Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)
Einschätzung von Freunden und Brüdern geworden.
Jim und ich sind daraufhin zu Diesel in den Knast gefahren und haben um eine Audienz beim großen Meister gebeten. Es sollte die letzte sein, die er in seiner Laufbahn als Bandido geben sollte. Die Botschaft, die wir ihm zu überbringen hatten, war klar und unmissverständlich:
»Pass auf, Kollege, du hast viel Scheiße am Hals. Wenn du hier wieder rauskommst, hast du genau zwei Möglichkeiten: Wir schmeißen dich aus dem Club und du bekommst ein › bad standing ‹ und dann werden dir alle, denen du noch Geld schuldest, schön eins auf den Kopf hauen. Oder du gehst freiwillig!«
Diesel ging freiwillig, und wie sich später erst herausstellte, hatte er auch beim National Chapter seine Dinger gedreht und Schulden gemacht. Schulden, die Les und ich dann auch noch bereinigen mussten …
Seine zahlreichen Entschuldigungsversuche später wollte keiner hören. Für den Bandidos MC weltweit war dieser Mann endgültig gestorben!
Ich wurde neben Käse als weiterer Vice-Presidente Germany ins Amt eingeführt. In Dänemark war ich zwar aufgrund meiner bisweilen etwas offenen Art nicht ganz so gut gelitten, am Ende konnten Les und ich die Dänen Jim und Mike – damals noch Vice Presidente Europe und heute Europa-Presidente – jedoch überzeugen. Also war ich ab 2003 mit Käse zusammen Deutschlandchef und Les wurde unser neuer Sargento de Armas Europe.
Von diesem Zeitpunkt an kann man durchaus behaupten, dass es mit den deutschen Bandidos aufwärtsging, auch wenn Eigenlob mitunter stinkt. Mit Bandido Käse N.V.P.E., den Sargentos de Armas – Bandido Batzen, Bandido Böse –, den El Secretarios Armin 1%er und Münchner Peter 1%er und nicht zu vergessen den alten Präsidenten, Bandido Doege 1%er, Bandido Toni 1%er, Bandido Paul 1%er, Bandido Martin 1%er, Bandido Hubert 1%er, Günther 1%er, Norbert 1%er, Ditsch 1%er, Klaus 1%er, Kralle 1%er (jetziger Vice-Presidente Europe), Fossy 1%er, Bandido Jörg 1%er, Wolle 1%er, Bandido Rafael 1%er und ihren Chaptern konnten wir dorthin kommen, wo wir heute stehen. In der Zwischenzeit gibt es immerhin knapp 70 Chapter in Deutschland, und auch wenn das der eine oder andere Innenminister nur ungern hört: Unsere Reise ist noch lange nicht zu Ende!
Die Bike Week
von Les H.
Die Geschichte mit unserem Ex-Vice-Presi war wirklich unschön, aber davor war man eben nie gefeit. Die gab und gibt es in jedem Club, in jedem Job, ob in der Wirtschaft oder in der Politik. Wichtig war nur, dass der Club in dieser Krise zusammenhielt und das Problem am Ende auch zufriedenstellend lösen konnte. Gleichwohl war man gewarnt, künftig Augen und Ohren noch besser offen zu halten – ganz besonders in einer Zeit, in der es immer wieder sogenannte Überläufer gab, also Jungs, die zuvor bei einem konkurrierenden Club waren …
Aber zunächst einmal stand Ende des Jahres 2001 die Bike Week auf Gran Canaria an, die Klaus, der Besitzer einer Kartbahn, dessen Freund Olaf, Bandido Manni, der auf Gran Canaria lebte, und wir veranstalteten. In unserer Planung eine coole, lässige Bike Week an einem Ort, an dem es im Gegensatz zu Mitteleuropa nicht jeden zweiten Tag regnete. Denn Regen, Schnee und Sturm sind Dinge, die ein Biker gar nicht leiden kann. Gran Canaria indes schien wie geschaffen für die Bike Week, und so nahmen die Vorbereitungen ihren Lauf, bis der Termin endlich herangerückt war.
Nun, es zeigte sich schon recht bald, dass bei Veranstaltungen wie dieser eine gründliche und vor allem durchdachte Vorbereitung durchaus hilfreich sein kann. Zum einen stellte sich heraus, dass unsere Bike Week auf einer Outdoor-Kartbahn geplant war, irgendwo mitten im Land und weit weg vom Meer. Das allein wäre noch nicht mal so schlimm gewesen. Was viel schwerer wog, war die Tatsache, dass es für den Großteil der Teilnehmer viel zu teuer war, die Karren vom Festland auf die Insel zu bringen, und auf Gran Canaria selbst gab es keine Biker-Szene. Eine Bike Week ohne Bikes? Es war eben letztlich eine Schnapsidee, die infolge einer ausschweifenden Nacht während einer unserer vielen Besuche auf der Insel geboren worden war.
Hier könnte die Geschichte eigentlich enden, wenn es da nicht noch etwas gegeben hätte, was uns die Party unter der Sonne gründlich vermiesen sollte: die Angler! Wir waren kaum auf der Insel gelandet, um die Party vorzubereiten, hörten wir auch schon, dass aus Europa eine ganze Menge Angler anreisen würden, die ebenfalls unsere Bike Week
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