Zimmer d. Wahrheit - Schatzjäger - Zelluloid
hart griff er zu, doch sie beschwerte sich nicht. Stattdessen ruckte sie nach vorn, und ihr Gesicht prallte in der Dunkelheit gegen seines. Es war so schmerzhaft, dass er es für eine Attacke hielt – halten musste – und sich versteifte, auf Abwehr ging. Sie stöhnte, aber sie prallte nicht zurück, griff ein zweites Mal an, sanfter diesmal, da sie wusste, wo sein Kopf sein musste. Er spürte ihre Lippen auf seiner Wange, ihre Zähne an seinem Ohr, dann ihre Zunge, die sich einen Weg zwischen seine Lippen suchte. Sie legte sich vollkommen auf ihn, ohne sich mehr auf der Matratze abzustürzen. Leicht war sie, und doch lastete sie auf ihm. Er begann schwer zu atmen. Ihre kleinen, festen Brüste kreisten über seinen Oberkörper, schienen Muster auf ihn malen zu wollen, ihre Hüfte rieb sich an der seinen.
„Öffne den Mund“, flüsterte sie. Als er ihre Hand freigab und zögernd gehorchte, gab es ein knisterndes Geräusch, als streife sie ihr Kleid ab, und plötzlich war die Spitze einer ihrer Brüste in seinem Mund, weich und hart zugleich. Er schloss seine Lippen um die Warze, tastete sie mit der Zunge ab, biss hinein. Die Macht dieser Empfindung riss ihn mit.
Seine Hände fanden ihre Schultern, wanderten über ihren Rücken bis zu ihrer Hüfte und erreichten die Stelle, bis zu der sie das Kleid abgestreift hatte. Ungeduldig half er ihr dabei, sich vollends zu entblößen. Dabei ertastete er keine Unterwäsche – und konnte nicht sagen, dass er sie vermisst hätte.
Sie fiel über ihn her wie eine Raubkatze, und die Dunkelheit bildete zusammen mit ihrer Unberechenbarkeit ein perfektes Paar, denn man konnte unmöglich sagen, was sie im nächsten Augenblick tun würde, wo ihre Lippen gleich sein würden. Ihrer beider Glieder verknoteten sich ineinander, und wenn er sie festhielt oder von sich drückte, wurde sie nur noch wilder, fordernder, kämpfte um ihre Freiheit und um das Recht, ihn anzufassen und zu küssen, wo immer es ihr gefiel. Als er in ihre heiße Tiefe glitt, konnte er sich nicht einmal vorstellen, welche Haltung sie eingenommen hatte, in welcher Richtung sie auf ihm saß. Oder lag.
Sie war überall.
Es erlebte einen so vollendeten Sex, dass er gar nicht anders konnte als an die Frau zu denken, die ihm der Japaner namens Miura seinerzeit für eine Nacht zum Geschenk gemacht und die ihm ebenfalls unvergessliche Sinnenfreuden beschert hatte. Es war anders gewesen, damals … ruhiger, kontrollierter, behutsamer, und vor allem hatte er seine Partnerin dabei sehen können.
Zweimal entlud er sich in seine unsichtbare Gespielin, und als sie schließlich neben ihm lag und leicht in seinen Armen zitterte, fragte er: „Warum im Dunkeln?“
Sie schwieg einige Minuten lang, presste sich nur an ihn, und er dachte längst, sie würde die Frage übergehen, als er doch noch eine Antwort enthielt: „In meinem Glauben ist es einer unverheirateten Frau verboten, sich einem Mann nackt zu zeigen.“
„Aber ich fühle dich, spüre deinen Körper. Du bist völlig nackt … für meine Hände.“ Er streichelte sie und erreichte wie selbstverständlich eine Stelle, die sie erbeben ließ.
„Es ist etwas anderes“, wisperte sie. „Es ist ein Tabu.“
Wieder entstand eine lange Stille, und diesmal war Stood es, der sie brach. „Ist es dir erlaubt, dich zu fotografieren zu lassen, so, wie du bist?“ Er hätte ihr diese Frage nicht gestellt, hätte sie ihm nicht in der letzten Stunde hundertfach bewiesen, dass so etwas wie Scham für sie nicht existierte. Die Idee mit dem Foto war ihm gekommen, als er an die Nacht mit der Japanerin gedacht hatte. Das Bild aus der Sofortbildkamera war zu einem schwarzgrünen Fleck geworden, aber nun hatte er einen gewöhnlichen Fotoapparat bei sich – er lag sogar auf dem Nachttisch. Es war keine Digitalkamera. Mit diesen hatte er in tropischen Ländern zu viele schlechte Erfahrungen gemacht. Der Gedanke, Siti abzulichten, beherrschte ihn. Dieses Foto würde, anders als das erste, für die Ewigkeit sein.
„Du darfst mich nicht ansehen“, sagte sie. Ihre Stimme wirkte erstaunlich unentschlossen.
„Ich sehe weg. Ich verspreche es. Ich richte die Kamera in deine Richtung und sehe weg. Das Foto werde ich mir erst ansehen, wenn …“
„Wenn sich unsere Wege für immer getrennt haben, meinst du.“ Sie klang nicht traurig, nur ernst.
„Ich wollte nicht … taktlos sein.“
„Du kannst mich im Dunkeln fotografieren“, sprach die Frau weiter. „Du siehst mich nur für Dauer
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