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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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wichtig zu wissen -, dafür konnte man sich aber durch Zuruf noch ausgezeichnet verständigen.
    Die nächsttiefere Etage mußte mit dem Niveau des Bodens draußen ungefähr übereinstimmen, „zu ebener Erde“ würde man zu Hause sagen, aber die Treppe ging noch tiefer hinab. Türen gab es hier ebenfalls nicht, nur offene Türlöcher. Kiliman postierte Rila in dem Durchgang und betrat einen ziemlich großen Saal, dessen Wände diffuses Licht ausstrahlten; sonderbar, auch die Decke tat das, obwohl so viele Stockwerke darüber waren. Leuchten war also hier kein Zeichen dafür, daß sich dahinter der natürliche Himmel befand. Anscheinend nahmen die dunkleren Schichten an der Außenwand das Licht auf, und dann wurde es durch irgendwelche Kanäle in die Wände und Decken der Räume geleitet. Vielleicht durch das Baumaterial selbst? Ja, so würde es wahrscheinlich sein.
    Viele Durchgänge führten von diesem Saal aus in andere Räume, größere, kleinere, auch auf Korridore - es war schwieriger als im Stadtkern, hier ein System zu erkennen. Übrigens waren die meisten Räume unverhältnismäßig groß, sie riefen nicht den Vergleich mit menschlichen Wohnungen hervor. Und sie waren völlig leer. Ein wenig Staub lag am Boden, das war alles.
    Aber deutlicher als im Stadtzentrum wurde hier sichtbar, daß die Räume nicht immer leer gewesen waren, sondern daß sie geräumt worden waren - Alterung gab es selbst bei der technischen Perfektion, die einst hier geherrscht haben mußte, und so konnte Kiliman sehen, daß ein Teil der Wand irgendwie frischer aussah, da hatten anscheinend Möbel gestanden. Und an den Durchgängen gab es zwar keine irdischen Türangeln, aber doch in Handhöhe so etwas wie hervorgehobene Felder - möglicherweise früher einmal Sensortasten, jetzt bewirkten sie nichts mehr. Womit mochten sie die Durchgänge verschlossen haben? Irgendwelche Rillen, die auf mechanische Verschließbarkeit gedeutet haben würden, waren nicht zu sehen.
    Kiliman wies sich selbst zurecht. Unsinn jeder Versuch, konkrete Zeichen verstehen zu wollen, ohne überhaupt zu wissen, wie die Geusen aussahen! Aber freilich, die Anschauung lockte einen immer wieder ins Konkrete, dabei war Verstehen nur zu erhoffen, wenn man die richtige Richtung und Stufe der Abstraktion fand.
    Es half nichts, wenigstens ein paar Schritte tiefer mußte er hinein. Er kehrte um und gab Rila ein Ende der Sicherungsleine in die Hand. „Ihr bleibt auf eurem Posten“, sagte er laut, damit auch Gibralt oben ihn verstand, „wenn draußen etwas ist, zieht Rila an der Leine.“
    Die Leine war fünfzig Meter lang, das würde reichen. Er hätte zwar auch die beiden andern durch Leinen verbinden und so den Aktionsradius verdoppeln können, aber soviel hatte er gar nicht vor. Eine regelrechte, tiefer gehende Untersuchung mußte mit entsprechendem Gerät für Verständigung vorgenommen werden.
    Der erweiterte Wirkungskreis brachte auch nicht viel Neues, nur eine Wiederentdeckung: Die zylindrischen Räume, die ihm schon im Stadtzentrum aufgefallen waren, gab es auch hier, sie waren entsprechend größer, und sie waren zu Dutzenden neben- und übereinander angeordnet, eine ganze Wand voll von kreisrunden Löchern, an die sich je ein solcher Zylinderraum anschloß.
    Kiliman stand lange davor, allerhand phantastische Gedanken gingen ihm durch den Kopf, nichts wirklich Greifbares dabei... Was
    war das? Schlafstellen? Hygienezellen? Oder machten die Geusen in
    ihrem Leben so etwas wie eine Metamorphose durch? Nein, wohl nicht, die hatte doch biologisch nur Sinn für Tiere mit einem
    Außenskelett wie Insekten, aber die konnten kaum einen aufrechten
    Gang entwickeln, dazu war ein Innenskelett nötig, und vom aufrechten Gang zeugten die Treppen... Er würde Hirosh befragen
    müssen, was diesen biologischen Kram anging, der wußte da besser Bescheid. Aber irgend etwas anderes steckte noch in diesem Gedanken... Brutpflege?
    Ja, jetzt wußte er, woran ihn diese Säle erinnerten, in einem irdischen Musealkomplex hatte er einmal eine sogenannte Schule
    besichtigt, das war ein Riesengebäude, in das früher Unmassen von
    Kindern gestopft und in dem sie unterrichtet wurden von Lehrern, die oft auch nicht viel älter waren... Na ja, es ging wohl damals nicht
    anders, als die meisten Leute noch in der materiellen Produktion
    arbeiten mußten... Aber war da nicht wirklich etwas dran, war der Sinn dieser Stadt vielleicht irgendwo im Umkreis dieser beiden
    Begriffe zu suchen: Unterricht

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