Zielstern Centauri
und er würde die Information, die Docchi gern von ihm hätte, auch nicht herausgehen. Nona hatte die Verbindung abgebrochen.
Webber atmete schwer, als das Bild verlosch. „Kann mir jemand sagen, warum der General so höflich ist? Warum will er nicht landen, ohne uns zu fragen?“
„Er hat keine andere Wahl“, antwortete Docchi. „Der Asteroid ist viel größer als sein Schiff, und fast so schnell.“
Webber blickte verlegen um sich. „Ich hatte ganz vergessen, daß wir uns ja bewegen.“
„Ja. Außerdem könnten wir sein Schiff zertrümmern, was uns nichts schaden würde, es sei denn, es stößt gegen die Kuppel. Aber die nimmt nur einen winzigen Teil der Oberfläche ein. Was kann er sonst unternehmen? Nahe herankommen und Männer in Raumanzügen ausschicken? Dann nehmen wir einfach anderen Kurs, und er muß sie wieder auflesen. Wenn er es nicht anders will, lotsen wir ihn durch die halbe Galaxis hinter uns her.“
„Er kann also tatsächlich nicht landen“, wiederholte Webber. „Warum bin ich eigentlich nicht von selbst darauf gekommen?“
„Weil einer allein nicht alles wissen kann“, antwortete Jeriann. „Wenn Nona auf sich allein angewiesen wäre, dann säßen wir jetzt noch immer im Sonnensystem. Und das gilt für jeden, für Jordan, für Anti und auch Docchi. Nur gemeinsam kommen wir weiter.“
Bis jetzt vielleicht – aber das konnte sich ändern. Judds Sorglosigkeit beunruhigte Docchi. Er hatte nicht damit gerechnet, mit den Versehrten so schnell Verbindung aufnehmen zu können, aber als der Fall eintrat, hatte er sich nicht sehr erstaunt gezeigt. Er wußte, was er zu tun hatte, denn er hatte seine Befehle. Er war kein schneller Denker, der improvisieren konnte. Seine Spezialität war das Ausführen von Befehlen.
Aber – wenn Judd zuerst auch nicht aus der Fassung geriet, so änderte sich das doch gewaltig, nachdem er festgestellt hatte, daß sie sich nicht der gebräuchlichen Funkmittel bedienten. Docchi hätte eine Menge dafür gegeben, die Karte des Generals zu sehen. Er hatte versucht, den Offizier zu übertölpeln; leider ohne Erfolg. Der General wußte die Entfernung zwischen Schiff und Asteroiden, doch er hatte sich nicht verraten.
Webber ging neugierig zum Bildraster und starrte die Leitungen an. „Die Funkexperten des Generals werden eine Zeitlang Überstunden machen müssen“, bemerkte er.
„Für den Rest der Reise, schätze ich. Sie werden darauf kommen, daß der Raster eine Gravitationseinrichtung ist, aber das allein wird ihnen nichts nutzen.“ Dies war ein weiterer Faktor gegen sie selbst. Funkverbindung auf praktisch unbegrenzte Entfernung – solch einen Preis gab man nicht so schnell auf.
Eigentlich wollten sie nur Nona. Sie hatte ihnen indirekt die Gravitationsfahrt zurückgegeben – und jetzt dies hier. Natürlich würde man annehmen, daß noch mehr zu holen wäre – und das mit Recht! Docchi wünschte, Anti könnte hier sein, um ihnen Ratschläge zu geben. Er blickte sich nach Jordan um, aber der war schon fort. Carmeron stand mit Nona still in einer Ecke und sprach leise zu ihr – und sie lächelte. Webber starrte noch immer den Bildschirm an.
Nur Jeriann wartete auf ihn. Jetzt, nachdem der General darauf angespielt haue, fragte sich Docchi, ob sie wirklich auf ihn warte – und wie lange schon.
8. Kapitel
Anti schaute hinüber zur Kuppel. Das war der einzige Anblick, der sich ihr bequem bot. Und die Sterne. Sie streckte den einen Arm aus. Die Säure spritzte hoch auf. Seit einiger Zeit mußte sie sich mehr bewegen, um nicht zu frieren. Es war nicht angenehm, aber sie konnte es ertragen, in der Hoffnung, eines Tages wieder laufen zu können. Cameron hatte mit Jordan ein neues Präparat entwickelt, und sie hatte schon ein wenig von den Fleischmassen verloren.
„Ruhig, du wirst die Fische erschrecken“, sagte Jordan. Sie paddelte herum, bis sie ihn sehen konnte. Er kam so nahe wie möglich heran.
„Damit du mich nicht vergißt, wenn ich wieder gehe, habe ich dir ein Geschenk mitgebracht.“
„Was ist es? Ich kann es von hier aus nicht erkennen.“
„Ein Gürtel.“
„Du Lieber. Er ist wunderschön. Heb ihn mir für später auf. Er wird sich auflösen, wenn die Säure daran kommt.“
„Die Säure wird ihm nichts anhaben, dafür habe ich gesorgt.“
„Du hast ihn für mich gemacht? Das ist sehr lieb von dir.“
Jordan geriet in Verlegenheit. So viel hatte er damit eigentlich nicht zu tun. Er hatte hauptsächlich den Schutzüberzug
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