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Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Titel: Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Maczollek , Leslav Hause
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stand er in Handschellen, und der Familienrichter meinte lakonisch: »Jetzt sind Sie frei!« So konnte man das natürlich auch sehen …
    Und danach ging die ganze Partie wieder retour. Irgendwie hat er sich damals wie zu Zeiten der Postkutsche gefühlt, als man für solche lächerlichen Fahrstrecken ähnlich lange Reisezeiten einkalkulieren musste.
    Über der Anklage aus Ulm schwebten allerdings auch noch zwei Vorgeschichten, die noch längst nicht erledigt waren. Das eine war eine Sache vom Ende der 80er-Jahre. Das war die Zeit, als die Freundschaft zwischen Les und mir schon so weit fortgeschritten war, dass wir über mehrere Monate hinweg in einer gemeinsamen Wohnung gewohnt hatten und sogar zusammen ein Auto besaßen. Und da wir beide Hunde hatten, waren wir damals auf die Idee gekommen, uns Trikes zu kaufen, auf denen wir die Hunde mitnehmen konnten. Das hat ein kurioses Bild ergeben: zwei Rocker auf ihren Chopper-Dreirädern und jeder einen Hund hintendrauf.
    Zu der Zeit war es dann auch zu einem Zwischenfall in Bottrop gekommen. Wir standen in einer Kneipe, die einer Diskothek angeschlossen war, an der Theke – natürlich in voller Ghostrider-Montur –, als ein paar Typen reinkamen, die meinten, ein wenig Ärger machen zu müssen. Der Klassiker!
    Plötzlich meinte einer: »Schau mal, die Ghostbusters!«
    Großes Gelächter allenthalben – der Typ hatte einen richtigen Brüller gelandet.
    Les drehte sich um: »Wie bitte?«
    Der Typ: »Ghostbusters!«
    Les meinte: »Hör mal, entweder du sprichst das jetzt richtig aus, oder ich muss dir leider eine klatschen!«
    »Da steht aber Ghostbusters!«
    Okay, das war dann doch eine klare Ansage von dem Vogel und kaum hatte er sich – nachdem er erneut seine Lacher an der Theke geerntet hatte – wieder zu uns umgedreht, gab es auch schon einen Satz warme Ohren. In null Komma nichts hatte sich zwischen uns und diesen Witzbolden eine veritable Kneipenschlägerei entwickelt, die leider sehr böse enden sollte.
    Mit »böse« meine ich nicht, dass einer von diesen Dumpfbacken ein Messer in den Arsch bekommen hatte – das sind ganz normale Gebrauchsspuren! Nein, es war vielmehr so, dass bei der ganzen Sache ein unbeteiligter Gast zwischen die Fronten geraten war. Einer dieser Typen war gerade im Begriff, mir einen Barhocker über den Kopf zu ziehen. Ich konnte mich jedoch im letzten Augenblick wegducken und der Idiot traf einen Mann, der nichts mit der Sache zu tun hatte, so ungeschickt am Kopf, dass der Unglückliche dabei ein Auge verlor. Das war jedoch noch längst nicht alles …
    Nicht nur, dass diese Penner eine Schlägerei angezettelt hatten – sie gingen danach auch noch zur Polizei und zeigten uns wegen dieser Geschichte an. Und dieses Verfahren war – als wir in Ulm in U-Haft saßen – noch anhängig. Eine Sache, für die wir eigentlich nicht viel konnten, die aber nicht gerade zu einem feinen Leumund beitrug!
    Aber da war ja auch noch die Geschichte mit dem SPD-Fest im Freibad des Gelsenkirchener Jahnstadions …
    Es war eine Veranstaltung des Orts- oder Kreisverbandes der SPD im Schwimmbad. Um was es genau ging, war uns im Grunde völlig egal – irgendeiner wusste von der Feier, es war schönes Wetter und es stand nichts anderes auf dem Programm, und so hingen wir da gemütlich mit fünf oder sechs Mann an einem Bierstand und tranken eine Kleinigkeit. Die Stimmung war hervorragend und keiner schien sich in diesem Umfeld daran zu stören, dass auch ein paar Rocker anwesend waren. Dazu hätte es auch gar keinen Anlass gegeben …
    Wir waren gut drauf, tranken unsere Bierchen, kamen mit den Leuten ins Gespräch und hatten einen richtig schönen Abend. Das Bier floss gut, eine Runde nach der anderen wanderte über den Tresen, zwischendrein wurde immer mal wieder bezahlt … alles war im grünen Bereich.
    Dazu muss man auch sagen, dass wir – oder Mot orradrocker im Allgemeinen – nicht ständig auf Krawall aus sind. Natürlich, wenn man damals in einschlägige Kneipen oder zur Großmarkthalle gegangen ist, lag immer Ärger in der Luft, und wenn man Lust auf ein bisschen Ärger, also Spaß, hatte, ist man zu bestimmten Uhrzeiten eben in diese Läden gewandert. Wenn wir aber – wie an jenem Abend – ganz einfach irgendwo ein, zwei Bierchen trinken wollten, waren wir wie ganz normale Leute unterwegs. Man fuhr nicht zu einem Sommerfest der SPD, um sich zu prügeln. Mit wem denn? Bei solchen Anlässen waren viel zu wenig Chaoten unterwegs, mit denen man etwas

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