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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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auch das war nur eine Teilfrage. Wie sollte es denn überhaupt weitergehen? Das eine hing vom andern ab, die eine Frage war nicht ohne die andere zu beantworten.
    Wie also weiter? Wenn Atacama ihre Konzeption wirklich weiter durchsetzen wollte, dann mußte sie neue Ideen bringen. Aber die hatte sie nicht oder wohl richtiger: Die gab es nicht, die waren nicht möglich. Der kleine Zwischenfall mit dem Meßgerät aber hatte jetzt allen unmißverständlich bewußt gemacht, was sie vielleicht bisher nur undeutlich gefühlt hatten: Diese Arbeit konnte auch eine Meßboje ausführen, die könnte man hier aussetzen und sich inzwischen um den Planeten kümmern. Aber das hieße eben schon, die Konzeption beiseite zu schieben. Damit würde eine neue gebraucht. Welche? Die einzigen konzeptionellen Gedanken, die es gegenwärtig noch gab, steckten in dem Memo von Elber, dem Planetologen, und das hatte Ata in Bausch und Bogen verworfen. Freilich, jeder würde akzeptieren, wenn sie ihr Urteil und ihre Haltung zu der Frage korrigierte, alle würden willig daran mitarbeiten, eine neue Konzeption zu finden, auch der Planetologe, und ganz sicher wäre das die beste Lösung - aber würde sie das wollen? Konnte sie das noch?
    „Wir haben das Bauteil, das nach unserer Untersuchung nach und nach die ganze Baugruppe durch sein Versagen zerstört hat, in eine funktionstüchtige Baugruppe eingesetzt“, erklärte Gibralt die Arbeit, die die beiden Meßtechniker gerade abgeschlossen hatten, „und wir werden jetzt diese präparierte Baugruppe in das Zweitgerät einsetzen.“
    Nun begriff Kiliman, was sie vorhatten - sie wollten nachweisen, daß die Scheinanzeige beim Erstgerät, die soviel Aufregung verursacht hatte, nichts als der Beginn eines Defekts war. Kiliman konnte es ihnen nicht verdenken: Sie fühlten sich in ihrer Berufsehre angegriffen, in ihrer Würde verletzt, da niemand den Vorwurf zurücknahm, und so war es ihr gutes Recht, sich mit der Beweiskraft der Tatsachen zur Wehr zu setzen. Daß ihnen das keine Freude machte, war zu hören - aus Verlegenheit war Gibralt bei seinen sehr förmlichen Erläuterungen in die Redeweise eines Museumsführers verfallen. Er hätte auch darauf verzichten können, jeder sah und begriff jetzt ohnehin, was sie da taten, aber er wollte das selbstverständlich im Protokoll stehen haben.
    Rila schaltete das Zweitgerät mit der vertauschten Baugruppe jetzt ein - und es zeigte die gleichen Schwankungen, die vordem das Erstgerät angezeigt hatte.
    Jetzt muß sie aber etwas sagen! dachte Kiliman. Sonst steht sie nicht nur vor der Besatzung, sondern auch hinterher im Protokoll unmöglich da!
    Er blickte sich um, sah ihr in die Augen - und begriff mit einemmal: Sie war hilflos. Die berühmte, in vielen Stürmen erprobte CE hatte sich in eine Situation hineinmanövriert, der sie, kaum glaublich, nicht gewachsen war. Sie war bei sich auf eine Schwäche gestoßen, die niemand bei ihr vermutet hätte, auch sie selbst nicht, die freilich an einer Stelle saß, wo ihre Kraft noch nie praktisch erprobt worden war: Ata wurde offensichtlich hilflos bis zur Handlungsunfähigkeit, in dem Augenblick, als sie begriff, daß sie im Unrecht war - nicht einfach in einer Einzelfrage, sondern ganz und gar, konzeptionell. Das war ihr noch nie geschehen, und es lähmte sie buchstäblich...
    „Das Zweitgerät zeigt nach dem Einbau der präparierten Baugruppe die gleichen Schwankungen an, die vorher das Erstgerät gezeigt hatte“, stellte Rila fest, offensichtlich auch für das Protokoll, und dann bauten sie das Zweitgerät wieder ab.
    Kiliman suchte nach einer Formulierung, die eine Auflösung der Spannung wenigstens hinausschob und Atas Zustand nicht offenbar werden ließ, aber so schnell fiel ihm nichts ein, und dann geschah etwas, was seine Suche nach Worten überflüssig machte.
    Dela meldete: „Der Funkkontakt zur Basis ist unterbrochen!“ Sie wartete, ob eine Anweisung käme, und schaltete dann. „Eine Stoßwelle geht gerade drüber, Augenblick, ich sehe eben, ein B-Satellit ist in Sichtweite der Basis, ich rufe sein Bodenbild ab!“
    Die Tatsache, daß sich alles, was sie sahen, schon vor dreizehn Stunden ereignet hatte, minderte nicht die Spannung.
    Auf dem Schirm erschien eine der Spektralkombinationen, die Bodensicht ermöglichten.
    Dela regulierte Vergrößerung und Schärfe, es ging ihr so gut von der Hand, daß man merkte, sie hatte das schon öfter getan, und dann sah man, verschwommen zwar, aber erkennbar, die

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