Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zimmer d. Wahrheit - Schatzjäger - Zelluloid

Zimmer d. Wahrheit - Schatzjäger - Zelluloid

Titel: Zimmer d. Wahrheit - Schatzjäger - Zelluloid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
Vom Netzwerk:
Korridor.
    Die Tür nach links war noch immer geschlossen, aber nicht verriegelt. Stood sprang in einen kleinen dunklen Raum hinein. Es musste eine Küche sein. An der linken Wand hing ein Regal, schwer mit Geschirr und Kochtöpfen beladen. Unter der Decke gab es ein Fenster, breit, aber nicht sehr hoch. Es war geöffnet. Ein Mann von Tyrons Größe würde sich mit etwas Mühe durchzwängen können – für einen der meist kleineren und schmächtigeren Einheimischen war es ein idealer Ausgang.
    Stood hielt sich an dem Fenster fest und wollte sich hochziehen, als ihm etwas von draußen entgegenflog! Er duckte sich, der Gegenstand verfehlte ihn, traf das an der Wand aufgehängte Regal. Die Wucht des Aufpralls reichte, um das Möbelstück herab zu reißen. Stood stieß eine Verwünschung aus und versuchte auszuweichen, doch allen herabfallenden Töpfen, Kannen und Tellern zu entgehen, war ein Ding der Unmöglichkeit. Der Raum war zu eng, um sich in Sicherheit zu bringen. Eine Art Porzellanvase zerplatzte auf seinem Fuß, und ein schwerer Eisenkessel prallte von oben her gegen seine Schulter. Für einen Moment herrschte ein lautstarkes Scheppern und Klirren, dann war es vorbei.
    Der Schmerz hatte Tyron Stood in die Knie gehen lassen. Seine Schulter schmerzte, als ob sie gebrochen wäre. Der Amerikaner atmete ein paar Mal tief durch, bis er es geschafft hatte, die Pein zu ignorieren. Seine Rechte fuhr unter sein Hemd, wo er einen kleinen Revolver stecken hatte. Diesen richtete er durch das Fenster nach draußen. Er fühlte sich versucht abzudrücken, nur für den Fall, dass der Bursche dort noch irgendwo lauerte, aber er konnte nicht recht sehen, wie es auf der anderer Seite des Fensters aussah, ob dort Menschen waren, die er verletzten würde. Also beschloss er, sich die Kugel zu sparen, bis er sein Ziel vor Augen hatte.
    Der Unbekannte hatte nicht geschossen, sondern ihm lediglich einen faustgroßen Stein entgegengeschleudert. Dennoch – falls er ihn gegen die Stirn getroffen hätte, hätte sich die Wirkung nicht sehr von einem Pistolenschuss unterschieden.
    Eigentlich war das Risiko zu hoch, dem Flüchtigen durch das Fenster zu folgen. In den Sekunden, die er brauchte, um sich durch das Fenster zu zwängen, würde er ein ideales Ziel abgeben. Aber er hatte keine Wahl. Wenn er erst zur Tür hinaus rannte und sich orientierte, war der andere schon über alle Berge.
    Das war er vermutlich ohnehin schon.
    Mit zusammengebissenen Zähnen drückte Stood seinen Körper durch das Fenster. Seine Schulter schmerzte bestialisch, doch glücklicherweise war es die linke, und der Revolver lag fest und sicher in seiner rechten Hand.
    Hinter dem Fenster schloss sich ein Durchgang an, eine Kluft zwischen zwei Häusern. Nach einigen Metern musste er in die Tiefe springen und befand sich damit wieder auf Straßenhöhe. Die Passage ging weiter, und Stood hetzte sie entlang. An der schmalsten Stelle war sie kaum breiter als er. Immer wieder gab es Nischen, und es war jedes Mal ein scheußliches Gefühl, sie zu passieren, weil in jeder von ihnen sich der Mörder von Dr. Fryers verbergen konnte – oder einer seiner Komplizen, falls es mehrere waren.
    Stood versuchte auch den Boden mit seinen Blicken zu scannen, denn möglicherweise hatte der Flüchtige etwas verloren. Würde er zur Polizei gehen, falls er ein Indiz fand, das auf den Täter hindeutete? Wohl eher nicht, aber er konnte auf eigene Faust recherchieren, wenn er etwas Aufschlussreiches in die Hände bekam.
    Die Passage kam nach dreißig, vierzig Metern zu einem Ende. Sie mündete einfach in eine mittelgroße Straße. Keuchend taumelte der Amerikaner ins Freie und stolperte dabei noch über eine Kiste mit Abfall, die jemand in die Nische gestellt hatte. Stood durchsuchte die Kiste auf Dinge, die der Flüchtige dort verstaut haben mochte, aber er fand nur alte Dosen und schnitt sich an rostigem Blech in den Finger.
    Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen. Er lehnte sich gegen eine Hauswand, ließ rasch den Revolver in seiner Tasche verschwinden und warf einen Blick in die Runde. Gleich neben ihn saß eine alte Frau auf einem Sitzkissen vor ihrem winzigen Gemüseladen und schielte interessiert zu ihm herüber. Er stellte sich vor sie. „Haben Sie jemanden gesehen? Gesehen? Jemand, der hier herauskam? Einen Mann? Schnell, eilig?“ Eine Minute lang redete er auf sie ein und gab dann auf. Die älteren Leute hier verstanden kein Englisch. Vergebliche Liebesmüh.
    Musste der Kerl hier

Weitere Kostenlose Bücher