Zielstern Beteigeuze
geht nur im Raumschiff.“
„Dann hol ich die sphärische Kamera aus der Fähre“, erbot sich Elber. „Wirst du dich hier allein nicht graulen?“ Er wartete keine Antwort ab, schaltete seine Lampe ein und ging.
Als es wieder dunkel wurde und der Himmel wieder erschien, probierte Dela einen Schritt nach rechts, dann noch einen, der Himmel erlosch, das gleiche ergab sich nach links. Und nach vorn, auf die Mitte zu? Langsam setzte sie Fuß vor Fuß, aber der Himmel leuchtete weiter. Erst nach fünf Schritten kam es ihr vor, als ob sich da oben etwas verändere, als ob einige Sterne sich ein Stück von ihrem ursprünglichen Platz entfernt hätten. Sie ging wieder rückwärts, dann noch einmal vorwärts, diesmal mit erhöhter Aufmerksamkeit - ja, es stimmte. Was sollte das bedeuten?
Sie trat noch einmal zurück, leuchtete für einen Augenblick, um sicher zu sein, wo die Mitte der Kuppel war, orientierte sich dann, als es wieder dunkel war, auf einen Stern an der entgegengesetzten Wand und ging langsam los, den Blick fest auf eine Sternkonfiguration gerichtet, die sich besonders stark veränderte.
Nach fünfundzwanzig Schritten mußte sie ihrer Schätzung nach in der Mitte sein. Sie blieb stehen. Ja, jetzt war das der Sternhimmel dieses Planeten. Wenigstens soweit sie das mit bloßem Auge beurteilen konnte. Was sollten nur diese Verschiebungen? Im realen Kosmos müßte man einen verdammt weiten Weg zurücklegen, um solche Verschiebungen zu beobachten, zwanzig, dreißig Parsec mindestens, eher mehr, das würde sich genauer ausrechnen lassen... Da war sie schon wieder beim Berechnen, die Macht der Gewohnheit, aber trotzdem, wenn das Ganze einen Sinn haben sollte, dann doch nur als Markierung eines solchen Weges? Sollten die Geusen den etwa zurückgelegt haben? Waren sie zugewandert?
Delawara schalt sich voreilig. Erst einmal mußte sie ja prüfen, ob der vom Eingang zu sehende Sternhimmel überhaupt eine reale Entsprechung hatte oder ob einfache optische Gründe dafür vorlagen, daß sich die Sterne zueinander verschoben.
Als Elber am Eingang erschien, hatte sie eine Idee. „Mach mal die Lampe aus“, sagte sie. „So, und jetzt sieh mal nach rechts in halber Höhe, da stehen drei helle Sterne ziemlich eng beieinander, hast du die? Gut, komm jetzt zu mir, achte mal darauf, ob die Sterne sich verschieben!“
Tatsächlich, sie verschoben sich für Elber, aber nicht für sie. Also hing das Bild nur vom Blickwinkel des Betrachters ab. Das führte beinahe zwangsläufig zu dem Gedanken, daß es sich hier um ein Planetarium handeln müsse, um einen künstlichen Sternhimmel zu Unterrichtszwecken.
„Du gehst doch davon aus, daß die Geusen vor sechshundert Jahren den Planeten verlassen haben. Oder die letzten von ihnen. Und dann funktioniert das hier immer noch?“ Dela schien ungläubig.
„Manches andere funktioniert ja auch noch“, sagte Elber. Ihn interessierte viel mehr diese Verschiebung, und er sprach das auch aus.
Dela unterrichtete ihn von ihren Gedanken und Schätzungen. „Dann ist ja alles klar“, sagte Elber, während sie gemeinsam Schritt für Schritt die Bilder des Sternhimmels aufnahmen. „Irgendwann sind Leute von weither gekommen, warum, wissen wir nicht. Sie waren aber größer als die hier Lebenden und haben deshalb die Gravitation gesenkt. Sie hatten’s nötig, und den Kleinen wird es nicht geschadet haben. Offenbar waren beide menschenähnlich. Du weißt ja, je geringer die Schwerkraft, um so größer der Wuchs.“
„Und jetzt sind sie wieder abgereist und haben die Kleinen gleich mitgenommen?“ fragte Dela. „Du hast wirklich eine blühende Phantasie!“
„Besser eine blühende als eine vertrocknete“, antwortete Elber. „Das ging natürlich nicht auf dich!“
„Warum nicht? Wenn ich nur ein bißchen Phantasie gehabt hätte, hätte ich mich nicht mit dir eingelassen!“
„Unsinn, gerade weil du Phantasie hast“, setzte Elber im gleichen Ton fort, „darum hast du nämlich die ungeahnten Möglichkeiten erkannt, die noch in mir stecken!“ Er machte die letzte Aufnahme. „So, das war’s. Was meinst du, sehen wir uns hier noch ein bißchen um?“
Aber Dela hatte keine Lust mehr dazu. Einerseits, so führte sie als Argument an, gäbe es hier kaum etwas zu sehen, man müßte sich hierfür mit geeigneten Meßgeräten ausrüsten. Und andererseits dränge sie alles, ihre Vermutung zu überprüfen, die Aufnahmen auszuwerten.
„Hast recht, eine Denkpause ist angebracht.“ Elber
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