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Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Titel: Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Maczollek , Leslav Hause
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Brüdern!
    Aber dann platzte irgendwann die Bombe Nummer 1. In dem Prozess wegen des Überfalls auf die Road Gang kamen wir tatsächlich mit einer Bewährungsstrafe davon. Es liegt mir fern, an dieser Stelle Richterschelte zu betreiben, und um ehrlich zu sein, hätte ich den Richter damals am liebsten in meinen Freundeskreis aufgenommen, aber wie man bei einem bewaffneten Überfall auf ein Clubheim, bei dem es Verletzte gab und auch noch geschossen wurde, zu einer Bewährung kommt, wird mir ewig ein Rätsel bleiben.
    Für diese Nummer allein wären wir heute – da es ja nun angesagt ist, hart gegen Rocker vorzugehen – für mindestens sechs bis acht Jahre in den Bau gegangen. Wir beide indes durften nach sechs Monaten Untersuchungshaft als »freie« Bürger den Gerichtssaal verlassen, und das allein war schon einmal Grund genug, in Gelsenkirchen eine ordentliche Willkommensparty zu feiern. Die anderen beiden Gerichtstermine hatten wir zwar noch vor uns, und wir konnten beileibe nicht ahnen, wie diese Geschichten enden würden, aber für den Moment war erst einmal eine große Last von unseren Schultern gefallen.
    Kaum draußen und gerade die ersten Bierchen getrunken, drohte jedoch schon wieder Ungemach. Noch während unserer Willkommensparty in einer Kneipe war es erneut zu einem Streit gekommen, in dessen Folge ein paar unserer Jungs den anderen hinterher sind, um die Sache zu einem ordentlichen Ende zu bringen. Peter und ich waren – und das erstaunt mich heute noch – an diesem Abend, die Bewährungsgeschichte vor Augen, vernünftig geblieben und nicht mit zu der Schlägerei gefahren. Und bei der muss es ordentlich gescheppert haben, denn am Ende blieben zwei Männer schwer verletzt liegen – einer von uns und einer von den Hot Wheels aus Essen, der auch noch befürchten musste, querschnittsgelähmt zu bleiben. Und nur eine Woche nach diesem Vorfall durfte Peter deswegen dann auch seinen ersten SEK-Einsatz live erleben …
    Da die Polizei wissen musste, dass man ihm in Ulm vorgeworfen hatte, bei dem Überfall auf die Mietinger Road Gang geschossen zu haben, stürmten die freundlichen Herren in Schwarz Peters Bude mitten in der Nacht. Die Aktion muss in Sekundenschnelle passiert sein, wie er mir danach berichtete. Er lag mit seiner Freundin zusammen im Bett, beide hatten schon geschlafen, als Peter im Halbschlaf wohl mitbekommen hatte, dass der Hund im Flur ein wenig unruhig war. Und dann schepperte es wohl auch schon: Tür eingetreten, Blendgranate ins Schlafzimmer und alles auf den Boden.
    Peters Hund wäre um ein Haar erschossen worden und seine Freundin schrie völlig panisch um Hilfe. Peter wurde dann in Handschellen abgeführt, erkennungsdienstlich behandelt und nach einem halben Tag – nachdem ihn die anderen nicht als Täter identifizieren konnten – wieder freigelassen. Gut, es war auch nichts anderes zu erwarten, aber man konnte ja nie wissen. Wie heißt es im Volksmund? »Man hat auch schon Pferde kotzen sehen …«
    Im Oktober 1990 war die Entlassung in Ulm und im November standen wir auch schon in Essen vor dem Landgericht, wo die Schwimmbadschlägerei auf dem SPD-Fest verhandelt wurde. Im selben Saal übrigens, in dem kurz zuvor Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner – die Geiselgangster von Gladbeck – sich ihre lebenslängliche Haftstrafe abgeholt haben. Das Damoklesschwert schwebte schon wieder über unseren Köpfen und in diesem Fall war ich mir eigentlich sicher, dass wir in den Bau mussten. Die Kacke war derart von den Medien aufgeblasen worden, dass wir eigentlich sicher sein konnten, dass sich der Richter von diesem Hype beeinflussen ließ. Aber es passierte wieder nichts.
    Die Zeugenaussagen der unbeteiligten Gäste an diesem Trinkstand berichteten einwandfrei, wie der Vorfall sich ereignet hatte, der Richter wertete die Sache als ganz normale Schlägerei und schickte uns mit ein paar mahnenden Worten im Gepäck wieder nach Hause. Schwein gehabt.
    Fehlte nur noch der Prozess um die Kneipenschlägerei mit den »Ghostbusters«. Und siehe da, auch in dieser Verhandlung kam es zu einer überraschenden Wendung: Nicht nur der Mann, der ein Auge verloren hatte, sondern auch weitere Gäste bestätigten vor Gericht, dass wir den Streit nicht angezettelt hatten, und der Richter verdonnerte die Idioten, die uns zuerst provoziert und dann angezeigt hatten, zu einer Schmerzensgeldzahlung an den Mann mit dem verlorenen Auge. Und das war unsere Justiztour des Jahres 1990. Wir hatten wider

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