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Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Titel: Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Maczollek , Leslav Hause
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raus aus der Karre, rauf auf die Mütze und wieder weg. Eine einfache, aber effektive Guerillaaktion. Eine Notlösung zwar, aber wehtun sollte sie allemal!
    Die Sturmhauben wurden wieder über das Gesicht gestreift und dann ging es auch schon los. Rein in den Hof, Vollbremsung, aus dem Auto raus und dann mit Axtstielen und Baseballschlägern auf alles drauf, was eine Kutte trug. Die Ersten, die es erwischte, waren vier völlig verblüffte Typen, die gerade dabei waren, Bierdosenpaletten aus einem Kofferraum zu holen. Klatsch!
    Die Jungs flüchteten sich nach den ersten Hieben und Schlägen in den Eingangsbereich des Clubheims und wir direkt hinterher. Dort hatte sich bereits ein Mietinger mit einem Barhocker in den Händen aufgestellt, aber als der in den Lauf der Pumpgun blickte, nahm er das Möbelstück wieder herunter. Und dann gab’s auch schon wieder was mit dem Knüppel!
    Im Thekenraum hatten sich in der Zwischenzeit die Mietinger formiert und begannen mit Gläsern auf uns zu werfen. Eine Situation wie in einem schlechten Haudrauf-Western. Bierkrüge und Flaschen flogen wie aus einer Stalinorgel abgeschossen in unsere Richtung, und wir versuchten, die Wurfgeschosse mit den Baseballschlägern und Axtstielen abzuwehren. Die Scherben spritzten nur so durch den Raum, und während diese Typen aus einem gut gefüllten Arsenal wie behämmert Flaschen und Krüge warfen, hatten die Ersten von denen auch schon Knüppel und andere Schlaggegenstände in den Händen.
    Wir waren buchstäblich ins offene Messer gelaufen. Von Raumgewinn konnte kaum die Rede sein, wie wir da, mit unseren Holzstöcken herumfuchtelnd und Wurfgeschosse abwehrend, noch immer im Eingangsbereich standen. Gleichwohl hätte man die Aktion trotzdem als gelungen werten können, denn schließlich hatten ein paar von den Mietinger Jungs böse was auf die Fresse bekommen, und das Clubheim war auch nur noch ein Trümmerfeld – Mission accomplished, zumindest einigermaßen, Zeit für einen geordneten Rückzug.
    Den wollte uns die Mietinger Road Gang allerdings nicht so richtig gönnen, und so setzten die Jungs mächtig nach. Denen schien nun wirklich alles gleichgültig zu sein. Das Clubhaus lag in Scherben, einige ihrer Jungs hingen stöhnend in den Seilen – nun war alles egal. Wie sie plötzlich mit allerhand Schlaggegenständen bewaffnet auf uns zustürmten, machte es fast den Anschein, dass sie jetzt auf Teufel komm raus noch ein paar Jungs von uns erwischen wollten.
    Bei den Autos wartete einer unserer Brüder mit der Pumpgun, und wie wir uns vor der heraneilenden Rockermasse in die Wagen verteilten, krachten plötzlich Schüsse. In die Luft, wohlgemerkt, denn bei der Streuwirkung einer Schrotflinte konnte man eigentlich nur in Richtung Himmel ballern, wenn man niemanden verletzen wollte. Aber der bloße Knall allein hatte schon eine eindrucksvolle Wirkung. Peter hielt die rauchende Knarre in der Hand und konnte beobachten, wie die Mietinger schlagartig und wie angewurzelt stehen blieben. Wir indes sprangen in unsere Karren und entfernten uns mit durchdrehenden Reifen vom Hof der Road Gang. Abflug!
    Da wir die ganze Aktion so unauffällig wie möglich gestalten wollten, hatten wir uns einen knallgelben Wagen besorgt. Dazu muss man heute wohl nicht mehr viel sagen … Wir waren eben noch jung und unerfahren. Unsere Waffen – Schläger und Pumpguns – hatten wir zwar alle wieder mitgenommen, dafür ließen wir Dutzende von Kabelbindern zurück, was natürlich auch noch sein Nachspiel haben sollte.
    Auf der Landstraße, irgendwo im Umland von Ulm auf der Flucht in Richtung Gelsenkirchen, sahen wir dann plötzlich aus einiger Entfernung einen Polizeiwagen mit Blaulicht auf uns zukommen. Wir stoppten sofort das Auto, um die beiden Pumpguns in einen Graben zu werfen, und waren innerlich schon bereit, von den heranrasenden Bullen in die Zange genommen zu werden, aber der Wagen raste – ohne von uns Notiz zu nehmen – vorbei in Richtung Clubhaus der Road Gang. Durchatmen!
    Und sogleich kamen wieder die ersten Gedanken und Zweifel, wie diese Aktion nach der missglückten Sache in der Schweiz von unseren Brüdern aufgenommen würde. Wir hatten ja nicht viel vorzuweisen: kein einziges Colour der Road Gang und dazu zwei Pumpguns, die irgendwo in der freien Natur versenkt worden waren – eine herausragende Bilanz!
    Als die Bullenkutsche an uns vorbeigeschossen und uns klar geworden war, dass sie es nicht auf uns abgesehen hatten, drehten wir wieder um,

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