Zielstern Centauri
wollen. Anti wechselte das Thema. „Das Sparen ist notwendig. Wie ernähren wir uns, wenn die Lebensmittel nicht ausreichen? Chemisch?“ Sie schnaubte verächtlich.
„Chemische Nahrung ist recht gut“, sagte Jordan. Sein Enthusiasmus hatte nachgelassen. Die ständige Diät beeinflußte sein Denken. Er schaute in die Runde. Sie hatten sich alle um den Bildraster versammelt. Nona saß zusammengekuschelt dicht neben Cameron und schlief friedlich. Docchi stand mit angespannter Miene. Jeriann war bei ihm, aber er schien sie nicht zu bemerken. „Wie lange soll das noch so weitergehen?“ fragte Anti. „Ich habe es langsam satt, im Dunkeln zu hocken und zu frieren.“ Eigentlich machte es ihr nichts aus; die Kälte fühlte sie kaum. Sie lehnte sich nur gegen die Ungewißheit auf.
„Bis wir Bescheid wissen“, entgegnete Docchi. „Den ganzen Weg bis nach Centauri, wenn es sein muß.“ „Aber wie erfahren wir es?“ „Sobald wir die relativen Geschwindigkeiten gemessen haben“, antwortete Docchi. „Der Raster ist ähnlich wie Radar. Leider benutzt er Schwerkraftwellen, und das kompliziert die Dinge etwas. Wir können nicht einfach einen Impuls aussenden und aufpassen, wie lange er braucht, um zurückzukommen, denn er pflanzt sich mit unendlich großer Geschwindigkeit fort.“
„Es gibt also keine Möglichkeit, es festzustellen? Der General scheint doch zu wissen, wie schnell wir fliegen.“
„Er hat eine bessere astronomische Ausrüstung“, erklärte Docchi. „Wir sind zudem ein größeres Objekt, und außerdem konnten sie unseren Lichtwechsel messen, bevor wir die Beleuchtung der Kuppel gestoppt haben.“
„Und jetzt können sie es nicht mehr feststellen, weil sie uns nur noch selten sehen?“
„Im Gegenteil. Wenn sie auf Draht sind, haben sie längst bemerkt, daß wir fast alle verfügbare Energie dem Antrieb zuleiten.“
„Wie sollen wir es denn überhaupt herauskriegen?“ fragte Anti.
„Durch Dreiecksvermessung“, erwiderte Docchi. „Zuerst haben wir sie von vorn gesehen. In letzter Zeit holten sie weit auf, so daß sie fast auf gleicher Höhe mit uns sind. Jetzt hoffe ich, daß sie wieder zurückfallen. Es kann Wochen dauern, bis wir es sicher wissen, besonders wenn unsere Geschwindigkeiten fast übereinstimmen.“
„Und wenn wir keinen Vorsprung gewinnen?“
„Bei der Energie, die wir aufwenden?“ unterbrach Jordan, der aufgehört hatte, am Raster zu schalten. „Aber gut. Sagen wir mal, wir schaffen es nicht. Dann kommen wir doch vor ihnen dort an, weil wir bis jetzt immer noch etwas Vorsprung haben.
Wenn wir keine fremde Macht antreffen, dann ist gar keine Rede von interstellaren Gesetzen. Sie werden uns über den gesamten Planeten jagen und vielleicht sogar vernichten, obgleich ich nicht glaube, daß ihre Gefühle das zulassen werden. Gibt es aber eine fremde Macht, was können sie dann machen? Wir haben unsere Geschichte zuerst vorgebracht.“
Jordan vereinfachte die Angelegenheit. Er übersah eine Anzahl von Dingen – und das mit Absicht. Sie mußten glauben, wenn sie ihr Ziel weiterverfolgen wollten. Seine Gründe waren verständlich, denn bis jetzt war das Gegenteil noch nicht bewiesen.
Der Asteroid schien Vorsprung zu gewinnen. Der Energieverbrauch für andere Zwecke wurde bis auf das äußerste Minimum heruntergedrückt und alle übrige Energie dem Antrieb zugeführt. Hartnäckig hielt die Jagd durch das All an. Wochen vergingen.
*
Jeriann besuchte Docchi, so oft sie sich von ihrer Arbeit im Laboratorium freimachen konnte.
„Ich verstehe eigentlich nicht“, begann sie, gleich nachdem sie sein Zimmer betreten hatte, „warum wir alle die Unannehmlichkeiten auf uns nehmen müssen, um schneller voranzukommen. Jetzt hat der General genau das gleiche gemacht und alle Energie auf die Fahrt konzentriert – mit dem Erfolg, daß wir zwar alle schneller fliegen, trotzdem aber den gleichen Abstand voneinander beibehalten. Ich sehe nicht ein, was es für einen Sinn hat. Für sie sind die Entbehrungen, die sie auf sich nehmen müssen, nicht so hart wie für uns. Und etwas schneller als wir sind sie in jedem Fall. Laß uns das Licht und die Wärme wieder aufdrehen. Der General wird unserem Beispiel folgen.“
„Vielleicht.“ Docchi war von ihrer Idee nicht so überzeugt.
Sie versuchte es noch einmal. „Erreicht der Bildraster die Erde?“
Er schüttelte den Kopf. „Nicht ganz. Seine Reichweite ist begrenzt. Ich kann keine Zahlen angeben, aber ich nehme an, wir
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