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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Gastfreundschaft der Zigeuner verlangt nicht, daß ein Gast seinen Namen nennt; trotzdem bitte ich Sie darum. Dunkler Engel, wer sind Sie?«
    Mara hob den Blick und schaute in harte blaue Augen. Sie befeuchtete sich die Lippen und entsann sich ihrer Instruktionen. Ihre Aufgabe war ihr leicht erschienen, gemessen zumindest an der Bedeutung des Auftrags, aber jetzt brachte sie es kaum über sich, die Instruktionen zu befolgen. Hatte sie die Worte erst einmal ausgesprochen, hatten die Lügen erst einmal begonnen, gab es kein Zurück mehr.
    »Was ist?« fragte Roderic sanft. »Hindert Sie Ihr Schuldgefühl oder das Gewissen?«
    Die Falle hatte sich so unvermutet aufgetan und war so offensichtlich, daß Mara Zorn in sich aufsteigen spürte. Er verlieh ihr Mut. Sie gestattete der Unsicherheit, die sie zu verbergen versucht hatte, in ihren Blick zu dringen, und schüt-telte den Kopf. »Ich weiß nicht - ich kann nicht - ich kann mich an meinen Namen nicht erinnern.«
    »Ah, das Unglück des Ulysses - ebenfalls ein Reisender, der unter die Wegelagerer geriet. Das Gedächtnis zu verlieren kann ein großes Unglück bedeuten - oder das genaue Gegenteil. Haben Sie eine Börse bei sich?«
    Eine Börse mit Ausweispapieren. Mara tat, als würde sie die Taschen ihres Umhangs durchsuchen. »Nein. Offenbar nicht.«
    »Man hat Sie beraubt? Dann war der Täter entweder unfähig oder ein Tor, denn das Wertvollste hat er weggeworfen.«
    »Sie meinen -«
    »Es wäre viel sinnvoller gewesen, ein Lösegeld für Sie zu fordern.«
    Ein tiefes, beifälliges Gemurmel erhob sich unter den uniformierten Männern. Zum erstenmal gestattete sich Mara, sie als Individuen und nicht nur als Mitglieder der prinzlichen Entourage zu betrachten. Es waren nur fünf an der Zahl.
    Roderic folgte ihrem Blick mit einer geschwinden Kopfbewegung und erhob sich. »Beirrt Sie meine garde du corps? Vielleicht kann eine förmliche Vorstellung Ihnen die Angst nehmen? Michael, tritt vor und verbeuge dich vor unserem Gast.«
    Der so bezeichnete junge Mann kam an den Teppich, schlug die Hacken zusammen und neigte den Kopf. Er war groß und schlank, hatte dunkles Haar und die gleichen blauen Augen wie der Prinz, auch wenn seine düsterer blickten. Er schien ein paar Jahre jünger als Roderic zu sein, vielleicht Mitte Zwanzig. Der Eindruck, den er erweckte, war der von Ernst und Zuverlässigkeit.
    »Ich möchte Ihnen meinen Cousin Michael vorstellen, Baron von Brasow und Sohn Leopolds des Unerschütterlichen.« Als Michael beiseite trat, nahm ein weiteres Mitglied der garde du corps seinen Platz ein. Er war von mittlerer Größe, doch sein Haar war weißsilbern und seine Augen haselnußbraun. Als er sich verbeugte, erkannte Mara blinzelnd, daß das Haar in Zöpfen um das Haupt gewunden war und daß die tadellos sitzende Uniform die Gestalt einer Frau verhüllte.
    »Trude, unsere Bannerträgerin.«
    Die Frau richtete sich mit dem Stolz und dem Hochmut einer Walküre auf und musterte Mara mit dem gleichmütigen und durchdringenden Blick eines Mannes. Zufrieden machte sie dann auf dem Absatz kehrt und reihte sich wieder ein.
    Als nächstes trat ein Zwillingspaar vor. Das lockige sandfarbene Haar war beiden zu eigen, ebenso die grünen Augen und das fröhliche Gesicht, der runde Kopf und die breiten Schultern. Sie salutierten gleichzeitig, ihre Schwerter hingen im genau gleichen Winkel an ihrer Seite, und ihr Lächeln, als sie sich wieder aufrichteten, war warm, fast liebevoll.
    Roderic klang fast resigniert, als er die beiden vorstellte. »Jacques und Jared, die Gebrüder Maniu, Schürzenjäger par excellence und ein doppeltes Kreuz.«
    »Aber, mein Prinz!« protestierten sie gemeinsam.
    »Mein persönliches Kreuz«, befand Roderic fest und winkte sie beiseite.
    Als sie zurücktraten, gaben sie den Blick auf einen kleinen, drahtigen Mann mit dünnem dunklem Haar und fröhlichen Augen über einem buschigen Schnurr- und Backenbart frei. Trotz seiner gut geschnittenen Uniform sah er ziemlich schmuddelig aus, und sein Verhalten wirkte keinesfalls militärisch. An seiner Seite stand ein zerzauster Straßenköter mit struppigem schwarz-braunem Fell und einem herabhängenden Schnauzbart, der ihm eine lächerliche Ähnlichkeit mit seinem Herrchen verlieh.
    »Estes, der Graf Ciano.«
    »Und dies«, erklärte der Graf und deutete grinsend auf seinen Begleiter, »ist Dämon, der höchst wertvolle Wachhund der Truppe.« Als der Hund seinen Namen hörte, ließ er seine Zunge heraushängen

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