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Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Titel: Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Maczollek , Leslav Hause
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besuchen wollten – allerdings nicht in Feierlaune.
    Gut 100 Angler dürften auf der Insel gewesen sein, während von uns bis dahin vielleicht 10 oder 20 Mann angereist waren. Vom Zahlenverhältnis her war das noch nicht einmal so sehr besorgniserregend. Was uns vielmehr Sorgen bereitete, war die spanische Guardia Civil, die ebenfalls von unserer Party erfahren hatte und in Truppenstärke aufmarschiert war. Ausgerechnet die Guardia Civil, Francos ehemalige Elitepolizei, von der jeder, der einmal mit ihr in Berührung gekommen war, nur unschöne Dinge berichten konnte.
    Fassen wir es mal zusammen: eine Bike Week auf Gran Canaria. Auf einer schnöden Kartbahn fern vom Meer, zwischen 60 und 80 Banditen ohne Motorräder, mindestens 100 Rot-Weiße und eine Kompanie Guardia Civil, die uns auf Schritt und Tritt argwöhnisch beobachtete. Es war an der Zeit zu handeln!
    Auf unseren Vice-Presidente Diesel konnten wir naturgemäß nicht bauen. So mussten das Chapter Gelsenkirchen und Bandido Bazi zunächst einmal Jim in Dänemark zu verstehen geben, dass das, was eigentlich als Privatparty geplant war, nun eine Clubsache war. Und so kamen sehr viele Brüder aus Europa, um uns beizustehen.
    Unbedarfte Leser rechnen jetzt natürlich mit dem großen Showdown auf der Hauptstraße, mit Dutzenden von Schwerverletzten, zerstörten Stadtkernen und zahlreichen Festnahmen. Diese Herrschaften muss ich an dieser Stelle leider enttäuschen, denn Rocker können mitunter auch mit dem Kopf entscheiden, und so verabredeten wir ein Treffen mit dem Chef der Hells-Angels-Abordnung auf der Insel. Das war der Valencia-Präsi der Angler, und wie es der Zufall so wollte, war der Kollege ein Deutscher und früher bei den Bones, was uns die Kommunikation mit unseren »Freunden« doch deutlich erleichterte.
    Der Mann erklärte uns zunächst einmal den Stand der Dinge und fragte unverblümt, wie die Bandidos auf die Idee gekommen seien, auf spanischem Boden eine Bike Week abzuhalten, obwohl es in Spanien überhaupt keine Bandidos gebe.
    Eine berechtigte Frage, muss man dem Mann einräumen, aber es war ja eigentlich als Privatparty geplant. Man hatte bei all der Euphorie im Vorfeld der Planung schlichtweg übersehen, dass es nach außen hin so aussah, als sei es eine Bandido-Party, dabei war es letztlich eine Bike Week, auf die auch Bandidos kamen. Insgesamt einfach nur ein großes Missverständnis – dumm gelaufen.
    Man verblieb so, dass Bandidos und Angler zwar zur gleichen Zeit auf der Insel waren, sich aber nicht in die Quere kommen sollten. Es kam dann einmal zu einer gefährlichen Begegnung. Gut 40 unserer Jungs trafen in einer Bar auf etwa 60 Rot-Weiße. Und dann standen wie aus dem Nichts unzählige Polizisten um uns herum. Der Abend endete friedlich – die sogenannte Bike Week wollten wir dann aber schnell wieder vergessen.
    Im weiteren Verlauf des Gesprächs mit dem Angler-Chef aus Valencia kamen wir auf die Wechsel der Chapter Lahr und Bonn zu Rot-Weiß zu sprechen. Der Angler-Chef aus Valencia meinte:
    »Wenn du in einem Weltclub warst, gehst du zu keinem anderen!«
    Genau betrachtet, konnte so ein Wechsel eigentlich nicht funktionieren, und in anderen Bereichen würde es auch nie so weit kommen. Wenn ich mit Herz und Seele Schalke-Fan bin, mit Schal und Trikot zu Heim- und Auswärtsspielen fahre, kann ich nicht irgendwann hingehen und von einem Tag auf den anderen Bayern-Fan werden. Das geht ganz einfach nicht. Man muss nur einmal ansatzweise versuchen, diese Situation weiterzudenken: Was passiert, wenn mein neuer Club, der FC Bayern, in der folgenden Saison auf Schalke trifft. Kann ich dann in der Bayern-Fankurve stehen und gegen die Schalker ansingen? Oder vor Freude mein Bier verschütten, wenn die Bayern in Führung gehen? Kann ich das als Fußballfan?
    Dass Profifußballer so etwas können, steht außer Frage, aber die sind in der Regel auch keine Fans, sondern lediglich Lohnempfänger ihres Clubs. Oder Söldner, wie Fußballfreunde häufiger betonen.
    Ein Member der Bandidos oder anderer 1%er-Clubs indes ist kein Söldner! In diesen Clubs bekommt man kein Gehalt – man muss vielmehr Monat für Monat seinen Clubbeitrag entrichten, und das kann von Fall zu Fall ganz schön ins Geld gehen. Wer bei uns eintreten möchte, muss beispielsweise eine Harley haben, daran führt überhaupt kein Weg vorbei.
    Wer zu den Bandidos will, muss tatsächlich Geld haben. Eine Harley bekommst du nicht für zwei oder drei Mille aus einem

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