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Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Titel: Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Maczollek , Leslav Hause
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den Knast kam …
    Und mit einem Mal meldeten sich Member aus der ganzen Republik, um uns ihr Leid zu klagen – und die Geschichten, die sie erzählten, waren erstaunlicherweise fast identisch. Die Masche von Diesel, so durften wir zu jener Zeit erfahren, war im Grunde recht simpel, aber effektiv: Er lieh sich ständig bei einfachen Membern Geld, besonders gerne aber bei Anwärtern. »Hey, Bruder, kannst du mir mal eben 500 Euro geben, bekommst sie auch wieder!«
    Tja, und dann haben die Jungs ihre Börsen geöffnet oder sind mal rasch zum Geldautomaten gefahren, um ihrem Chef auszuhelfen. Ein klarer Fall! Da stand der Deutschlandchef der Bandidos, der mächtigste Bandit Deutschlands, und fragte ein kleines Mitglied um Hilfe. Wer hätte denn da Nein gesagt, zumal man auf diesem Weg mal an den Vice-Presidente Europe rankam. Und wer weiß, womöglich machte sich dieser kleine Gefallen ja eines Tages bezahlt, wenn es um einen Posten oder dergleichen ging?
    Die Jungs haben also regelmäßig Geld, Schmuck und andere Wertgegenstände zu dem Typen rübergeschoben und dann verrannen die Tage, Wochen und Monate. Von dem großen Vice-Presidente war komischerweise nichts mehr zu hören, und wenn man ihn auf einer Party mal zufällig traf, war das natürlich eine blöde Zwickmühle. Viele hielten einfach den Mund und hofften weiter auf den Tag, an dem der Penner seine Schulden zurückbezahlen würde. Andere hatten den Mumm, ihn auf die Kohle anzusprechen, und auch diese »Gespräche« liefen – so wurde uns dann berichtet – immer nach demselben Muster ab:
    »Hey, kannst du dich noch an mich erinnern? Ich bin vom Chapter Sowieso. Weißt du noch, wir haben uns dort doch vor ein paar Monaten mal unterhalten …«
    »Und? Um was geht’s?«
    »Also, ich hab dir doch damals ein wenig Kohle geliehen … Weißt du nicht mehr? Es müssen so um die 500 Euro gewesen sein …«
    »Und?«
    »Ich wollte halt nur mal fragen.«
    »Was wolltest du fragen?«
    »Na, ob du das Geld vielleicht zufällig dabeihast.«
    »Hör mal, willst du mich hier verarschen, oder was? Als ob ich jetzt keine anderen Sorgen hätte … Was geht denn hier eigentlich ab? Weißt du Vogel überhaupt, mit wem du hier redest?«
    Spätestens an diesem Punkt war das Gespräch natürlich beendet und der arme Kerl ist mit vermutlich zusammengepressten Arschbacken leise wieder verschwunden. Das Geld war futsch, das war dem Bruder natürlich klar geworden. Denn eine Handhabe hatte er natürlich nicht. Hätte er hingehen sollen und dem Typen eins aufs Maul geben? Dem Vizepräsidenten Europa des Bandidos MC? Oder ihm gar drohen? Diesen wagemutigen Gesellen hätte ich gerne einmal kennengelernt – den hätten wir sofort zum Ehrenpräsidenten oder Ritter geschlagen!
    Es war natürlich klar, dass es in einem streng hierarchisch geregelten 1%er-Club nicht möglich war, mal eben den Chef zu stellen oder unter Druck zu setzen. Und das wusste unser korrupter Vice-Presidente natürlich ganz genau und nutzte das eiskalt aus.
    Die Jungs sind damals zu uns gekommen, weil sie ganz genau wussten, wie wir zu dem Vogel standen. Und sie wussten, dass sie es mit zwei Gründungsmitgliedern des Clubs zu tun hatten, die sich am Ende des Tages vermutlich nicht wegen dieser Nase in die Hose scheißen würden.
    Von einzelnen Geschichten sensibilisiert, hörte man sich ein wenig im Club um, und als uns immer neue Fälle zu Ohren kamen, war das Maß voll. Wir fuhren mit einer kleinen Abordnung nach Dänemark, um mit Jim zu sprechen. Der hörte sich alles an, und in diesem Gespräch kam dann auch heraus, wie Diesel uns im Jahr 2002 bei den Dänen verarscht hatte: Da unsere Englischkenntnisse nicht die besten waren, Diesel die Sprache jedoch ganz gut beherrschte, hatte der Vogel damals ganz einfach falsch übersetzt und den Dänen eine ganz andere Geschichte über meinen Rücktritt erzählt. Außerdem hatte er über die Jahre hinweg Dinge, die Les für den Club gemacht hatte, einfach vereinnahmt und sich mit den berühmten fremden Federn geschmückt. Und so war er damals von Dänemark zum Vice-Presidente gekürt worden.
    Das Gespräch hatte eine gute und eine schlechte Seite: Zum einen konnten wir endlich in Erfahrung bringen, dass Dänemark 2002 kein falsches Spiel betrieben hatte. Andererseits war nun endgültig klar geworden, welch ein Vogel die deutschen Bandidos die vergangenen eineinhalb Jahre geführt hatte ! Spätestens seit diesem Zeitpunkt sind wir generell ein wenig vorsichtiger in der

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