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Zikadenkönigin

Zikadenkönigin

Titel: Zikadenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Seattle zurück, wo sie die Suite gleich neben meiner mieten wird. Ich fühle es in mir, daß wir sehr bald schon den großen Schritt von der carezza zur echten körperlichen Befriedigung wagen werden. Wenn alles gutgeht, mache ich ihr einen Heiratsantrag. Wer weiß – vielleicht werden wir sogar Kinder haben.
    Doch eines verspreche ich Dir, Du wirst der erste sein, der davon erfährt.
     
    Dein treuer Freund de K.
     
    Originaltitel:›The Beautiful and the Sublime‹
    (erstmals erschienen in ›Isaac Asimov's Science Fiction
Magazine‹ Juni 1987)
    Copyright © 1987 by Davis Publications, Inc.
    Copyright © 1989 der deutschen Übersetzung
    by Wilhelm Heyne Verlag, München
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Ingrid Herrmann
     

FANTASY
     

Telliamed
    Monsieur Benoit de Maillet, ehemals Großkonsul Ihrer Majestät in Ägypten, jetzt im Ruhestand, stolperte am Arm seines Leibdieners Torquetil den abschüssigen Strand hinunter. Als sie den gewohnten Platz neben dem großen gestreiften Felsen erreichten, stützte de Maillet sich auf seinen Stock und schnaufte laut. Der Fußweg war schwer für einen über achtzigjährigen Mann. De Maillets Perücke saß schief, und sein kluges altes Gesicht war in unterdrücktem Schmerz verzogen.
    Torquetil klappte den Campingstuhl auf. De Maillet setzte sich mit einem kurzen, erleichterten Seufzen darauf. Torcjuetil baute den Sonnenschirm auf. Er war ein gewaltiges, farbenprächtiges Abschiedsgeschenk des Sultans von Ägypten, auf das de Maillet besonders stolz war. Der Diener setzte einen Weidenkorb mit Vorräten neben die geschwollenen Knie des alten Philosophen. »Sonst noch etwas, Monsieur?«
    »Laß den Wagenmeister kommen und die Federung untersuchen, wenn du zurückgehst«, sagte de Maillet energisch. Er öffnete seinen Weidenkorb und zog eine schwarz getönte Brille heraus. Er setzte sich mühsam wieder aufrecht und legte eine Hand an die Seite seines beachtlichen Schmerbauches. »Und sag dem Koch, daß ich keine Currygerichte mehr will!«
    »Sehr wohl, Monsieur.« Der junge Bretone eilte den Hang zum Wagen hinauf.
    De Maillet balancierte die Brille auf seiner großen, fleischigen Nase. Er suchte im Korb nach einem Brief und erbrach das Wachssiegel mit dem Daumen.
     
     
    Pont Gardeau, Surinam
    12. Februar 1737
     
    An Herrn Benoit de Maillet
    Großkonsul und bevollmächtigter Gesandter im Ruhestand in Marseille.
     
    Mein lieber Herr:
    Bitte verzeihen Sie mir meine abscheuliche Handschrift, die, wie ich weiß, fast so schlimm ist wie die Ihre. Es scheint, als wäre mein Sekretär einer der vielen Malariaarten zum Opfer gefallen, die es in dieser verseuchten Gegend gibt. Ohne die Hilfe dieses unersetzlichen jungen Mannes befinden sich meine Studien der Naturreligionen in einem bedauernswerten Zustand. Auch ich selbst fühle mich nicht so gut wie sonst, aber es ist nichts Ernstes. Ich glaube, keiner von uns kann von sich behaupten, heute noch die Kraft zu besitzen, über die wir damals in Ägypten verfügten.
    Ich bedaure, daß ich Ihnen leider nicht die Steinproben senden kann, um die Sie mich baten; die letzten Monate verbrachte ich flußaufwärts im Landesinneren, wo ich demütig für die Verbreitung des vollkommenen Glaubens Ihrer Katholischen Majestät kämpfte. In dieser Zeit sammelte ich eine ganze Reihe sehr eigenartiger Würmer und Insekten, mit denen ich hoffentlich das pedantische System des ungläubigen Linne durcheinanderbringen kann.
    Die Eingeborenen im Landesinneren beharren störrisch auf ihren heidnischen Irrtümern, doch gibt es eine Fülle bemerkenswerter Geschichten über Menschen mit Schwänzen, uralte Riesen und so weiter, die ich Ihnen gern übermitteln will, sobald ich die Sprache dieser Menschen beherrsche.
    Aber nun muß ich Sie schelten. Ein Freund von mir in der Royal Society of London, ein Kollege, der ebenfalls auf dem Feld der Naturreligion arbeitet (wenn er auch bedauernswerterweise ein Protestant ist) erzählte mir, er habe eine gewisse Handschrift gelesen, die insgeheim unter den Weisen Frankreichs zirkuliere. Ihr Name laute Telliamed – Gedanken über die Verkleinerung des Meeres. Er war voller Lob für dieses Manuskript, was, da er ein Ungläubiger ist, Ihrem Ruf nicht gerade zum Vorteil gereicht. Sie brauchen gar nicht zu protestieren und Ihre Unschuld zu beteuern; jedes Kind kann sehen, daß der vermeintliche indische Weise mit Namen Telliamed, der dieses neue System der Geologie erläutert, seinen Namen dadurch erhielt, daß der

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