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Zimmer Nr. 10

Titel: Zimmer Nr. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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sagte er.
    »Danke, Sture.«
    »Aber die Entscheidung liegt beim Chef des Landeskriminalamts, das weißt du.«
    »Ich hab keine Probleme mit Leinert«, sagte Winter. »Und er ist mir das schuldig.«
    »Warum ist er dir eine Dienstbefreiung schuldig?«
    »All die Überstunden, für die ich nie Freizeitausgleich genommen habe. Komm schon, Sture, du weißt, wie es ist.«
    Birgersson antwortete nicht.
    »Halders muss den Fall übernehmen«, sagte Winter.
    »Wenn er dann immer noch aktuell ist.«
    »Soll Halders die Ermittlungen leiten? Ist das wirklich dein letztes Wort?«
    »Weißt du nicht, dass der Staatsanwalt die Ermittlungen leitet?«, fragte Winter.
    Birgersson lächelte ein dünnes Lächeln. »Wenn es einen Verdächtigen gibt, ja«, sagte er. »Gibt es in diesem Fall einen Verdächtigen?«
    »Nein.«
    »Dann leitet also Halders die gesamte Untersuchung, oder?«
    »Ich spreche von der Zeit nach dem ersten Dezember.«
    »Meinst du, dann ist Molina eingeschaltet?«
    »Vielleicht sind wir dann alle längst ausgeschaltet«, sagte Winter.
    »Oder du hast den Fall gelöst?«
    » Wir haben ihn gelöst.«
    »Ja, ja.« Birgersson versenkte den Blick besorgt in seinem leeren Glas, als würde es nie mehr gefüllt werden.
    »Jetzt ist Fredriks Zeit gekommen«, sagte Winter. »Er ist mehr als reif für den Job.«
    »Dass ausgerechnet du das sagst.«
    »Die Menschen verändern sich.«
    »Du? Oder er?«
    Winter beobachtete zwei junge Männer, die das Lokal betraten und sich an den Nebentisch setzten. Sie mochten im gleichen Alter sein wie er und Halders, als sie einander kennen lernten. »Wenn du mich durch ihn ersetzen … eventuell ersetzen willst, müsste er jetzt informiert werden.«
    »Vielleicht verlangt er dann, zum Kommissar befördert zu werden.«
    »Dann lass es ihn werden«, sagte Winter.
    »Also, jetzt brauch ich noch einen Schluck.« Birgersson schaute zur Bar.
    »Ich hab mit Bertil gesprochen«, fuhr Winter fort. »Er hat nichts dagegen. Im Gegenteil.«
    »Ja, ja«, sagte Birgersson.
    Winter folgte seinem Blick und gab dem Barkeeper ein Zeichen, der nickte.
    Birgersson hob zwei Finger und der Barkeeper nickte noch einmal. »Was für ein intelligenter Junge.«
    »Das sind sie alle.«
    »Bist du ein Barlöwe?«
    »Das Wort hab ich schon lange nicht mehr gehört.«
    »Oder der King der Bar, so sagt man wohl jetzt.«
    »Nur am Tag der Gehaltszahlung.«
    »Dein Gehalt reicht doch wohl allemal für die Barrechnung«, sagte Birgersson.
    »Wenn man Halders’ Erinnerungen an seine UNO-Zeit auf Zypern glauben darf, reichten die Löhne der britischen Offiziere gut für die Kasinorechnung«, sagte Winter.
    »Na klar«, sagte Birgersson. »Für alles andere musste das Privatvermögen herhalten. Wie bei dir.«
    »So groß ist das nicht«, sagte Winter.
    »Kommt drauf an, womit man es vergleicht.«
    »Du darfst es gern mit dem der britischen Offiziere vergleichen.«
    »Kaufst du immer noch handgefertigte Schuhe aus London?«
    »Nur wenn ich mir neue Anzüge bestelle.«
    Birgersson lachte auf. Der Mann hinter der Bar rührte sich nicht. Zwei Frauen an einem Tisch nahe beim Ausgang drehten den Kopf. In der letzten Viertelstunde hatte sich das Lokal gefüllt.
    Zwei frische Biere und ein neuer Klarer landeten auf dem Tisch.
    »Wie spät ist es?«, fragte Birgersson.
    »Viertel vor fünf. Wieso?«
    »Noch eine Viertelstunde, dann haben wir Happy Hour«, sagte Birgersson.
    »Mhm.«
    »Die verpasst man fast immer. Da sitzt man über Ermittlungsakten gebeugt da, deren Syntax kein Schwein versteht.«
    »Freu dich auf deine Happy Hour, Sture.«
    Birgersson antwortete nicht. Sein Blick schien abzuschweifen, bohrte Löcher in den dichten blauen Rauch in der Bar. Dann sah er Winter an. »Sag mal ehrlich, Erik, hast du die ganze Scheiße satt?«
    »Nur dann, wenn sie mir bis zum Hals steht.«
    »Wir sind auf dem besten Weg dorthin«, sagte Birgersson.
    »Hast du noch nicht gemerkt, wie schwer es ist, die Arme zu bewegen?« Er winkelte seinen Arm an. Ein Lichtstrahl von der Decke traf auf das Glas, und der Schnaps blitzte auf.
    »Als ich noch neu war, hast du mal gesagt, das ist eine Schlacht, die wir nicht gewinnen können, aber wir müssen durchhalten.«
    Birgersson trank, stellte das Glas ab und verzog das Gesicht. »Hab ich das wirklich gesagt?«
    Winter nickte.
    »Das war die Zeit, als wir es mit Heroin zu tun bekamen.«
    »Nein, das war vorher.«
    »Tja … ja … wie fandest du das?«
    »Mut machte es einem nicht gerade.«
    Birgersson

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