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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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hin und her, aber das verbot ihm nun niemand mehr.
    Drei Stunden später hatten sie alle Bauteile hergestellt, die sich keimen ließen.
    „Schluß für heute“, verkündete Elber. „Ich bedanke mich bei euch!“
    „Nimmst du uns mal mit?“ fragte Vienna.
    „Wenigstens zu einem Rundflug?“ ergänzte Kerala.
    „Das Ding trägt nur zwei“, sagte Elber, „aber ihr könnt doch selber damit fliegen! Oder muß ich dazu zwei Steuerungen einbauen?“
    Dann bereitete er sich auf ein Gespräch mit Hirosh vor. Er hatte schon mehrfach gespürt, daß der CE eine Abneigung hatte gegen alle Unternehmungen, die die Leute von der Basis wegführten. Er verstand das zwar nicht, aber er zog daraus die Schlußfolgerung, daß er eben sein Vorhaben richtig begründen mußte.
    Hirosh hatte sogleich für ihn Zeit, als er sich bei ihm meldete. Elber breitete eine Karte aus, die das Gebiet im Umkreis von fünfhundert Kilometern zeigte.
    „Ich bin ausgegangen von der berechtigten Frage, die du neulich gestellt hast, du erinnerst dich sicher: nur eine Stadt auf einem ganzen Planeten? Ich habe das als Aufforderung zum Suchen und Forschen aufgefaßt, das hab ich doch richtig verstanden, oder...?“
    „Mach mal weiter“, sagte Hirosh, ohne sich zu einer Meinungsäußerung provozieren zu lassen.
    „Angenommen, diese Stadt steht nur noch, weil ihre Bewohner den Planeten als letzter Schub verlassen haben und niemand mehr da war, der sie zerstören konnte, ohne gleichzeitig großen Schaden in der Natur des Planeten anzurichten. Es ließen sich bestimmt noch Dutzende anderer Vermutungen formulieren, aber von irgendeiner muß man ja ausgehen. Nehmen wir das also mal an. Dann sind die anderen Städte also absichtlich dem Erdboden gleichgemacht, damit die Natur - ebenfalls deine These - sich reorganisieren kann. Wo wären sie dann zu suchen? Denn irgendwelche Reste - Grundmauern, Bauschutt oder was weiß ich - müßten doch zu finden sein, wenn man ein bißchen genauer sucht!“
    Er schwieg einen Augenblick und sah Hirosh an, aber der hatte sich um ein undurchdringliches Gesicht bemüht, und das war der gleiche Gesichtsausdruck wie der, wenn er Witze erzählte, vielleicht deshalb, weil er dann auch nicht wollte, daß ihm jemand vorzeitig die Pointe aus dem Gesicht ablas.
    Elber blickte jedenfalls schnell wieder auf die Landkarte. „Es gibt zwei Ansätze für Antworten“, fuhr er fort. „Nehmen wir an, alle Städte hätten die gleichen Bedingungen gehabt wie diese letzte, weil das eben die Lebensbedingungen der Geusen waren, dann muß man einen Platz in einer ebenen Parklandschaft suchen, ohne Wasserläufe. Das könnte etwa hier sein.“ Er zeigte auf einen Fleck der Karte. „Oder man kann annehmen, daß unsere Stadt eine Ausnahme war, weil sie die letzte wurde - na jedenfalls, wenn man von den Standortbedingungen ausgeht, wie sie uns geläufig sind von zu Hause, dann muß man woanders suchen. Die Geusen haben doch auch Geschichte, und ich nehme nicht an, daß sie irgendwann außer bei dem jetzigen Verlassen des Planeten schon mal einen Einschnitt gemacht haben, der so radikal gewesen wäre, alle geschichtlichen Zusammenhänge abzuschneiden - ja, wo wollte ich eigentlich hin? Ach so, hier, dreihundert Kilometer westlich von hier, mündet dieser Strom - da irgendwo landeinwärts hat bestimmt einmal eine Stadt gestanden, und wenn die Geusen noch so wasserscheu sein sollten. Das will ich mir mal ansehen. Das zuerst und später die andere Stelle.“
    Hirosh hatte aufmerksam zugehört. Wieder war er versucht zu sagen: Junge, das hat doch alles keinen Zweck, so erfahren wir gar nichts, es kann uns höchstens passieren, daß wir nicht hier sind, wenn es drauf ankommt. Aber er sagte es wieder nicht - wie hätte er sich begreiflich machen sollen, da er sich selbst nicht begriff, immer noch nicht!
    Er hätte sagen können: Sie haben schon begonnen, Kontakt herzustellen, damals, als du den Schmerz gefühlt hast, und wenn sie es jetzt wieder versuchen, müssen wir hiersein. Aber das war eben gar nicht seine Überzeugung, er fühlte, daß es auf ganz andere Dinge ankam, auf viel grundsätzlichere. Es war seine, Hiroshs, persönliche Orientierung, darüber nachzugrübeln, und er durfte sie nicht anderen aufzwingen, er hatte nicht einmal das Recht, anzunehmen, daß solche Erkundungen, wie Elber sie vorhatte, nichts brächten. Es war im Gegenteil sehr vernünftig, zu sagen: Was die Geschichte der Geusen aufklärt, klärt uns indirekt auch über ihre

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