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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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etwas.“
    „Das probieren wir mal“, sagte Woleg. Und mit etwas krampfhafter Leichtigkeit ordnete er an: „Haut euch in eure Konturensessel, schließt die Visiere, jetzt wird’s hart!“
    Langsam regelte der CB die Abschirmung herunter, und schon spürten alle, wie sie schwerer wurden. Er tat das nicht gern, da dabei sehr wahrscheinlich die jetzt mitgeschützten Endstufen einiger Anlagen zerstört würden, darum hatte er auch gewartet, ob nicht jemandem eine bessere Lösung einfiele. Aber anscheinend gab es keine andere.
    Woleg hatte das Bild der Umgebung auf dem Schirm, auf Normallicht aufgehellt, aber optisch ließ sich da überhaupt nichts feststellen. Oder? Was war das da? Tatsächlich, unmittelbar neben der Fähre ging ein Riß durch den Felsen, auf dem die Anlage stand. Der war vorher noch nicht da... Allerdings senkrecht zur Steilküste, also wohl nicht so gefährlich...
    Sie hatten jetzt die Fünfzig erreicht, die Glieder waren entsetzlich schwer, aber die Werte auf dem weit entfernten Außengravimeter stiegen nicht mehr weiter.
    Woleg hatte die schier zentnerschwere Hand auf der Tastatur liegen, aber er drückte die Tasten nicht, er ließ die Abschirmung weiter sinken, die Schwerebeschleunigung in der Fähre stieg auf sechzig, und nun sank auch die Anzeige auf dem Außengravimeter - dort schon unter fünfzig, aber das war ja ein Ende entfernt, wichtig war nur, daß seine Vermutung zutreffend gewesen war: Diese seltsame Erscheinung folgte der Abschirmung der Fähre wie bei einer Nachlaufregulierung. - Nur dieser Riß da...
    „Seid ihr alle angeschnallt?“ fragte Woleg über den Helmfunk. Die anderen bestätigten. „Das Gurtschloß wiegt mindestens zwanzig Kilo!“ Elber stöhnte.
    „Sechshundertzwölf Gramm“, korrigierte Woleg.
    „Sag ich doch!“ entgegnete Elber.
    Dieser Riß da... In diesem Augenblick sah Woleg, wie ein Teil der Anlage draußen zusammenbrach. Das Bild war ohne Ton, der Vorgang sah in seiner Lautlosigkeit fremdartiger aus als der fremdeste Planet. Es kam Woleg für einen Augenblick bitter an - wären sie seinem Vorschlag gefolgt und hätten die Produktion stillgelegt, wäre dieser Teil der Anlage leer gewesen und nicht zusammengebrochen unter der etwas über fünffachen Erdschwere, eine Menge Arbeit hätten sie sich gespart... An die Gefahr dachte er schon nicht mehr, sie schien ja gebannt, die außen angelegte Gravitation sank offenbar, sie folgte der Abschirmung im Abstand von fünf g , also in dem Wert, den die Stoßwelle auf ihrem Gipfel erreichte - äußerst sonderbar das alles, am sonderbarsten, daß seine Vorstellung von der automatischen Nachlaufregelung sich als zutreffend erwiesen hatte. Dabei war es doch absolut unvorstellbar, was das für eine Technik sein sollte, die zugleich globale Stoßwellen erzeugte und punktuelle Regelungen ermöglichte, ja, eigentlich war ein solcher Regelkreis gar nicht denkbar, höchstens als mathematisches Modell - und doch schien es ihn zu geben. Von wem aber angelegt? Wofür? Wann? Woleg schüttelte den Kopf. Nicht ablenken lassen. Die Gravitation sank weiter, hier drin war das zwar nicht feststellbar, weil sie nur die Differenz spürten, aber draußen zeigte das Meßgerät schon die normalen anderthalb und kam nun zum Stillstand. Bald würden die Werte die untere Grenze erreichen, und dann würde diese zusätzliche Belastung hoffentlich abflauen.
    Da, hatte er sich’s nicht gedacht! Wieder barst draußen ein Teil der Anlage, und jetzt rieselte der vorverdichtete Energieträger heraus, der hier die Form eines Granulats hatte, rieselte, ein Häufchen bildete sich, und nun - das hatte noch gefehlt! Das Häufchen hatte sich ausgedehnt bis zu dem Riß, und jetzt rutschte das Granulat in den Erdriß, war also unwiederbringlich verloren.
    Der Energieverbrauch der Abschirmung war nahe Null, eine Minute verging, eine weitere - jetzt war die Abschirmung ausgeschaltet, Gefahr bestand nicht mehr. Woleg atmete auf. Jetzt würde man ja sehen, ob die Zusatzlast schwinden würde. Er zwang sich, nicht auf die Anzeige zu sehen, ein kleines Spielchen würde er sich jetzt wohl leisten können, er wollte doch mal sehen, wann sein Körper merkte, daß er leichter wurde... Ja, jetzt hatte er das deutliche Gefühl... ein Blick zum Innengravimeter bestätigte: fünfundvierzig, also gut viereinhalbfache Erdschwere.
    Da würde nun wohl auch draußen nichts mehr einstürzen, zum Glück waren die Schäden nicht allzu groß, ein paar Tage Arbeit vielleicht, noch

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