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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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zu überraschen. Na, gehen wir da hinüber“, er zeigte zu einer kleinen Gruppe von Büschen und Bäumen, „ich will Ihnen noch etwas Merkwürdiges zeigen.“
    „Na schön“, stimmte Atacama zu, „aber nachdem ich soviel Selbstbeherrschung gezeigt habe, darf ich wohl nun fragen: Was wollen Sie eigentlich, wozu machen Sie mit mir diesen Spaziergang? Denn Sie wollen doch irgend etwas?“
    „Ja“, sagte Hirosh, „ich will Sie die Schönheit dieses Planeten sehen lehren.“
    „Weiter nichts?“ fragte Atacama ungläubig.
    „Ist das so wenig?“ fragte Hirosh zurück. „Ich habe eher den Eindruck, daß das ein ganz schönes Stück Arbeit ist.“ Da Atacama nicht antwortete, fragte er nun seinerseits: „Was hatten Sie denn gedacht, warum ich Sie um Ihre Begleitung gebeten habe?“
    „Ich dachte“, antwortete Atacama ehrlich, „Sie wollten mir so etwas wie eine Konzeption für Ihre Leitungstätigkeit unterbreiten.
    Sie mit mir diskutieren. Mich um Rat fragen oder irgend so etwas.“
    „Was denn für eine Konzeption?“ erkundigte sich nun Hirosh.
    „Daß Sie bei der Übernahme der Amtsgeschäfte noch keine hatten, will ich verstehen“, sagte Atacama, „aber inzwischen müßten doch wenigstens Ansätze dazu vorliegen.“
    „Eine Konzeption dient dazu, die Tätigkeit aller auf ein bestimmtes Ziel zu richten und im groben die Wege zu diesem Ziel festzulegen. Und nun bitte schön - welches Ziel ist bestimmt genug, daß sich eine Konzeption dazu machen läßt und daß überhaupt Wege erkennbar werden? Machen Sie mir einen Vorschlag.“
    „Da ich das nicht kann...“ Atacama vollendete den Satz nicht. Es war ohnehin klar, was sie sagen wollte: deswegen sei sie ja zurückgetreten, und da er nun CE sei, habe er damit auch die Aufgabe übernommen und so weiter und so fort. Sie hatte vermieden, den Satz zu Ende zu führen. So abgebrochen, klang er wenigstens nach etwas.
    Nein, Hirosh gab sich keinen Illusionen hin. Atacama war zwar bereit zur Mitarbeit, aber nur in dem Rahmen, in dem sie das Leiten verstand. Sie hatte noch gar nicht begriffen, daß hier eine andere Art geistiger Tätigkeit vonnöten war, und er hatte es ihr auch noch nicht begreiflich machen können, vor allem deshalb nicht, weil er selbst noch nicht wußte, worin diese andere Art bestehen sollte. Sein Versuch, sie emotional an den Planeten zu binden, war jedenfalls fehlgeschlagen. Er mußte es auf anderem Wege versuchen. Vielleicht konnte er ihr wissenschaftliches Interesse wecken für das Leben hier? Es war zwar nicht ihr Gebiet, hatte aber doch Berührungspunkte.
    „So, setzen wir uns hierhin“, sagte er. „Sehen Sie mal zurück, fällt Ihnen etwas auf?“
    „Eine Pollenwolke steht über der Wiese, meinen Sie das? Das Gras blüht.“
    „Und alle Pflanzen zur selben Zeit“, sagte Hirosh. Atacama sah ihn aufmerksam an. „Jaja, ich verstehe schon“, erwiderte sie nachdenklich, „auf der Erde haben wir Jahreszeiten, da ist es uns selbstverständlich, im Frühling blüht es, im Sommer reift es... Aber hier gibt’s das nicht, also muß sich ein künstlicher Rhythmus erhalten haben.... hm.“
    „Ganz recht, bei diesen Kulturpflanzen. Aber jetzt wird’s schwierig, hören Sie zu. Es gibt ja auch Wildpflanzen. Wenn man nun eine bestimmte Art nimmt, beispielsweise diese hier“, er riß eine krautige Pflanze aus, „und wenn man dann feststellt, wie viele Tage sie blüht, und wenn man dann auszählt, wie viele Pflanzen zu einem bestimmten Zeitpunkt blühen und wie viele nicht, dann kann man daraus die Vegetationsperiode dieser Art ermitteln, wenigstens grob, denn die Proportionen zwischen blühenden und nichtblühenden ist gleich der Proportion zwischen Blütezeit und Nichtblütezeit. Leuchtet ein?“
    „Selbstverständlich“, sagte Atacama, „und wo muß ich nun mein Aha sagen?“
    „Gleich. Ich habe diese Zählung und Rechnung für verschiedene Arten von Wildpflanzen durchgeführt, die übrigens recht unterschiedliche Blütezeiten hatten. Aber die errechnete Vegetationsperiode war bei allen ziemlich gleich lang.“
    „Aha“, sagte Atacama, und es war zu hören, daß sie es ehrlich meinte. „Das ist also so, als ob früher einmal Jahreszeiten existiert hätten? Dann sollte man annehmen, daß diese Periode etwa ein halbes hiesiges Jahr beträgt, also sagen wir bis tausendzweihundert Tage?“
    „Nur die Hälfte“, sagte Hirosh.
    Atacama schwieg eine Weile. Dann sagte sie: „Na schön, ich gebe zu, das klingt interessant. Aber daraus

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