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Zimmer Nr. 10

Titel: Zimmer Nr. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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wenn ich euch verärgert habe dann möchte ich euch um Verzeihung bitten ich weiß ihr werdet mir vergeben gleich was mit mir geschieht und was mit euch geschieht und ich weiß wir werden uns wiedersehen.
    Elisabeth Neys Gesicht war blass und verschlossen. Vor einer Weile hatte sie die Augen geöffnet, trotzdem sah sie verschlossen aus. Abgeschlossen. Eingeschlossen. Winter wusste es nicht. Er saß auf dem Stuhl neben dem Bett. Auf dem Nachttisch stand eine Vase mit roten Blumen. Eine Karte konnte er nicht entdecken.
    »Ach, Sie sind das«, sagte sie.
    »Ich tauche überall auf.« Er lächelte. »Entschuldigen Sie, bitte.«
    Sie schloss noch einmal die Augen wie zum Zeichen, dass sie die Entschuldigung akzeptierte.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte er.
    Wieder schloss sie die Augen. Das musste ja bedeuten. Zweimal bedeutete nein.
    »Ich weiß nicht, was ich hier soll«, sagte sie nach einer Weile. »Wie bin ich hierher gekommen?«
    »Sie brauchten Ruhe«, sagte Winter.
    »Bin ich krank?«
    »Haben Sie mit keinem Arzt gesprochen?«
    »Sie sagen, ich brauche Ruhe.«
    Winter nickte.
    »Aber Sie haben sie hereingelassen.«
    Sie sagte das im selben schleppenden Tonfall wie alles andere. Darin lag keine Anklage.
    »Ich wollte wissen, wie es Ihnen geht«, sagte er. »Und ich gebe zu, dass ich Ihnen auch ein paar Fragen stellen möchte.«
    »Das versteh ich. Und ich möchte ja wirklich helfen. Aber ich weiß nicht, was ich sagen soll.« Sie bewegte den Kopf. »Oder an was ich mich erinnern soll.«
    Ihre braunen Haare wirkten schwarz auf dem Kissen. Durch die Jalousien fiel Licht und malte Streifen über und unter ihre Augen. Das Kinn sah zweigeteilt aus. In ihren Augen war ein besonderer Ausdruck, den Winter schon einmal bei jemand anders gesehen zu haben meinte. Eine ganz gewöhnliche Beobachtung. Überall gab es Menschen, die nicht miteinander verwandt waren, sich aber dennoch ähnlich sahen. So war es mit Elisabeth Ney. Den Ausdruck in ihren Augen hatte er schon einmal bei jemand anders gesehen. Er wusste nicht, bei wem, wo oder wann. Jemand, dem er auf der Straße, in einem Laden, einer Bar oder einem Park begegnet war. Irgendwo und irgendwann.
    Ihre Augen waren leicht grün gesprenkelt.
    »Es ist möglich, dass Paula sich beim Training mit einem Mann getroffen hat«, sagte Winter.
    »Training? Was für einem Training?«
    »Im Fitnessstudio. Wussten Sie das nicht?«
    »Äh … doch, klar.«
    Sie wirkte unsicher. Aber das brauchte nichts zu bedeuten.
    »Hat Paula nie davon erzählt?«
    »Dass sie trainierte?«
    »Dass sie dort jemanden getroffen hat.«
    »Sie hat ja nie von jemandem erzählt. Das hab ich doch schon mal gesagt.«
    Winter nickte.
    »Sie hätte es mir erzählt, wenn es so gewesen wäre.«
    »Gibt es einen Grund dafür, dass sie es verheimlicht hat?«, fragte Winter.
    »Was meinen Sie?«
    »Vielleicht wollte sie Ihnen erzählen, dass sie einen Freund hatte. Konnte es aber nicht.«
    »Warum hätte sie es nicht können sollen?«
    »Vielleicht traute sie sich nicht.«
    »Warum?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Meinen Sie, dass sie mit jemandem zusammen gewesen ist, der sie gezwungen hat zu schweigen?«
    »Auch das weiß ich nicht. Es ist nur … eine Frage.«
    Elisabeth Ney hatte den Kopf gehoben. Winter sah den Abdruck im Kissen. Wie ein Schatten.
    »Sie hätte es mir erzählt. Was immer es gewesen wäre.«
    Winter nickte.
    »Glauben Sie, dass sie freiwillig mit in dieses Hotel gegangen ist?«, fragte sie.
    »Was heißt freiwillig?«
    »Meinen Sie, dass jemand sie unter Drogen gesetzt hat?«
    »Im Augenblick meine ich gar nichts«, sagte Winter.
    Aber Paula hatte nicht unter Drogen gestanden. Das hatte die Obduktion ergeben. Vielleicht war sie paralysiert gewesen. Bis zur Bewegungsunfähigkeit. So etwas konnte die Obduktion nicht immer nachweisen.
    »Aber wenn er sie ins Hotel geschleppt hat … in dieses Zimmer … dann muss sie doch jemand gesehen haben?« Elisabeth Ney hatte sich aufgerichtet und schon fast die Füße auf den Boden gesetzt. Wahrscheinlich legte sich der Schock langsam. Jetzt kamen die Fragen. »Es muss sie doch jemand gesehen haben?«
    »Das hoffen wir ja auch«, sagte Winter. »Wir suchen Zeugen, schon die ganze Zeit über.«
    »Da arbeiten doch Leute im Hotel? Was sagen die?«
    »Sie ist niemandem aufgefallen.«
    »Und die Putzfrauen? Sehen die nicht alles? Die gehen doch in alle Zimmer?«
    »Nicht … in das Zimmer«, sagte Winter. Er empfand es wie ein persönliches Versagen, es aussprechen

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