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Zikadenkönigin

Zikadenkönigin

Titel: Zikadenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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flatterte mit Schuppenschwingen heraus und suchte nach Beute.
     
    Originaltitel: ›Spider Rose‹
    Copyright © 1982 by Mercury Press, Inc.
    (erstmals erschienen in
    ›The Magazine of Fantasy & Science Fiction‹, August 1982)
    Copyright © 1990 der deutschen Übersetzung
    by Wilhelm Heyne Verlag, München
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Jürgen Langowski
     

Zikadenkönigin
     
    Es begann in der Nacht, in der die Königin ihre Hunde zurückrief. Ich hatte vor meiner Desertion zwei Jahre unter den Hunden gelebt.
    Meine Initiation und meine Freiheit von den Hunden wurden im Heim von Arvin Kulagin gefeiert. Kulagin, ein reicher Mechanisierer, besaß eine Wohnfabrik am Außenrand eines mittelgroßen zylindrischen Vorortes.
    Kulagin empfing mich an der Tür und reichte mir einen goldenen Zerstäuber. Die Party war schon voll im Gange. Die Polycarbon-Clique war bei jeder Initiation außer Rand und Band.
    Wie üblich wurden die Leute etwas steif, als ich eintrat. Das lag an den Hunden. Stimmen erhoben sich gekünstelt und etwas schrill, die Leute hielten ihre Zerstäuber und Drinks mit affektierter Anmut, und die lächelnden Gesichter, die mir zugewandt wurden, hätten jeden Sicherheitsexperten täuschen können.
    Kulagin setzte ein falsches Lächeln auf. »Landau, es ist mir eine Freude. Willkommen. Wie ich sehe, haben Sie den Zehnten der Königin mitgebracht.« Er blickte demonstrativ zum Kasten, den ich an der Hüfte trug.
    »Ja«, sagte ich. Ein Mann unter den Hunden hatte keine Geheimnisse. Ich hatte mit Unterbrechungen zwei Jahre am Geschenk für die Königin gearbeitet, und die Hunde hatten alles aufgezeichnet. Sie schnitten immer noch alles mit. Die Sicherheitsexperten des Zarina-Kluster hatten sie dafür ausgebildet. Zwei Jahre lang hatten sie jede Sekunde meines Lebens aufgezeichnet und alles und jeden in meiner Nähe registriert.
    »Vielleicht kann sich die Clique das mal ansehen«, sagte Kulagin, »nachdem wir diese Hunde ausgepeitscht haben.« Er blinzelte in das gespanzerte Kameragesicht des Wachhundes. Dann sah er auf die Uhr. »Noch eine Stunde, dann sind Sie frei. Dann werden wir unseren Spaß haben.« Er winkte mich herein. »Benutzen Sie die Servos, wenn Sie etwas brauchen.«
    Kulagins klassisch dekorierte Wohnung war geräumig und elegant und duftete stark nach den riesigen, frei hängenden Ringelblumen. Dieser Vorort trug den Namen ›Schaum‹; hier hielt sich die Clique am liebsten auf. Kulagin, der am Rande des Vorortes lebte, profitierte von der trägen Umdrehung des Schaums. In seiner Wohnung konnte er ein Zehntel ge genießen. Seine Wände trugen Streifen, um vertikale Bezugspunkte zu bieten, und er hatte genug Platz, um sich Luxusartikel wie ›Sofas‹; ›Tische‹, ›Stühle‹ und andere schwerkraftgebundene Möbel zu leisten. Die Decke war mit Haken übersät, an denen ein Dutzend Ringelblumen hingen, die er besonders liebte: große runde Explosionspilze aus stinkendem Grün mit Blüten in der Größe meines Kopfes.
    Ich betrat den Raum und ging hinter einer Couch in Deckung, um vor den beiden scharfen Hunden sicher zu sein. Ich winkte einen von Kulagins spillerigen Servos heran und nahm eine Druckflasche Schnaps, um die aufstachelnden Phenethylamine zu dämpfen, die ich mit dem Zerstäuber zu mir genommen hatte.
    Ich beobachtete die Party. Die Leute hatten sich in lockere Untercliquen aufgeteilt. Kulagin stand mit seinen engsten Sympathisanten an der Tür; es waren Mechanisierer-Beamte aus den Banken des Zarina-Kluster und ruhige Wachleute. In meiner Nähe fachsimpelte ein Professor vom Kosmosity-Metasystem-Campus mit zwei Orbitalingenieuren. An der Decke sprachen Neuformer-Designer über Mode; sie hingen in der schwachen Schwerkraft an Haken. Unter ihnen hüpften ein paar irre Z-K-Leute, ›Zikaden‹ wurden sie genannt, durch ihre Schwerkraft-Tanzfiguren.
    Hinten im Raum saß Wellspring inmitten einer Gruppe zierlicher Stühle. Ich sprang mühelos über die Couch und glitt zu ihm hinüber. Die Hunde folgten mir mit surrenden Rotoren.
    Wellspring war mein engster Freund in Z-K. Er hatte mich zur Desertion ermutigt, als er im Ringrat war, um Eis für das marsianische Terraform-Projekt zu kaufen. Die Hunde kümmerten sich nicht um Wellspring. Seine lange Freundschaft mit der Königin war bekannt. Wellspring war in Z-K eine Legende.
    Er hatte sich für eine Audienz bei der Königin zurechtgemacht. Auf dem dunklen, verfilzten Haar trug er ein Diadem aus Gold und Platin. Gekleidet

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