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Zikadenkönigin

Zikadenkönigin

Titel: Zikadenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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drängten sich nicht in den Vordergrund. Sie posaunten nicht ihre Heldentaten heraus, sie drohten der Kälte nicht, bevor sie sich ihr stellten. Aber gerade weil sie so still waren, nahmen sie den ersten Platz ein.
    Meine Jahre unter den Hunden hatten mich den Wert des Schweigens gelehrt. Jetzt hatte ich die Überwachung satt. Als die erste Tantiemenzahlung von Eisho Zaibatsu kam, nahm ich mit einer privaten Sicherheitsfirma von Z-K Kontakt auf und ließ meine Wohnung auf Wanzen durchsuchen. Sie fanden vier.
    Dann heuerte ich eine zweite Firma an, die die Wanzen entfernte, die von der ersten gepflanzt worden waren.
    Ich verankerte mich an einer schwebenden Arbeitsplatte und drehte die Spionaugen in den Händen herum. Es waren flache Videoplatten, bemalt mit einseitig durchsichtigem Kunststofflack. Sie würden auf dem Schwarzmarkt einen guten Preis bringen.
    Ich rief ein Postamt an und ließ einen Kurierservo kommen, der die Wanzen zu Kulagin bringen sollte. Während ich auf den Servo wartete, schaltete ich die Wanzen aus und steckte sie in eine bruchsichere Kiste. Ich diktierte einen Brief und bat Kulagin, sie zu verkaufen und das Geld für mich auf Z-Ks nachlassendem Markt zu investieren. Der Markt sah aus, als könnte er ein paar neue Käufer vertragen.
    Als ich das energische Klopfen des Kuriers hörte, öffnete ich die Tür mit der Fernbedienung. Aber kein Kurier kam herein. Es war ein Wachhund.
    »Ich nehme die Kiste«, sagte der Hund.
    Ich starrte ihn an, als hätte ich noch nie einen Hund gesehen. Dieser hier trug einen schweren Silberpanzer. Schmale, aber kräftige Gliedmaßen entsprangen aus seinem silberüberzogenen schwarzen Plastikkörper, und auf dem dicken Kopf saßen Betäubungskanonen und die stumpfen Mündungen von Netzwerfern. Der kreisende Antennenschwanz verriet mir, daß das Ding ferngesteuert wurde.
    Ich zog meine Arbeitsplatte herum, bis sie mich vor dem Hund schützte. »Wie ich sehe, habt ihr auch meine Kommunikationsanlage angezapft«, sagte ich. »Sagst du mir, wo die Wanzen sind, oder muß ich meinen Computer auseinandernehmen?«
    »Du neugieriger kleiner Former«, sagte der Hund. »Glaubst du wirklich, deine Tantiemen können dich von allem freikaufen? Ich könnte dich auf dem freien Markt verkaufen, ehe du blinzeln kannst.«
    Ich dachte darüber nach. Einige Male schon waren besonders aufmüpfige Bewohner von Z-K verhaftet und von den Ratgebern der Königin auf dem freien Markt verkauft worden. Außerhalb von Z-K gab es immer Parteien, die für feindliche Agenten einen guten Preis zahlten. Ich wußte, daß der Ringrat begeistert wäre, wenn er an mir ein Exempel statuieren konnte. »Du behauptest also, ein Berater der Königin zu sein?«
    »Natürlich bin ich ein Berater! Dein Verrat blieb nicht unentdeckt. Deine Freundschaft mit Wellspring ist bekannt!« Der Hund surrte näher heran, die dicken Kameraaugen klickten leise. »Was ist in dem Kühlschrank da?«
    »Flechtenkolonien«, sagte ich gleichmütig. »Das müßtest du eigentlich wissen.«
    »Öffne ihn!«
    Ich bewegte mich. »Du überschreitest die Grenzen deiner normalen Handlungsspanne«, sagte ich. Ich wußte, daß dies jedem Mechanisierer angst machte. »Meine Clique hat Freunde unter den Beratern. Ich habe nichts Unrechtes getan.«
    »Öffne, oder ich spinne dich ein und öffne selbst mit Hilfe des Hundes!«
    »Lügen«, sagte ich. »Du bist kein Berater. Du bist Industriespion und willst meine Edelsteinflechten stehlen. Warum sollte sich ein Berater für meine Flechten interessieren?«
    »Öffne! Sonst gerätst du tief in Dinge, die du nicht verstehst.«
    »Du bist unter einem Vorwand in meine Wohnung eingedrungen und hast mich bedroht«, sagte ich. »Ich rufe den Wachdienst.«
    Der Hund öffnete die verchromte Schnauze. Ich löste mich von der Arbeitsplatte, aber die weißen Seidenfäden aus den Netzwerfern des Hunden packten mich, als ich wegtauchen wollte. Die Fäden klebten fest und wurden sofort hart. Sie blockierten meine Arme, die ich instinktiv gehoben hatte, um das Spray abzuhalten. Der zweite Schuß fesselte auch meine Beine, als ich mich durch einen Sprung in Sicherheit bringen wollte. Ich prallte gegen eine Schaumwand.
    »Unruhestifter«, murmelte der Hund. »Ohne euch neugierige Former wäre alles glatt gegangen. Wir hatten die gesündesten Bänke, wir hatten die Königin, den Markt, alles … ihr Parasiten gebt Z-K nichts außer euren Phantasien. Jetzt zerfällt das System. Alles wird zusammenbrechen. Alles. Ich

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