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Zikadenkönigin

Zikadenkönigin

Titel: Zikadenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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müßte dich töten.«
    Ich schnappte nach Luft, als das Spray auf meiner Brust verhärtete. »Das Leben ist etwas anderes als eine Bank«, schnaufte ich.
    Motoren heulten auf, als der Hund seine Beine spannte. »Wenn ich im Kühlschrank finde, was ich erwarte, dann bist du so gut wie tot.«
    Plötzlich hielt der Hund mitten in der Luft inne. Seine Schrauber surrten, als er sich zur Tür wandte. Die Tür ruckte heftig und glitt einen Spaltbreit auf. Ein dicker, klauenbewehrter Arm schob sich durch die Lücke.
    Der Wachhund verschloß die Tür mit seinen Sprühfäden. Plötzlich quietschte die Tür und beulte sich ein, und das Metall schälte sich ab wie eine Folie. Der dicke Kopf und die Spindelbeine eines Tigers schoben sich knirschend und krachend durch die Trümmer. »Verrat!« brüllte der Tiger.
    Der Hund surrte zurück und wand sich, während der Tiger sein gepanzertes Hinterteil in den Raum zog. Er wich den gezackten Trümmern der Tür elegant aus. Sein Panzer, schwarz und golden, war doppelt so groß wie der Wachhund. »Warte«, sagte der Hund.
    »Der Rat hat dich vor solchen Überfällen gewarnt«, sagte der Tiger ernst. »Ich habe dich selbst gewarnt.«
    »Ich mußte mich entscheiden, Koordinator. Es ist seine Schuld. Er hat uns gegeneinander ausgespielt, das mußt du doch einsehen.«
    »Du hast nur noch eine Entscheidung«, sagte der Tiger. »Du darfst dir das Discreet aussuchen, Ratsherr.«
    Der Hund zuckte unschlüssig mit den Gliedern. »Also soll ich der zweite werden«, sagte er. »Zuerst der Kontrolleur, dann ich. Nun gut, Nun gut. Er hat mich. Ich kann mich nicht wehren.« Der Hund schien sich zu sammeln, als wollte er angreifen. »Aber darf ich seinen Liebling zerstören?«
    Die Beine des Hundes entfalteten sich wie Teleskope, und er drückte sich von der Wand ab, um mir an die Kehle zu gehen. Es blitzte und stank schrecklich nach Ozon, dann prallte der Hund heftig vor meine Brust. Er war tot, seine Schaltkreise durchgebrannt. Die Lichter flackerten und gingen aus, als mein Computer den Geist aufgab und abstürzte; seine Programme waren durch die Streustrahlung des Impulses, den der Tiger abgegeben hatte, zerstört worden.
    Auf dem Kopf des Tigers erschienen zwei Radkränze und zwei Punktscheinwerfer. »Haben Sie Implantate?« fragte er.
    »Nein«, sagte ich. »Keine cybernetischen Teile. Mir geht es gut. Sie haben mir das Leben gerettet.«
    »Schließen Sie die Augen«, befahl der Tiger. Er sprühte mich aus den Nüstern mit einem feinen Nebel eines Lösungsmittels ein. Das Netz schälte sich ab und zog mir die Kleidung vom Leib.
    Mein Armbandgerät war kaputt. Ich sagte: »Ich habe kein Verbrechen gegen den Staat begangen, Koordinator. Ich liebe Z-K.«
    »Wir leben in einer seltsamen Zeit«, knurrte der Tiger. »Unsere Routinen verfallen. Niemand ist über Verdächtigungen erhaben. Sie haben eine schlechte Zeit gewählt, Ihr Heim einem Discreet ähnlich zu machen, junger Mann.«
    »Ich tat es öffentlich«, sagte ich.
    »Hier gibt es keine Rechte, Zikade. Nur die Gnade der Königin. Kleiden Sie sich an und reiten Sie auf dem Tiger. Wir müssen reden. Ich bringen Sie in den Palast.«
    Der Palast war im Grunde ein riesiges, organisches Discreet. Ich fragte mich, ob ich diesen geheimnisvollen Ort lebendig verlassen würde.
    Ich hatte keine Wahl.
    Ich kleidete mich unter den Glupschaugen des Tigers sorgfältig an und stieg auf. Er roch nach altem Schmierfett. Wahrscheinlich war er Jahrzehnte im Lager gewesen. Tiger waren in Z-K seit Jahren nicht mehr aufgetaucht.
    Die Gänge waren voller Zikaden, die ihren Arbeiten nachgingen. Als sich der Tiger näherte, flohen sie erschreckt und ängstlich.
    Wir verließen den Schaum an seinem zylindrischen Ende und betraten einen Kreuzungspunkt kardanisch verbundener interurbaner Straßen.
    Die Straßen waren durchsichtige Polycarbon-Röhren, die Z-Ks zylindrische Vororte in einem unordentlichen Netz verbanden. Der Anblick der glänzenden Wohnstationen vor dem eisigen Hintergrund der Sterne erzeugte in mir ein starkes Schwindelgefühl. Ich erinnerte mich an die Kälte.
    Wir kamen durch einen dicken Knoten im Netz, eine Kreuzung mehrerer Röhren, in der sich eins von Z-Ks berühmten Straßencafes angesiedelt hatte. Das lebhafte Geplauder der schillernden Gäste verstummte, als ich vorbeiritt, und schwoll hinter uns zu beunruhigtem Gemurmel an. Die Neuigkeit würde binnen Minuten in Z-K die Runde machen.
    Der Palast war einem Sternenschiff der Investierer

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