Zimmer d. Wahrheit - Schatzjäger - Zelluloid
Wohnung.“
Immer noch musterte sie ihn. Immer noch war sie ungerührt, zumindest an der Oberfläche. „Warum erzählen Sie mir das?“
„Ich …“ Stood hob die Schultern, wandte den Blick von ihr ab, sah sich fahrig in dem Laden um. „Ich weiß nicht. Ich wollte nur …“ Er wollte etwas tun, um den Verdacht von sich zu nehmen, falls ihn jemand gesehen hatte. Wollte sich so natürlich wie möglich verhalten. „Sehen Sie, ich … ich habe ihn gefunden. Zufällig. Ich habe ihn nicht getötet.“
„Nein?“ Sie legte den Kopf ein wenig schräg, und ihr Gesicht bekam einen amüsierten Ausdruck, ohne dass ihre Lippen gelächelt hätten. Es war alles in ihren Augen.
„Sie … glauben mir nicht.“ Stood erblasste.
Sie trat einen Schritt zurück. Zwischen ihnen war ein niedriger Verkaufstisch, auf dem eine uralte, kupferne Registrierkasse stand. Die ganze Zeit über ließ sie ihn nicht aus den Augen. „Was wollen Sie von mir?“
„Einen Gefallen. Und eine Auskunft. Können Sie die Polizei rufen?“
„Und warum rufen Sie sie nicht selbst?“
„Weil …“ Er dachte einen Moment lang nach. „Weil es Missverständnisse geben würde. Ich habe keine Zeit, um mich mit den Behörden herumzustreiten.“
„Sie werden nicht auf die Polizei warten, wenn ich sie rufe?“ Sie sprach Englisch mit einem harten Akzent, schnell und sicher.
Er schüttelte den Kopf. „Nein. Das geht leider nicht.“ Zögernd nahm er seinen Hut ab, damit sie sein Gesicht sehen konnte. Die Geste sollte Offenheit signalisieren.
„Aber mir werden Sie verraten, wo Sie zu finden sind“, sagte sie. „Welches Hotel. Welcher Name.“
„Ihnen?“ Er verstand nicht. „Nein, das … tut mir leid. Das kann ich nicht.“
Mit gemächlichen Schritten ging sie an ihm vorüber, wandte sich einem der Regale zu und schien die Buchrücken zu betrachten. „Sie erwarten, dass ich Ihnen vertraue, obwohl Sie mir nicht vertrauen?“
„Hören Sie!“ Stood merkte, wie er kurzatmig wurde. Unruhig sah er durch das Schaufenster nach draußen. Er schüttelte den Kopf. „Sie … es … Wozu brauchen Sie meine Adresse?“
Sie drehte sich so, dass er ihr hübsches Profil sehen konnte. Jetzt lächelte sie. „Für den Notfall. Falls ich eine Frage habe. Oder falls sich herausstellt, dass Sie doch der Mörder sind.“
„Und wenn ich sie Ihnen nicht gebe, helfen Sie mir nicht.“
„Richtig.“
Gott, wie er es bereute, diesen Laden betreten zu haben! Was war das für eine Frau? Sie benahm sich, als hätte sie täglich mit Mord und Totschlag zu tun. Und doch umwehte sie eine Atmosphäre der Unschuld. Es schien keine Maske zu sein. An ihr war nichts Verruchtes oder Zwielichtiges. Sie war einfach nur sehr gelassen … und sehr intelligent. Intelligenter als er vielleicht. Der Gedanke gefiel ihm nicht. Er akzeptierte Intelligenz bei Frauen, aber nur dann, wenn sie Hand in Hand ging mit hohem Alter, ausgeprägter Hässlichkeit und dicken Brillengläsern.
„Hatte Dr. Fryers Feinde?“, wechselte er hektisch das Thema. „Haben Sie eine Ahnung, wer ein Interesse haben könnte, ihn zu töten?“ Das beschäftigte ihn tatsächlich. Möglicherweise würden die Leute, die den Forscher auf dem Gewissen hatten, als Nächstes auf ihn Jagd machen, jetzt, wo er seine Unterlagen hatte.
„In welchem Hotel wohnen Sie?“, antwortete sie mit der Gegenfrage.
Tyron Stood verlor die Beherrschung. „Mädchen, ich habe dich etwas gefragt!“ Er konnte nicht verhindern, dass er sie an den Schultern packte. Zunächst war sein Griff hart, dann lockerte er ihn ein wenig, ohne sie jedoch loszulassen.
„Ich habe dich auch etwas gefragt, Onkel“, gab sie ungerührt zurück. „Und ich würde dir raten, Onkel, mir nicht weh zu tun. Denn man sieht von draußen sehr gut hier herein, wie du eben selbst bemerkt haben dürftest, Onkel.“
Er starrte sie an, bewegte die Lippen und formte einige Flüche, die er schließlich mit viel bitterer Spucke hinunterschluckte. Ihre Frechheit brachte ihn auf die Palme, aber sie reizte ihn auch. Aus einer Ecke seines Gehirns, die er in diesen Augenblicken am liebsten polizeilich hätte absperren lassen, wogte eine erotische Erregung heran. Tausend Ideen drängen auf ihn ein, wie er sie für ihre Impertinenz bezahlen lassen konnte, ansprechende, unterhaltsame Methoden, bei denen sicher auch sie auf ihre Kosten kommen würde. Warum hatte er nicht eine einzige Idee, wie er aus dieser Situation am besten herauskam?
Widerwillig ließ er ihre
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