Zielstern Centauri
er in ihrer Nähe war. Sie konnte sich nicht erklären, was mit ihr geschah, wenn er sie berührte. Vor ihm hatten andere versucht, sich ihr zu nähern; sie hatte sich nichts daraus gemacht oder es war ihr höchstens unangenehm gewesen. Aber mit Cameron war es etwas ganz anderes. Sie hatte geglaubt, es bedeutete etwas, eine Maschine zu berühren und daher zu wissen, wie sie war. Aber ihm ganz nahe zu sein, ihn zu fühlen, ihn zu verstehen – ja, sich selbst zu fühlen …
Es verwirrte sie, denn es ging ihr jedesmal so, wenn er zu ihr kam – aber sie wehrte sich nicht dagegen.. Nona hatte einen Bildschirm aufgebaut, der an mehrere Maschinen angeschlossen war, und stellte ihn gerade ein, als Cameron zu ihr trat. Er legte seine Arme um sie. Sein Blick streifte über das Bild, das verschwommen aufflackerte. Als es klarer wurde, erkannte er zuerst einen Schatten – ein Schiff. Seine Arme sanken herab. Bildete er sich nur ein, daß es größer wurde? Seine Kehle war trocken. Das letzte, was er zu sehen wünschte, war ein Schiff. Cameron stürzte davon, um die anderen zu informieren.
*
„Und Sie sind sicher, daß es eins der Solar-Schiffe ist?“ fragte Docchi. „Nicht etwa von einer fremden Macht?“
Diese Möglichkeit hatte Cameron noch nicht in Betracht gezogen. Er hielt sich das Bild noch einmal vor Augen, bevor er antwortete. „Ich kenne mich mit Schiffen nicht so genau aus, aber ich glaube, es gehört der Solar-Regierung, außer, die Fremden benutzen unsere Sprache. Es stand ein Name auf der Außenwand. Ich konnte ihn nur zum Teil entziffern. Er hörte mit toria auf.“
„Die Viktoria also“, sagte Docchi. „Das größte seiner Art. Sie wurde einst für den interstellaren Dienst gebaut, bevor sich die Gravitationsfahrt als Fiasko herausstellte. Jetzt weiß ich, wie sie es getan haben. Da die Schiffe sowieso im Raumhafen lagen, brauchte sie nur klar gemacht und eine Informationsanlage in den Elektronenrechner eingebaut werden. Vielleicht wurde damit schon angefangen, während wir uns noch im Sonnensystem befanden und Nona noch gesucht wurde.“
Es war eine Ironie des Schicksals, daß ihre eigenen Entdeckungen nun gegen sie selbst ausgespielt wurden. Docchi hatte es ihnen sogar gesagt. Seine gedankenlose Bemerkung, daß die Fahrt ohne Nona möglich wäre, hatte sich herumgesprochen. Vogel, der Ingenieur, hatte die Nachricht wahrscheinlich weitergegeben. Sicher wäre sowieso einmal jemand auf die Idee gekommen, aber er hatte ihnen Wochen geschenkt. Und eine einzige Woche war von unschätzbarer Wichtigkeit – Planeten konnten verloren oder gewonnen werden.
Cameron schwieg, als sie weitergingen. Dann bemerkte er nachdenklich: „Das ist ein Schiff, und wir wissen nicht genau, wo. Wir wollen uns nicht ängstigen, bis wir herausfinden, wohin es will.“
Docchi antwortete nicht. Daß der Bildraster, den Nona gebaut hatte, ein Schiff zwischen den Sternen ausfindig machen konnte, wäre früher von ungeheurer Tragweite gewesen. Nur waren die Entfernungen in letzter Zeit geschrumpft. Ein Schiff lag nicht weit hinter ihnen. Und es war nicht auf einer Vergnügungsfahrt!
Am Aufgang zur Klinik trennten sie sich. Cameron wollte Jeriann holen. Docchi ging m sein Büro, von wo aus er Jordan zu erreichen versuchte. Aber er hatte keinen Erfolg.
Schließlich gab er es auf. Jordan hatte seine eigenen Ideen über die Wichtigkeit verschiedener Dinge – und seit kurzem befaßte er sich mit irgendwelchen geheimnisvollen Unternehmen, die zu verraten er sich weigerte. Er hatte sogar versucht, abzustreiten, daß er überhaupt mit neuen Entwicklungen beschäftigt war. Docchi bekam schließlich mit Webber Verbindung. Zu einem solchen Zeitpunkt war jede Hilfe gut. Webber war zwar kein Ersatz für Jordan, aber immerhin etwas. Am liebsten hätte er jetzt Anti bei sich gehabt, aber sie konnte ihr Gefängnis, das Becken, nicht verlassen.
Docchi setzte sich, um auf Webber zu warten. Er hatte gehofft, daß die Verfolgung noch nicht so bald beginnen würde. Aber sie würden schon Mittel und Wege finden, das Schiff wieder abzuschütteln – das war nicht die größte Bedrohung.
*
Stimmen waren im Gang zu hören, als Docchi und Webber sich ihrem Ziel näherten.
„Ich verstehe nicht, wo er so lange bleibt“, brummte Jordan. „Vielleicht warten wir besser nicht auf ihn.“
„Er hat dich gesucht“, sagte Jeriann. Ihre Stimme war in der Stille, die hier herrschte, weithin hörbar.
„Auf ein paar Minuten kommt es ja
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