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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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gigantisches Ausmaß haben müsse.
    Ein wenig von jenem Elber schien aber doch noch in ihm zu stecken, denn da bohrte im Hintergrund etwas, da wollte etwas Worte oder konkrete Bilder finden. Er unterdrückte dieses rebellische Etwas, aber es war hartnäckig, gab nicht auf, na bitte, man konnte ihm ja dieses Bild der Galaxis zeigen, die bekannte Spirale, da hatte man ja wenigstens den Arbeitsplatz, wenn auch in so großzügigem Maßstab, daß nichts darauf zu erkennen war, aber man konnte nun mal trotz allem in diesem Elber nicht eine Vorstellung erwecken, die er nicht schon in seinem Kopf hatte... So etwa gab Elber später wieder, was er gefühlt hatte, übersetzt in Gedanken, die sich dann in Worte kleiden ließen, gewiß alles sehr ungefähr, aber anscheinend konnten eben die Geusen im Gegensatz zu den Menschen genauso präzise fühlen wie denken.
    Delawaras Erlebnis unterschied sich insofern von Elbers, als sie sich nicht wehrte, sich nicht anstrengte gegen das fremde Wesen, das in ihrem Kopf fühlte. Aber im Gegensatz zu Elber hatte sie auch keinen Grund dazu. Ihre Vorstellung vom Galaxisbild, die sie sich vor dem Flug vorgenommen hatte, wurde nicht unterdrückt, sondern erzeugte so etwas wie einen freudigen Strom der Übereinstimmung, es wurde gefestigt, und dann wurde es größer und immer größer, sie sah bald nur noch das Zentrum, und hier, fühlte sie nun, war die Persönlichkeit zu Hause, die von ihr Besitz ergriffen hatte, hier fand die Arbeit statt, an der sie teilhatte, gewaltige Massen von Substanz und Strahlung setzte sie in Bewegung, nein, dirigierten sie gemeinsam...
    Sie waren beide etwas benommen, als sie wieder normal fühlten und dachten, aber als sie auf den Bildschirm blickten, sahen sie nicht nur Woleg, der den Flug hatte überwachen sollen, sondern auch Hirosh, und beide hatten besorgte Gesichter.
    „Was ist los?“ fragte Elber.
    „Der Abstand ist geringer geworden“, sagte Hirosh. „Der Abstand zwischen den Doubles.“
    „Während des Fluges?“
    „Nein, das zum Glück nicht. Aber im Vergleich zu deinem Flug damals. Um zwei Prozent.“
    „Deshalb die Aufregung?“ fragte Dela, die wenigstens zu erkennen geben wollte, daß sie auch wieder „da“ war.
    „Daraufhin“, fuhr Hirosh fort, „haben wir den Abstand bei den Zwillingen in der Aufzeichnung nachgemessen, da war auch schon eine Abnahme, nur kleiner.“
    „Ist doch klar“, meinte Elber, „wenn das eine Wiederholung der ehemaligen Startautomatik im Leerlauf ist, dann muß sie ja nun langsam abschalten - der Höhepunkt der früheren Periode ist doch vorbei!“
    „Zu dem Schluß sind wir inzwischen auch gekommen“, sagte Woleg, der bisher geschwiegen hatte. „Aber erst einmal waren wir froh, daß der Abstand wenigstens während eures Fluges konstant blieb. Na, nun kommt mal runter!“
    Atacama hatte diszipliniert, aber mit größter Unlust die Reise zu der stehengebliebenen Stadt angetreten. Sie hatte sich förmlich losreißen müssen von dem Bild der Galaxis, mit dem sie sich fast in jeder Minute beschäftigte, in der sie nicht schlief - und sie schlief nicht allzu lange, nur selten so viel, wie der Tagesplan vorsah.
    Es war gar nicht Ehrgeiz, der sie antrieb, möglichst viel aus dieser Darstellung herauszuholen, bevor sie allen Forschern auf der Erde zugänglich war. Sie hatte längst bemerkt, daß dieses Bild als Forschungsgegenstand für mehrere Generationen irdischer Astronomen und Astrophysiker Arbeit enthielt. Nein, sie war einfach gepackt davon, eine Art Entdeckerrausch hatte sie erfaßt, ein fröhliches Durchstöbern, das um so leichter vonstatten ging, als die wichtigsten Fragen der Expedition ja längst geklärt, die wichtigsten Ergebnisse unter Dach und Fach waren - wenigstens von ihrer Warte aus.
    Es war dies vor allem die eine, einzigartige und umwälzende Erkenntnis, daß man von jetzt ab die Kosmogonie nicht mehr als eine Wissenschaft von unbeeinflußt ablaufenden Prozessen betrachten durfte, sondern immer mit der gezielten Einwirkung einer Zivilisation auf stellare Prozesse zu rechnen hatte. Das galt hier vielleicht in noch viel weiterem Maße. Denn irgend etwas mußten die Geusen ja dort im Zentrum der Galaxis tun, irgendeinen Grund mußten sie gehabt haben, dorthin zu gehen, und das wird wohl nicht der schönen Gegend wegen gewesen sein!
    Sie hatte solcherlei Gedanken mehrfach mit Kiliman diskutiert, ein paarmal auch mit Hirosh, der ihr übrigens immer mehr Respekt abnötigte, obwohl sie sich nach wie

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