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Zimmer Nr. 10

Titel: Zimmer Nr. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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zu müssen. »Sie haben es an dem Tag nicht geputzt.«
    »Mein Gott.«
    Winter sagte nichts.
    »Hätten sie es getan, würde Paula vielleicht noch leben!«
    Winter versuchte, sich unsichtbar zu machen, zu Luft zu werden, seine Miene unergründlich zu machen. Elisabeth Ney hatte plötzlich Farbe bekommen. Sie wirkte jünger. Wieder hatte Winter das vage Gefühl, sie zu kennen.
    »Sie hat sich nicht eingetragen«, sagte er.
    »Warum nicht? Warum hat sie es nicht getan?«
    Elisabeth Neys Gesicht war jetzt seinem nahe. Ihr Kopf sank nach vorn, sie zuckte zurück. Winter musste an die Videosequenzen vom Hauptbahnhof denken.
    »Warum hat niemand sie in der Lobby gesehen? Warum?«
    »Das versuchen wir auch zu verstehen. Aber wir wissen nicht, wie das abgelaufen ist.«
    »Wissen Sie überhaupt irgendwas?«
    »Nicht viel.«
    »Mein Gott.«
    Sie schwankte. Winter streckte einen Arm aus und stützte sie. Dann setzte sie sich wieder auf die Bettkante. Das Nachthemd war groß wie ein Zelt. Darunter konnte sich wer weiß was für ein Körper verbergen. Ihre Hände waren schmal und sehnig, wie aus empfindsamem Holz geschnitzt, das Wind und Regen ausgesetzt gewesen war.
    »Ihre Hand!«, rief Elisabeth Ney aus. »Warum ihre Hand?!«
    Winter begegnete in der Halle Mario Ney.
    Ney nickte, als sie aneinander vorbeigingen, machte aber keine Anstalten, stehen zu bleiben.
    Winter blieb stehen.
    »Was ist?«, fragte Ney mitten im Schritt.
    »Der Schock legt sich langsam«, sagte Winter.
    Ney murmelte etwas, das Winter nicht verstand.
    »Wie bitte?«
    »Na, ob er hier weniger geworden ist …«
    »Hören Sie mal, sie musste ins Krankenhaus. Für eine Weile.«
    »Sind Sie Arzt?«
    Winters Blick fiel auf das Café am anderen Ende der Halle. Es gab nur einige wenige Tische und mitten im Raum eine große Pflanze. Im Augenblick saß niemand dort.
    »Können wir uns ein Weilchen setzen?«
    »Ich bin auf dem Weg zu meiner Frau.«
    »Nur ein paar Minuten.«
    »Hab ich eine Wahl?«
    »Ja.«
    Ney sah erstaunt aus. Er folgte Winter fast automatisch, als der auf das Café zusteuerte.
    »Sie wartet auf mich.« Ney setzte sich.
    »Was darf ich Ihnen anbieten?«, fragte Winter.
    »Ein Glas Rotwein«, sagte Ney.
    »Ich weiß nicht, ob sie hier Wein haben.« Winter schaute zum Tresen.
    »Natürlich nicht«, sagte Ney. »Was haben Sie denn gedacht?«
    »Wir können zu einer Bar fahren«, schlug Winter vor.
    »Ich will meine Frau besuchen.«
    »Ich meine hinterher.«
    »Okay.« Ney erhob sich.
    »Ich warte hier«, sagte Winter.
    Ney nickte und ging.
    Winters Handy klingelte. »Ja?«
    »Der Portier vom ›Revy‹ wollte dich sprechen.«
    Es war Möllerström.
    »Welcher von beiden?«, fragte Winter.
    »Richard Salko.«
    »Hast du ihm meine Handynummer gegeben?«
    »Nein. Noch nicht. Ich hab ihn gebeten, in drei Minuten noch mal anzurufen. Zwei Minuten sind jetzt um.«
    »Gib ihm die Nummer.« Winter drückte auf Aus und wartete.
    Das Telefon in seiner Hand pulsierte. Er hatte den Klingelton unterdrückt.
    »Winter.«
    »Hallo. Hier ist Richard Salko.«
    »Ja?«
    »Heute hat ein komischer Typ eine ganze Weile vor dem Hotel gestanden.«
    »Was für ein Typ?«
    »Ein Mann. Ich hab ihn durchs Fenster beobachtet. Er hat nach oben geschaut, zu den Seiten und dann wieder nach oben.«
    »Jung? Alt?«
    »Ziemlich jung. Dreißig, vielleicht vierzig. Ich weiß es nicht. Er trug eine Mütze. Die Haare konnte ich nicht sehen.«
    »Ist er Ihnen früher schon mal aufgefallen? Haben Sie ihn irgendwie erkannt?«
    »Glaub ich nicht. Aber … er hat da eine Weile gestanden. Nur so. Verstehen Sie? Irgendwie, als würde ihm die Stelle was bedeuten oder wie man das ausdrücken soll. Als wäre er schon mal hier gewesen.«
    »Vielleicht war es einer Ihrer Stammkunden«, sagte Winter.
    »Vielleicht. Wenn ich Dienst hatte, ist er jedenfalls nie aufgetaucht. Ich kannte ihn nicht.«
    »Ein Tourist?«, fragte Winter.
    »Er sah nicht aus wie ein Tourist«, meinte Salko.
    »Wie sehen Touristen denn aus?«
    »Einfach bescheuert.«
    »Was ist mit der Liste? Ich warte immer noch auf die Liste aller Angestellten, die jemals im Hotel gearbeitet haben.«
    »Darauf warte ich auch noch«, sagte Salko.
    »Was soll denn der Kommentar?«
    »Entschuldigung. Das dauert eben. Wir sprechen von einer langen Zeitspanne. Und großer Fluktuation.«
    »Hätten wir genügend Leute, wir hätten den Job längst selbst erledigt«, sagte Winter.
    »Ich tue mein Bestes. Schließlich hab ich jetzt angerufen,

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