorne trat.
Clark senkte seine Pistole, eilte auf sie zu und fing sie auf, als sie in Ohnmacht fiel. Er ließ sie ganz sacht auf den Teppich hinuntergleiten und rannte dann zum Zimmer 301 zurück.
Während dies alles passierte, stand Jack Ryan auf dem Treppenabsatz zwischen dem Erdgeschoss und dem ersten Stock. Von dort aus konnte er einen Teil der Lobby überblicken, ohne von den Hotelangestellten am Empfang bemerkt zu werden.
Als die Schießerei begann, rannten Gäste aus den höheren Stockwerken an ihm vorbei die Treppe hinunter. Einige schrien, andere blieben ruhig, aber alle versuchten so schnell wie möglich den Gefahrenbereich zu verlassen.
Ryan blieb unbeirrt auf seinem Treppenabsatz stehen.
Er hatte die wenigen Funksprüche seiner drei Kameraden mitgehört und konnte sich
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