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Zimmer Nr. 10

Titel: Zimmer Nr. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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paar nachlässige Pinselstriche darüber.
    Und fertig.
    Weiß.
    Er stellte das Glas auf den Tisch. Er hatte es die ganze Zeit in der Hand gehalten, ohne sich dessen bewusst zu sein. Erst als seine Hand zu zittern begann, fiel es ihm auf. Er hatte immer noch keinen Schluck von dem Whisky getrunken.
    Er stand auf, ging ins Schlafzimmer und nahm seine Kleidung vom Stuhl.
    »Was ist, Erik?« Angela bewegte sich im Bett. Das Mondlicht fiel auch ins Schlafzimmer, und das Bettzeug leuchtete weiß. Hier drinnen sah es aus wie auf einem Gemälde.
    »Ich muss was überprüfen«, sagte er.
    »Jetzt?« Sie richtete sich auf. »Wie spät ist es?«
    »Ich bin bald zurück.«
    Sie hatte gepackt, dann wieder ausgepackt.
    Wovor habe ich Angst?
    Der Koffer lag auf dem Fußboden, der geöffnete Deckel erinnerte an eine ausgestreckte Zunge. Er war innen rot gefüttert. Das Futter hatte sich wie Samt angefühlt.
    Sie konnte sich nicht erinnern, was sie eingepackt hatte. Stück für Stück hatte sie Kleidung aus der Kommodenschublade genommen, ohne hinzusehen, was sie griff, als wüsste sie nicht, wohin es ging.
    Sie hatte eine Freundin angerufen, die um Mitternacht zu Hause sein würde. Ich könnte etwas eher da sein, wenn du willst. Gegen zwölf ist nicht mehr viel los. Nein, nein, hatte sie abgewehrt.
    Das Telefon klingelte wieder.
    Gellte wie ein Schrei.
    Das war schon lange nicht mehr vorgekommen, jedenfalls hatte sie das Gefühl, es wäre lange her. Es hatte nicht mehr geklingelt, seit sie mit dem großen Polizisten gesprochen hatte, dem Glatzkopf. Hinterher war sie sich blöd vorgekommen. Aber das Telefon hatte aufgehört zu klingeln, als ob der Anrufer wüsste, dass sie es der Polizei erzählt hatte. Irgendwie unheimlich.
    Sie beschloss dranzugehen.
    »Hallo?«
    »Ich bin tatsächlich ein bisschen früher nach Hause gekommen.«
    »Ja …«
    »Bist du schon auf dem Weg?«
    »Ich … weiß nicht.«
    »Was ist mit dir los? Natürlich kommst du zu mir.«
    »Wie spät ist es?«
    »Das ist doch egal. Jetzt machst du den Koffer zu und kommst her.«
    »Woher … weißt du, dass er noch offen ist?«
    »Deine Stimme klingt, als hättest du wirklich Schiss.«
    Sie antwortete nicht.
    »Bestell dir einfach ein Taxi.«
    »Das ist zu teuer.«
    »Du willst doch wohl nicht in die Straßenbahn steigen?«
    »Ich hab … noch nicht darüber nachgedacht.«
    »Wenn ich ein Auto hätte, würde ich dich abholen.«
    »Du hast ja gar keinen Führerschein.«
    Sie hörte die Freundin lachen. Das tat ihr gut. Vielleicht musste sie wirklich weg von hier. Es wäre schön, mit jemandem zu sprechen. Vielleicht würde ihr klar, ob sie sich alles nur einbildete.
    »Ich komme«, sagte sie.
    Zehn Minuten später merkte sie, dass es schwer werden würde, ein Taxi zu bekommen. Die Leitungen waren immer besetzt. Das war sonderbar. Ich sollte ein anderes Unternehmen als Taxi Göteborg anrufen, aber ich will nicht. Ich trau mich nicht. Bestimmt ist es dumm von mir, aber es ist das einzige Unternehmen, dem ich vertraue.
    Sie sah auf die Uhr. Den Fahrplan der Straßenbahn kannte sie auswendig. Ihr blieben noch zehn Minuten, dann fuhr die letzte Bahn in die Stadt.
    Ihr Entschluss stand fest. Der Koffer war gepackt.
    Im Treppenhaus roch es feucht nach Herbst.
    Draußen fühlte es sich nach Regen an, es regnete aber nicht. Die Luftfeuchtigkeit schien hundert Prozent zu betragen.
    Sie ging schnell, vom Fußweg aus konnte sie die Haltestelle schon sehen. Plötzlich hörte sie das Geratter der Straßenbahn auf der anderen Seite des Hügels. Das bedeutete, dass sie es vielleicht nicht schaffen würde. Sie begann zu laufen.
    Fast hätte sie die Balance verloren, als vor ihr ein Schatten auf den Asphalt fiel.
    Winters Gedanken bewegten sich schneller als der Fahrstuhl auf dem Weg hinunter in die Garage.
    Warum hat Jonas ausgerechnet dort in der Erde gegraben? Ausgerechnet da? Er grub nach Paula. War sie ein Symbol? Ein Symbol für die verlorene Kindheit? Die Liebe? Oder glaubte er wirklich, Paula liege dort unten? Wusste er, dass sein Hund dort lag? Nein. Ja. Nein. Hatte er Börge da draußen beobachtet? Ihn im Wäldchen seiner Kindheit graben sehen?
    Winter drückte auf die Fernbedienung, und sein Auto blinzelte ihm zu.
    Er tippte Anne Sandlers Nummer.
    Sie meldete sich nach dem dritten Klingeln. Er nannte seinen Namen und fragte nach Jonas.
    »Ich weiß nicht, wo er im Augenblick ist«, sagte sie.
    Ihre Stimme klang fern, gedämpft, nicht nur, weil er aus der Unterwelt

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