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Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Titel: Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Maczollek , Leslav Hause
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Aktion zu planen, und als es endlich so weit war, sind wir dann zu viert – Les, ich und zwei andere Jungs aus dem Chapter Gelsenkirchen – nach Ulm gefahren. Wir hatten uns einen VW Passat mit »neutralem« Kennzeichen besorgt und den Rest der Ausrüstung holte man sich damals in Baumärkten: die dicksten Axtstiele, die es im Handel gab, und die Kabelbinder. Das sind die Dinger, die mittlerweile auch die Polizei anstelle von Handschellen verwendet.
    Als kleine Lebensversicherung, gleichsam nur, um auch wirklich auf Nummer sicher zu gehen, hatten wir noch zwei Schrotrepetiergewehre, sogenannte Pumpguns, mit an Bord, denn man konnte ja nie wissen, mit was diese Mietinger Landeier am Ende des Tages herumfuchteln würden. Was soll man sagen? Es ist einfach ungeschickt, wenn man mit Messern in eine Schießerei gerät. Solche Aktionen gehen dann selten gut aus.
    An dem besagten Freitag also fuhren wir zunächst einmal nach Wuppertal, um uns dort mit vier weiteren Brüdern aus dem Wuppertaler Chapter zu treffen, die uns nach Ulm begleiten wollten. Die Jungs folgten uns in einem Mercedes und so gegen 16 Uhr erreichten wir das Ghostrider-Clubheim in Ulm. Auch die Jungs aus Wuppertal hatten sich für die Unterrichtsstunde in Sachen Rockerehre beim »MC Road Gang« standesgemäß mit Baseballschlägern, Messern und ebenfalls einer Pumpgun ausgerüstet, und nach einer ausführlichen Lagebesprechung fühlten wir uns hinreichend für die anstehende Lektion vorbereitet.
    Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, dass keiner von uns mit dem Gedanken, jemanden zu töten, nach Mietingen gefahren ist. Darum ging es überhaupt nicht. Ghostrider waren keine Auftragskiller oder dergleichen. Es ging einzig und allein darum, den Herrschaften der Road Gang deutlich zu machen, dass man nicht mit der Polizei quatscht. Sie sollten ordentlich eins über den Scheitel gezogen bekommen, daran bestand überhaupt kein Zweifel, aber die Schusswaffen hatten wir einzig und allein mit, um für alle – wirklich alle – Fälle gerüstet zu sein. Aber es war ganz klar, dass wir da nicht hineinstürmen und sofort ein paar Leute mit der Schrotflinte umblasen würden.
    Wir fuhren also mit drei Fahrzeugen – die Wuppertaler, die Gelsenkirchener und der ortskundige Späher – in Richtung Clubheim des MC Road Gang und parkten die Autos zunächst einmal in einer Seitenstraße. Das waren damals noch die goldenen Zeiten, in denen man nicht aufpassen musste, das Mobiltelefon oder das Navi zu deaktivieren, damit man später nicht geortet werden konnte, weil diese Geräte in jenen Jahren schlichtweg noch nicht für die breite Masse erfunden waren. Man machte stattdessen das, was man bei Aktionen dieser Art immer tat: Sturmhauben über die Köpfe und die Autokennzeichen mit Gewebeband abkleben. Mehr war damals noch nicht zu berücksichtigen.
    Unser Plan war vergleichsweise simpel, aber er hatte sich oft genug bewährt: Man wartet versteckt vor dem Clubheim der anderen, bis der Erste kommt und den Laden aufschließt. Den schnappt man sich dann, gibt ihm eins auf die Kirsche und wartet im Haus auf den Rest der Bagage, die nach und nach eintrifft, und zwar immer schön nach der alten, bewährten Choreografie: Tür auf, Klatsch, Tür zu – der Nächste bitte.
    Das Clubheim der Road Gang lag etwas außerhalb des Ortes an einem Waldstück, was durchaus seine Vorteile hatte. Die Gefahr, von unbeteiligten Passanten gesehen zu werden, war vergleichsweise gering, und es war auch unwahrscheinlich, dass sich ein Nachbar wegen Ruhestörung oder dergleichen bei den Ordnungshütern meldete. Wunderbar! Aber der Nachteil lag auch auf der Hand. In einem etwas dichter besiedelten Gebiet wären unsere Autos nicht so aufgefallen. In einer Stadt oder in einem Gewerbegebiet wäre es einigermaßen unwahrscheinlich gewesen, dass einem Mitglied der Road Gang unsere Karren ins Auge gestochen hätten – hier draußen jedoch, in der schwäbisch-bayerischen Walachei, war das natürlich was anderes.
    Der Eingang zu dem Schuppen lag an einem Innenhof, sodass wir versuchten, unsere Fahrzeuge außerhalb dieses Areals so gut wie möglich zu verstecken. Es dürfte so gegen 18 Uhr gewesen sein, wie wir uns vor dem Road-Gang-Gebäude versteckten und warteten. Keiner von uns konnte wissen, wann der erste dieser Typen auftauchen würde. Das konnte in diesem Moment sein oder auch erst in zwei Stunden. Die Stimmung vor einer solchen Aktion kann man getrost als »Ruhe vor dem Sturm« bezeichnen,

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