Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)
Anzeigenblättchen. Die Karren sind teuer, auch gebraucht. Und wer im Monat einen dreistelligen Clubbeitrag zu entrichten hat, wird kaum von Hartz IV leben können. Was ich damit sagen möchte: Das Mitglied eines Motorradweltclubs ist ein Fan, anders könnte er das vor sich oder seiner Familie gar nicht verantworten. Wer ein Bandido sein möchte, will das von ganzem Herzen! Denn diese Mitgliedschaft kostet Zeit, Geld und Kraft! Und da wären wir dann wieder bei den Jungs in den Süd- oder Nordkurven der Republik. Deren Leidenschaft kostet auch Zeit, Geld und Kraft. Die machen das mit ihrem Herzen und deshalb könnten sie auch nie den Verein wechseln. Warum geht das dann bei uns? Oder den Anglern oder den Outlaws?
Früher, in den 80er-Jahren, hätte es so was gar nicht gegeben. Wir hätten damals keine schwarzen Ghost-Rider bei den gelben aufgenommen. Heute jedoch nehmen wir auch Exmitglieder anderer großer Clubs auf. Weil es Politik geworden ist und weil es die anderen eben auch machen. Gut und richtig indes muss man das ja nicht finden! Und in der Regel ist es in solchen Fällen häufig auch nur mit Stress und Ärger verbunden.
Seit unserer Gründung Ende 1999 brodelte es immer wieder an allen Ecken und Enden. Es lag etwas in der Luft, obwohl es bislang trotz allem immer ruhig geblieben war. Man hatte das Gefühl, dass es noch zum großen Knall kommen würde, man wusste nur nicht, wann.
Ich erinnere mich an eine Bike Rallye von dem Schauspieler und Harley-Fan Wolfgang Fierek in der Nähe von Ulm. Da sind wir damals hingefahren, obwohl auch die Angler angekündigt waren. Die 81er kamen dann doch nicht und auf der Rallye blieb es ruhig.
So auch im Jahr 2000 in Dortmund. Es stand ein Konzert der Böhsen Onkelz an. Eigentlich nichts Dramatisches, aber die Angler machten auf dieser Tour die Security und waren somit im Begriff, in »unsere« Stadt zu kommen. Und genau das wollten wir damals verhindern, denn der Pott war Bandidos-Revier. Doch die Polizei fing uns auf dem Weg in die Stadt noch rechtzeitig ab, bevor es zu einer offenen Konfrontation kommen konnte. Aber es war nur noch eine Frage der Zeit, zumal sich 2001 in Berlin das erste Bandidos-Chapter etablierte. In Berlin, der Stadt der Angler! Dann folgte Bremen als nächste Stadt, in der beide Weltclubs vertreten waren. Und wie die Geschichte in Bremen ausging, dürfte ja nun bekannt sein …
In Bremen
von Peter M.
Es ist viel gesagt und viel geschrieben worden über das, was 2006 in Bremen geschehen ist, und aus diesem Grund will ich auch gar nicht so viele Worte über diese Sache verlieren. Der Überfall auf unsere Brüder ist ja nun in einem anderen Buch, dem eines 81er-Aussteigers, ausführlich geschildert worden, wenn man dem Vogel denn Glauben schenken will.
Fakt ist, dass die Angler unsere Jungs damals in deren eigenem Clubheim in einen Hinterhalt gelockt haben. Dagegen ist aus strategischen Gründen noch nicht einmal viel einzuwenden, hatten wir doch Jahre zuvor als Ghostrider in der Nähe von Ulm einen ähnlichen Plan gehabt. Was jedoch gar nicht geht und meines Erachtens gegen jede Rockerehre verstößt, ist die Tatsache, dass unsere Jungs erst gefesselt und dann verprügelt wurden. Und einer von unseren Jungs – Heino – wurde, gefesselt am Boden liegend, auf eine besonders grausame Art gequält, und so etwas ist feige und hat mit echtem Rockertum nichts mehr gemein.
Das hatte mit der alten Regel »Mann gegen Mann« nicht einmal im Entferntesten etwas zu tun. Wenn unsere Jungs in einem solchen Kampf verloren hätten, dann wäre das in Ordnung gewesen. Man hätte sich den Mund abgewischt und zugesehen, dass man es eines Tages wieder hätte geraderücken können. Was sich die Angler jedoch in Bremen geleistet hatten, führte in der gesamten Szene zu Kopfschütteln.
Von unseren Bremer Jungs haben damals – nach diesem Zwischenfall – alle bis auf einen ihre Farben abgelegt und sich vom Rockerleben abgewandt. Das tut man nur, wenn die Erlebnisse, die man dort hatte, so dermaßen außerhalb des Vorstellbaren gelegen haben. Nur einer ist damals bei den Bandidos geblieben: Und das war Heino!
Genau dieser Heino wurde 2008 in einem reinen Indizienprozess vor dem Landgericht Münster zusammen mit Adi, einem weiteren Bruder, zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt, weil das Gericht der Meinung war, die beiden hätten 2007 aus Rache wegen der Vorfälle in Bremen in Ibbenbüren einen Angler erschossen … Die beiden Jungs selbst haben in
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