Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
seufzte.
    „Und erzähl bloß keinem deine Traumgeschichte von den Weltraumreisenden!“ riet Dela.
    „Doch, Hirosh erzähle ich’s“, sagte Elber, „der lebt immer richtig auf, wenn er was Verrücktes hört.“
    „Gut, Hirosh ja“, stimmte Dela zu, „aber sonst keinem!“
    „Und wie denkst du dir das weiter mit dieser Stadt?“ fragte Hirosh, nachdem Elber berichtet hatte.
    „Es muß noch mal eine Gruppe hin, die aus den richtigen Leuten besteht und die richtigen Meßgeräte mitnimmt. Wir beide können schon ein Dutzend Fragen beisteuern, aber nur ein Gesellschaftswissenschaftler wird wohl angesichts dieser Stadt auf die entscheidenden Fragen kommen. Also Kiliman. Und dazu Meßspezialisten. Also Ri und Gibbi.“
    „Freut mich, daß du mal andern die Touristik überläßt, ich hab nämlich einen besseren Vorschlag für dich“, sagte Hirosh.
    Elber gefiel es nicht, daß seine große Entdeckung als Touristik abgewertet wurde, er protestierte, aber Hirosh lachte.
    „Dein Protest ist so sinnlos wie deine Theorie von den zweierlei Hominiden“, sagte er. „Nein, ich weiß es nicht besser, aber es kommt mir einfach unökonomisch vor, daß wir nun gleich zwei Zivilisationen bemühen müssen, um unsere Entdeckungen zu erklären. Hör dir erst mal an, was ich von dir will. Du bist doch Planetologe, ich weiß, das ist nicht einfach ein kosmisch erweiterter Geologe, aber ein bißchen Geologie ist doch drin, oder...? Also geh mal an die Explosionsstelle und mach eine Analyse über die geologische Zeitskala wenigstens der oberen Schichten. Verwende alle Techniken, die wir benutzen können, von der Radiokarbonanalyse bis zum Dünnschliff, na, das weißt du ja besser als ich. Mir geht es besonders um Widersprüche zwischen den Ergebnissen der verschiedenen Methoden.“
    „Du weißt doch schon mehr? Oder ahnst es wenigstens? Findest du das fair, mich im dunkeln zu lassen?“
    „Ich weiß nicht mehr“, verteidigte sich Hirosh, „ich habe nur gewisse Ahnungen, aber die betreffen die Richtung, nicht das Ergebnis. Ich glaube, daß Rotation und Achsstellung nicht immer so gewesen sind wie jetzt. Übrigens hast du mich ja selbst darauf aufmerksam gemacht, bei der Landung, weißt du noch?“
    Elber fiel, als er sich verabschiedete, wieder einmal das Wort ein, das Woleg geprägt hätte: Drei Dinge kann man von dem neuen CE zu jeder Stunde haben - Essen, Ideen und Zeit.
    Schon einen Tag später, einen Erdentag, kam Elber mit Ergebnissen. „Deine Erwartungen sind weit übertroffen“, berichtete er. „Das erste Wunder hab ich mit der Radiokarbonuhr erlebt. Bis etwa neuntausend Jahre rückwärts funktionierte sie einwandfrei. Aber dann waren die darunterliegenden Schichten plötzlich jünger. Das heißt, nach der Radiobarkonuhr als jünger ausgewiesen. Von da ab ging die Zeitskala wieder kontinuierlich rückwärts...“
    „Warte mal“, unterbrach Hirosh ihn, „ich glaube, es ist nützlich, wenn wir gleich Kiliman dazuholen.“
    Einige Minuten später kam Kiliman ins Keimhaus, und Elber wiederholte noch einmal, was er schon Hirosh berichtet hatte. Dann fuhr er fort: „Also erst mal hab ich mit drei, nein eigentlich vier anderen Meßmethoden festgestellt, daß es da keinen wirklichen Zeitsprung gibt. Danach hab ich mir die Dünnschliffe im Elektronenmikroskop angesehen, und siehe da, sie zeigten zum selben Zeitpunkt eine Veränderung. Bis dahin hatte nämlich die sozusagen normale Schwerkraft geherrscht, von da ab die herabgesetzte, das ergibt die Mikrokristallstruktur. Irgend etwas muß also zu diesem Zeitpunkt passiert sein, na ja, was heißt Zeitpunkt, dieser Punkt kann eine Ausdehnung von ein paar hundert Jahren haben.
    Schließlich hab ich noch den Restmagnetismus untersucht. Auch da gibt es zu dem fraglichen Zeitpunkt eine Veränderung - vorher hatte das Feld eine etwas andere Richtung.
    Vor neuntausend Jahren hat also der Planet eine Veränderung erfahren, die folgendes bewirkte: Erstens wurde die Rotationsachse senkrecht gestellt, zweitens wurde die verminderte Gravitation eingeführt und drittens - ja, das dritte ist nicht so einfach zu formulieren. Wenn die darunterliegende Schicht einen höheren Anteil an radioaktivem Kohlenstoff hat als die darüberliegende, dann kann das nur eins bedeuten: Zu dieser Zeit muß der Anteil des radioaktiven Kohlenstoffs im atmosphärischen Kreislauf höher gewesen sein. Die Veränderung, die der Planet erfuhr, bewirkte also, daß der Gehalt an radioaktivem Kohlenstoff stark sank.

Weitere Kostenlose Bücher