Ziel erfasst
Headset: »Achtung, Jungs! Acht Polizisten steigen gerade die Haupttreppe hinauf. Ihr müsst euch einen anderen Ausgang suchen!«
»Okay«, antwortete Clark. »Ich bin bei Ding und Dom. Wir werden eine Lösung finden. Mach dich bereit, uns aufzulesen!«
16
N eunzig Sekunden später schoss Domingo Chavez mit seiner Heckler & Koch MP7 eine verschlossene Metalltür aus den Angeln, die auf das Hoteldach führte. Die drei Männer traten in die freie Luft hinaus, während von unten auf der Straße das Geheul von Polizeisirenen heraufschallte. Sie standen auf einem Flachdach.
Die einzige Richtung, die ihnen von hier aus offenstand, um das Hotel zu verlassen, war der Nordwesten. Dort mussten sie zwei große Apartmenthäuser aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts überwinden. Deren Ziegeldächer waren jedoch steil und von ganz unterschiedlicher Höhe und Neigung und boten nur einige schmale Durchgänge. Das Nachbargebäude war dazu noch eine Etage höher als das Hotel. Sie waren gezwungen, erst einmal ein enges Steintreppchen emporzusteigen.
Dabei war ihnen die französische Polizei dicht auf den Fersen. Chavez übernahm die Führung und wies Dom und John erst einmal an, sich ihre schwarzen Skimasken über das Gesicht zu ziehen. Sie rissen sich zuvor die Gesichtsverzerrungsmasken herunter, die sie bei ihrer Flucht nur behindert hätten.
Während sie fünf oder sechs Stockwerke über den Straßen von Paris über die Dächer hasteten, kletterten und schlitterten, war vom Dach des Hôtel de Sers hinter ihnen lautes Geschrei zu hören. Sie wussten jetzt, dass sie entdeckt worden waren.
Clark rief über die Schulter Caruso zu: »Verschaff uns mit einer Rauchgranate etwas Deckung!«
Dom griff in den Bodybag auf seinem Rücken, schnappte sich eine Granate und zog den Stift heraus, legte sie neben die senkrechte Verglasung eines Scheddaches und rannte weiter. Aus einem Ende strömte jetzt hellroter Rauch. Die Nebelwolke breitete sich aus, wurde noch dichter und deckte ihren Rückzug.
Sie rutschten auf dem Hosenboden die steile Seite eines Mansarddachs hinunter und kletterten über eine niedrige Mauer auf das nächste Gebäude hinüber. Plötzlich schauten sie fünf Stockwerke in einen wundervollen Garteninnenhof hinunter. Einzelne Gesichter starrten die maskierten, bewaffneten Männer aus den Luxusbüros in den oberen Etagen an. Einige drehten sich blitzschnell um und rannten davon, andere bestaunten sie weiterhin mit großen Augen, als ob es sich um einen Kriminalfilm im Fernsehen handeln würde.
Chavez, Clark und Caruso hasteten weiter in Richtung Nordwesten. Dreißig Sekunden später hörten sie das rhythmische Pochen von Hubschrauberrotoren. Ihnen fehlte die Zeit, danach Ausschau zu halten. Sie mussten dieses Dach so schnell wie möglich verlassen.
Schließlich gelangten sie zum Ende des flachen Teils eines Mansarddaches. Unter ihnen verlief fünf Stockwerke tiefer die Rue Quentin Bauchart, eine zweispurige Straße, die den Gebäudeblock nach Norden hin abschloss. Es gab keinen offensichtlichen Weg nach unten, kein gut verankertes Abflussrohr, und auch an dem Architekturschmuck auf der Fassade konnte man nicht herunterklettern. Nur ein großes Mansardenfenster ragte drei Meter unter ihnen aus dem Steilsatteldach heraus.
Sie saßen in der Falle. Die Rufe hinter ihnen wurden immer lauter.
Die drei Männer knieten sich an der Dachkante nieder. Das Sirenengeheul, das von der Avenue George-V herüberdrang, hatte inzwischen unglaubliche Ausmaße angenommen. Inzwischen waren bestimmt fünfzig Einsatzfahrzeuge eingetroffen. Auf der Straße unter ihnen waren jedoch noch keine Polizisten zu sehen. Die Rue Quentin Bauchart grenzte ja nicht direkt an das Hotel. Allerdings war es sicher nur noch eine Frage der Zeit, bis auch diese Straße von Polizeikräften abgesperrt werden würde.
»Was ist direkt unter uns, Ding?«, fragte John, da Chavez den besten Blick über die Dachkante hatte.
»Sieht wie Wohnungen aus. Dort könnten sich Zivilisten aufhalten, aber das lässt sich unmöglich sagen.«
Caruso und Chavez wussten, worauf er anspielte. In Doms Tasche befanden sich kleine Sprengkörper. Sie könnten damit ein Loch ins Dach sprengen und in das Gebäude hineinklettern, um dann ganz bequem die Treppe hinunterzulaufen. Natürlich würden sie dies nicht tun, wenn sich unter ihnen Menschen aufhielten. Es gab nur einen Weg, um dies herauszufinden.
Dom sprang auf. »Ich weiß, was wir tun können. John, stell dich hinter diesen
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