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Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Titel: Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Maczollek , Leslav Hause
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zusammengewürfelter Haufen, der nichts mehr mit den hehren Rockerprinzipien gemein hatte. Es schien nur noch um eigene Eitelkeiten zu gehen. Es war nicht mehr »einer für alle und alle für einen«, sondern nur noch jeder gegen jeden. In diesen Tagen haben viele ihre Clubmitgliedschaft beendet und die Devil Snakes lösten sich dann auch auf. Es lag auf der Hand, dass Peter nun ein Ghostrider werden konnte, und die Tatsache, dass er einen von uns weggeboxt hatte, musste ich persönlich regeln. Aber mein Einfluss war damals schon vergleichsweise groß, zumal ich ja auch nicht allzu viel später zum Deutschlandpräsidenten ernannt wurde. Peter bekam wenig später im Clubhaus der Ghostrider in der Hüllerstraße in Gelsenkirchen seine Prospectfarben der gelben Ghostrider übergeben und wurde somit einer von uns. Das Clubhaus gibt es übrigens heute noch – es gehört dem Bandidos MC.
    Von diesem Tag an war unser Lebensweg vorgeschrieben. Wir waren ein Kopp und ein Arsch, wie man im Pott sagt – ein Herz und eine Seele. Die Dortmunder beispielsweise, Dirk und Doege, haben uns später immer mal wieder die Kesslerzwillinge genannt. Und wir waren und sind auch heute noch wie Zwillinge – Brothers from different Mothers. Und auch wenn wir nicht an Gott glauben – an Seelenverwandtschaft glauben wir schon.

Die neue Familie
von Peter M.
    Die Angler gab es damals nur in Hamburg und Stuttgart. Man wusste, dass es diesen Club in Deutschland gab und dass er in Amerika eine echte Macht darstellte. Aber gesehen hatte ich bis dahin nie einen und ich war auch nicht der Typ, der vor einem Colour zusammengezuckt ist. Mir kam es immer auf den Mann an, der es trug. So, wie bei dem Ghostrider in Hannover, in dem ich nicht das Mitglied eines großen Clubs sah, sondern nur eine Pfeife mit großer Schnauze. Und die konnte ich noch nie leiden.
    Ich selbst wusste gar nicht mehr so richtig, wie die Sache in Osnabrück damals ablief. Aus meiner Sicht waren wir auf einer Party, und dann stand plötzlich dieser Typ da, der uns zwingen wollte, etwas zu trinken. Oder wir sollten Platz machen – irgendeine blöde, unwichtige Sache. Ja, und dann bekam er ordentlich eins auf die Backe und lag am Boden. So war das. Und dabei hatte es mich nicht einmal interessiert, was der Kollege auf dem Rücken hatte.
    Obwohl es das hätte tun sollen. Denn vor den Ghostridern hatte man in der Szene normalerweise Respekt. Der Club war vergleichsweise groß und man wusste auch, dass die Jungs nicht zimperlich waren, zumal deren Präsi wegen Totschlags zu elfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden war, nachdem er in Worms bei einer Massenschlägerei zwischen gelben Ghostrider’s und schwarzen Ghost-Riders einen der schwarzen abgestochen hatte. Der Vorfall hatte zwar zu mächtig viel Druck vonseiten der Ermittlungsbehörden geführt und einige Member veranlasst, den Club zu verlassen. Am Ende aber blieben – wie so oft nach einer Geschichte wie dieser – die echten Rocker bei der Stange. Die Jungs, die nur aus ein wenig Abenteuerlust mitgespielt hatten, waren mit einem Schlag weg. Zurück blieben all diejenigen, die mit ihrem Herzen dabei waren – also die Besten, und nur auf diese konnte man sich am Ende auch verlassen und nur solche Jungs kann ein Club in Wahrheit auch gebrauchen.
    Aus diesem und ein paar anderen Gründen hatte man Respekt vor den Ghostridern, denn nach dieser Sache galten die Jungs als Killer. Dass ich einen von denen umgeschwartet hatte, machte meinen Ruf naturgemäß nicht gerade schlechter. Das war die Methode, sich einen gewissen Ruf zu verschaffen, und daran arbeitete man als Rocker natürlich beständig …
    Die Probezeit bei den Ghostridern war verhältnismäßig kurz. Ungefähr sechs Monate. Und kein Vergleich zu dem, was man beispielsweise von amerikanischen Clubs gehört hatte. Dort konnte es wohl bis zu vier Jahre dauern, bis ein Anwärter sein Backpatch bekam, und die Zeit dahin mündete nicht selten in echte Sklavendienste. Das ist etwas, was ich bis heute nicht richtig verstehe. Natürlich will man seinen Nachwuchs auf die Probe stellen und im Laufe der Zeit Möglichkeiten finden zu erkennen, ob ein Anwärter richtig tickt und sein Herz an der richtigen Stelle trägt.
    Wenn ich die Neuen jedoch über einen derart langen Zeitraum systematisch zu brechen versuche, kommt am Ende häufig nur ein Arschloch dabei raus. Ein Sadist, der es später, nachdem er es geschafft hat, den neuen oder den älteren Mitgliedern wieder

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