Zikadenkönigin
die anonyme Schönheit der Neuformer, überlagert von den kunstvollen, aufreizenden Farben von Z-K. Ich hatte noch nie eine Frau gesehen, die ich mehr begehrte, und nach unseren kurzen und verkrampften Flirts wußte ich, daß nur die Hunde zwischen uns standen.
Wellspring nahm mich am Arm. Sein Publikum hatte sich aufgelöst, während ich Valery hingerissen angestarrt hatte. »Wie lange noch, mein Sohn?«
Ich sah erschrocken auf meine Armbanduhr. »Nur noch zwanzig Minuten, Wellspring.«
»Das ist gut, mein Sohn.« Wellspring war dafür bekannt, daß er altmodische Begriffe wie Sohn benutzte. »Sobald die Hunde weg sind, wird es deine Party sein, Hans. Ich werde nicht hierbleiben und deinen Auftritt trüben. Außerdem werde ich von der Königin erwartet. Hast du den Zehnten der Königin?«
»Ja, wie du es mir gesagt hast.« Ich löste den Kasten vom Adhäsionskissen an meiner Hüfte und übergab ihn.
Wellspring hob mit seinen kräftigen Fingern den Deckel und sah hinein. Dann lachte er laut. »Mein Gott, ist das schön!«
Plötzlich zog er die offene Kiste darunter weg, und das Geschenk für die Königin schwebte in der Luft und glitzerte über unseren Köpfen. Es war ein künstlicher Edelstein in der Größe einer Kinderfaust, und die Schliffkanten funkelten im Grün und Gold endolithischer Flechten. Der Stein drehte sich und warf winzige Reflexe über unsere Gesichter.
Als er sank, tauchte Kulagin auf und fing ihn mit den Fingerspitzen. Sein linkes Auge, ein künstliches Implantat, funkelte düster, während er ihn untersuchte.
»Eisho Zaibatsu?« fragte er.
»Ja«, sagte ich. »Sie haben die Synthetisierung erledigt; die Flechten habe ich selbst gezüchtet.« Als ich bemerkte, daß sich ein Kreis Neugieriger um uns sammelte, fuhr ich lauter fort: »Unser Gastgeber ist ein Kenner.«
»Nur, was Finanzgeschäfte angeht«, erwiderte Kulagin gelassen aber nachdrücklich. »Ich verstehe nicht, warum Sie das Verfahren auf Ihren Namen patentiert haben. Es ist eine prächtige Erfindung. Wie könnte eine Investiererin den Verlockungen eines lebendigen Juwels widerstehen, Freunde? Unser Initiand wird eines Tages ein reicher Mann sein.«
Ich blickte rasch zu Wellspring, aber der hob unauffällig einen Finger an die Lippen. »Und er wird diesen Reichtum brauchen, um den Mars zur Reife zu bringen«, sagte Wellspring laut. »Wir können nicht ewig von den Mitteln der Kosmosity abhängen. Freunde, freut euch, denn ihr werdet den Profit einstreichen, den Landaus geniale Genetik abwirft.« Er fing den Edelstein und steckte ihn in die Kiste. »Und heute abend habe ich die Ehre, der Königin dieses Geschenk zu übergeben. Eine doppelte Ehre, da ich seinen Schöpfer selbst anwarb.« Plötzlich sprang er zum Ausgang, und seine kräftigen Beine trugen ihn rasch über unseren Köpfen davon. Im Fliegen rief er: »Mach's gut, mein Sohn! Möge nie wieder ein Hund deine Türschwelle verdunkeln!«
Nachdem Wellspring gegangen war, verabschiedeten sich auch die Gäste, die nicht zu Polycarbon gehörten. Sie drängten sich um die Servos, die ihnen die Hüte brachten und einen guten Heimweg wünschten. Als der letzte fort war, wurde die Clique plötzlich sehr still.
Kulagin bugsierte mich in eine Ecke seines Studios, während die Clique sich in einen langen Spießrutengang für die Hunde aufbaute und sich mit Bändern und Farbe bewaffnete. Eine gewisse, unheildrohende, glühende Rachsucht gab ihrem Vergnügen gerade den richtigen Biß. Ich nahm Kulagins vorbeischnurrenden Servos zwei Farbbeutel ab.
Es war fast Zeit für mich. Zwei Jahre hatte ich darauf hingearbeitet, mich der Polycarbon-Clique anzuschließen. Ich brauchte sie. Ich glaubte, daß sie auch mich brauchten. Ich war die Verdächtigungen, die verkrampfte Höflichkeit, die gläsernen Wände unter der Überwachung der Hunde einfach leid. Die scharfen Kanten meiner lange geübten Disziplin zerbröckelten schmerzhaft. Ich begann unkontrolliert zu zittern. Ich konnte es nicht unterdrücken.
Die Hunde waren still, zeichneten bis zum letzten vorgeschriebenen Augenblick alles auf. Die Menge begann die Zeit abzuzählen. Genau bei Null wandten sich die beiden Hunde zum Gehen.
Sie mußten durch ein Spalier aus Farbbeuteln und Wimpeln. Einen Augenblick vorher hätten sie sich noch wild auf ihre Peiniger gestürzt, aber nun hatten sie die Grenzen ihrer Programmierung erreicht und waren hilflos. Die Polycarbon zielten genau, und bei jedem klatschenden Aufschlag brüllten sie vor
Weitere Kostenlose Bücher