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Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Titel: Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Maczollek , Leslav Hause
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denn natürlich ist man gespannt, wie die Sache laufen wird, und gleichzeitig auch sehr ruhig und konzentriert. Wer sich in diesem Zusammenhang eine Bier saufende, rülpsende und Heavy Metal hörende Rockerbande vorstellt, muss dieses Bild leider korrigieren.
    Wir warteten eine halbe Stunde, wir warteten eine Stunde und keiner tauchte vor der Hütte auf. Man saß leise flüsternd in den gut versteckten Autos und fragte sich allmählich, ob die Road Gang vielleicht Wind von der ganzen Sache bekommen hatte. Auszuschließen wäre es nicht gewesen, denn schließlich gibt es in jeder Gruppe und Organisation undichte Stellen. Was, wenn uns einer von den Ulmer Ghostridern verpfiffen hatte – aus Wut über seinen Präsi oder aus alter Verbundenheit zur Road Gang? Es gab viele Motive, so etwas zu tun, und nach und nach setzten wir uns gedanklich damit auseinander, dass vielleicht etwas schiefgelaufen war.
    Dann, endlich, näherte sich ein Fahrzeug der Hofeinfahrt. Das Auto verlangsamte die Fahrt, dann hielt es auf der Straße an. In unserem Passat wagte keiner mehr, auch nur zu atmen. Das Adrenalin stieg wie auf Knopfdruck und feuerte seine Botenstoffe in jede Faser unseres Körpers. Aber wir mussten noch warten, bis der Typ seine Karre parkte, ausstieg und das Rattenloch öffnete. Es verging eine Minute, zwei Minuten, drei – und nichts geschah. Und dann, mit einem Mal, fuhr der Wagen wieder an und entfernte sich zügig.
    Fragen über Fragen: Verrat? Schlechte Tarnung? Wurden wir vielleicht beobachtet? War der Typ eine Art Kundschafter, der für seine Kumpels im Hintergrund die Lage peilte? Saßen am Ende wir statt der Jungs von der Road Gang in der Falle?

Der Fehler
von Les H.
    Wir waren in einer denkbar blöden Situation. Unser Plan war zwar gut, aber er schien leider nicht aufzugehen. Einen Plan B gab es nicht, aber den selbst auferlegten Druck, nicht wieder mit leeren Händen heimzukehren. Noch so eine Nummer wie in der Schweiz konnten und wollten wir uns nicht leisten.
    Wir fuhren also zunächst einmal zurück in die Seitenstraße, aus der wir zuvor gekommen waren, um uns über das weitere Vorgehen zu beraten. Wenn man einen Schachzug im Voraus geplant hat und dieser dann aufgrund unvorhersehbarer Umstände platzt, sollte man die Sache – vernünftig betrachtet – immer abblasen. Wer monatelang in Berlin einen Tunnel gräbt, um an einem Wochenende unentdeckt und unerkannt eine Bank auszunehmen, sollte nicht mit einer Plastikpistole bewaffnet den Schalterraum stürmen, bloß weil kurz vor Schluss vielleicht der Betonbohrer abgebrochen ist. So etwas geht dann eigentlich immer schief.
    Nur, so vernünftig denkt man in solchen Momenten nicht. Wir hatten nur eines im Kopf: Wir wollten diese Sache zu Ende bringen – ganz egal, wie! Daran gab es nichts mehr zu rütteln und genau daran krankte am Ende die ganze Aktion. Was vorher durchdacht war, wurde plötzlich kopflos, und genau in diesem Bewusstseinszustand sind wir nach einer rund einstündigen Beratungspause zurück zum Clubhaus der Road Gang gefahren …
    Es ist generell so gut wie nicht vorhersehbar, was bei einem Überfall, wie wir ihn vorhatten, passieren kann. Man hat vielleicht einen Plan, wie man den Laden reinkommt, und möglicherweise hat man im Vorfeld auch abgesprochen, wann man wieder verschwinden würde, aber ob das dann alles genau so funktioniert, steht auf einem anderen Blatt. Berechnen lässt sich so etwas nie, weil man nie weiß, wie der Gegner reagiert, wie gut er aufgestellt ist und wie zäh er sich zu wehren weiß. Aber das war uns in diesen Stunden einfach egal. Wir hatten eine Mission und die galt es zu erfüllen, auf Teufel komm raus.
    Ein paar unserer Jungs sind daraufhin zu Fuß zurück in Richtung Clubheim gegangen, um die Lage zu checken. Und tatsächlich hatten sich in der Zwischenzeit ein paar Road-Gang-Member in dem Innenhof eingefunden. Aber nicht nur das: Nach allem, was unsere Jungs beobachten konnten, machten die Typen nicht den Eindruck, als erwarteten sie einen Angriff. Der Verdacht, jemand hätte unseren Plan verraten, war somit aus der Welt.
    Nachdem unsere Brüder wieder zurück bei den Autos waren, kamen wir nach kurzer Beratungszeit überein, dass wir nun gezwungenermaßen eine kleine Planänderung vornehmen würden. Es war nicht mehr notwendig, sich leise und im Verborgenen zu nähern. Da in der Zwischenzeit schon zahlreiche Mietinger vor Ort waren, entschieden wir uns für einen frontalen Überraschungsangriff: vorfahren,

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