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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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irgendwelche Schlußfolgerungen zu ziehen - wäre das nicht zu weit hergeholt?“
    „Ich fürchte“, sagte Hirosh leise, „nur das Weithergeholte, das Ungefähre wird uns überhaupt Chancen zu Schlußfolgerungen geben. Rhythmische Eigenschaften der Vorgänge, Analogien zwischen ihnen. Ich weiß, das ist nicht Ihre exakt-methodische Wissenschaft, aber wenn man keine anderen Quellen hat, muß man auch daraus Wissen ziehen können.“
    „Mag sein“, gab Atacama zu, aber dann sperrte sie sich wieder, Hirosh hörte es mehr am Ton als an dem, was sie sagte: „Ich bin kein Roboter, Sie können mich nicht einfach vom Wissenschaftler zum Künstler umprogrammieren.“
    Merkwürdigerweise hatte Hirosh das Gefühl, daß sie ihm mit diesem ablehnenden Satz mehr geholfen habe als mit allem vorher Gesagten. Zum Künstler.... zum Künstler... Es war wohl bloß ironisch gemeint, aber es schien Hirosh, als stecke darin ein Hinweis, ein vernünftiger Kern.
    Doch dann sah er etwas, was ihn aufspringen ließ. „Da“, rief er, „ein Vogel!“
    „Ich sehe“, sagte Atacama verwundert.
    „Es ist der erste, den wir hier erblicken“, erklärte Hirosh, „ich habe schon lange darauf gewartet. Das Fliegen ist weit empfindlicher gegen Gravitationsstörungen als das Laufen oder Kriechen.“
    Er hätte noch viel dazu sagen können, aber er unterließ es - sie würde seinen Gedanken nicht folgen, denn die waren nicht auf Messungen begründet. Hirosh aber sah wieder das Bild vor sich, das sich ihm so fest eingeprägt hatte: Stümpfe und junge Bäume vor dem grauen Himmel, jetzt konnte er noch den Vogel hinzutun, und heute wertete er dieses Bild anders als damals. Heute war es für ihn ein Bild des neuen Wachsens und Werdens. Nun, dieser Gedanke war auch nicht so neu, er war sich schon lange darüber klar, daß hier systematisch eine neue Ökologie aufgebaut wurde, aber jetzt zum erstenmal erschien es ihm, als reiche dieses Symbol weit über die Ökologie hinaus - ja, wie weit denn? Und wohin? Mit Logik war da nichts zu machen.
    Er mußte lächeln. Wenn die Frau neben ihm alle seine Vermutungen und Phantasien kennen würde, müßte sie ihn für nicht ganz zurechnungsfähig halten. Es gab gar keine andere Möglichkeit, als abzuwarten. Und wenn es einmal ans Handeln gehen sollte, dann, das wurde Hirosh in diesem Augenblick klar, dann mußte er so weit sein, daß er entweder Atacama überzeugen konnte oder daß sie ihm aus Vertrauen folgte, auch wenn sie nicht überzeugt war. Denn in dieser Mannschaft war sie sein Gegenpol.
    Ein einziger Gang führte ins Innere des Kuppelbaus. Er war so niedrig, daß es schon zu anstrengend war, gebückt zu gehen, und noch zu hoch, um auf allen vieren zu kriechen; er war wie die Häuser ringsum für Einmetermenschen proportioniert.
    Der Gang führte vielleicht zehn Meter an der Innenwand entlang und dann noch einmal die gleiche Strecke in entgegengesetzter Richtung - keine Luftschleuse, denn er war nirgends verschlossen, wohl aber eine Lichtschleuse. Als sie ins Innere der Kuppel traten, sahen sie über sich einen Sternhimmel, sonst war alles finster.
    Sie entdeckten ihn aber nicht sofort, denn sie hatten aus Vorsicht die Helmfenster geschlossen und Scheinwerfer eingeschaltet - in den Häusern, die sie inspiziert hatten, waren sie auf allerhand Insekten, Spinnennetze oder ähnliches gestoßen, und man konnte nicht wissen, was sonst noch für Getier in den verlassenen Gebäuden hauste und sich vielleicht nur im Dunkeln heraustraute.
    Sie leuchteten also zunächst das Innere aus, sahen vor sich eine Halle, die etwa den äußeren Maßen der Kuppel entsprach und ganz leer zu sein schien. Dann wollten sie eigentlich nur sehen, ob irgendwo ein anderer Ausgang oder ein Riß im Gebäude war, löschten ihre Lampen, und da erblickte Dela den Sternhimmel. Elber bemerkte ihn nicht, er stand ein Stück neben ihr, und erst als er sich daraufhin hinter sie stellte, sah er es auch.
    „Merkwürdig“, sagte Dela.
    ja, das ist es wohl“, stimmte Elber zu. „Man müßte probieren, von wo aus die Lichter zu sehen sind und von wo aus nicht.“
    ja, das auch“, sagte Dela, „aber das hab ich nicht gemeint. Sieh dir doch diesen Sternhimmel mal genau an, fällt dir nichts auf?“
    „Du bist hier der Astronom.“
    „Kannst du aber froh sein. Das ist nämlich nicht der Sternhimmel dieses Planeten, da bin ich ganz sicher.“
    „Ist ja toll. Und wo er hingehört, kannst du das auch sagen?“
    „So aus dem Handgelenk nicht, das

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