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Zipfelklatscher

Zipfelklatscher

Titel: Zipfelklatscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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sondern in seiner dunkelbraunen Trachtenjacke und einer roten Kühltasche neben sich, die ich noch nie gesehen habe. Und schlauerweise mit dem Rücken zum Festland. Ich spurte ans Ufer und schreie:
    »HAST DU AN DIE KARTOFFELN GEDACHT?«
    Nichts. Nur: NJÄÄÄÄÄÄÄäääääääääääää…
    Und weg ist er, einmal um die Insel Richtung Süden.
    »Der hat dich jetzt aber nicht gehört«, stellt Janni oberschlau fest, als ich an den Tisch zurückkehre.
    Ich verzichte auf eine Antwort, nicke stattdessen nur ein schnelles »Prost« zum Rudi und frage im Gehen noch kurz den Michi: »Bist du heute gar nicht im Dienst?«
    Michi ist nämlich Fahrkartenkontrolleur und erster Stegwart bei der Chiemseeschifffahrt.
    »Nein, ich hab heut frei. Wichtige Termine!«
    Mehr sagt er nicht, sondern wirft sich in die Brust und klemmt die Daumen hinter die Hosenträger seiner dunkelblauen Feuerwehrhose. Sein rundliches Riesenbaby-Gesicht wird rot vor Wichtigkeit, aber obwohl ich sehe, dass er darauf wartet, tu ich ihm nicht den Gefallen und frage nach, sondern sehe zu, dass ich in die Wirtshausküche komme, um beim Zoran Fische gegen Bargeld und einen Espresso zu tauschen. Vorher klau ich mir aber noch eine Breze, ofenfrisch mit leuchtend weißem Salz drauf, und tunke sie kurz in den süßen Senf auf Michis Teller. Der Schweinsbraten muss warten.
    An dem Engpass zwischen dem Kiosk am Hauptsteg und dem Klostergarten versperrt mir ein Mann den Weg, dunkle Sonnenbrille, Smartphone am Ohr. Über seinem linken Arm hängt ein schwerer Kleidersack.
    »Tschuldigung, darf ich mal durch? Hallo?«
    Der Mann klebt so sehr an seinem Gerät, dass er meine Bitte erst beim zweiten Mal hört. Dann schreit er noch einmal: »Genau, wie oft soll ich das noch sagen: Zwölfhundert Euro wegen einer brennenden Zigarette! Das war mal ne richtig teure Party!«, und dreht sich auf seinen hellbraunen Lederschuhen um. Das ist Nils von Böckel! Aber obwohl ich keinen halben Meter von ihm entfernt vorbeigehe, nickt er nur mürrisch und weicht meinem Leiterwagen zwei Schritte nach rechts aus. Unsere Blicke treffen sich kurz, ich bekomme einen Schreck, als er meinen abgetragenen Fleecepulli mustert, oder das, was sich darunter verbirgt. Aber wie soll er darauf kommen, dass sich darunter der trägerlose BH seiner Partybekanntschaft von heute Nacht versteckt?
    »Renken?«, fragt er dann tatsächlich und deutet auf meinen Leiterwagen, und ich zucke nur mit den Schultern und kaue an meiner Breze. Soll der Böckel meinetwegen denken, dass ich eine maulfaule Insulanerin bin. Und tatsächlich, er gibt sich damit zufrieden, und nickt mir noch einmal zu. Er hat dicke Augenringe, und in seinen Augen ist nicht das leiseste Zeichen des Wiedererkennens

»Endlich, die Kati ist da! Heut bist aber spät dran! Hast du den Rudi gesehen?«
    Hans Leutheuser, Zumsler Wirt vom »Hotel zum See«, hat die Hände in die Bauchseiten gestemmt und wartet neben der Tür, aus der ich heute Morgen die Flucht ergriffen habe. Auch ihm sind die Anstrengungen dieses Morgens in das schweißbeperlte Gesicht geschrieben. Der arme Kerl hat nämlich ein solches Übergewicht, dass es ein 24-Stunden-Workout sein muss, diesen massigen Leib durch die Gegend zu wuchten.
    »Der Rudi ist schon vor einer Stunde los nach Rosenheim in die Metro, aber ich kann ihn nicht erreichen. Dabei brauch ich dringend noch einen neuen Luftentfeuchter. Die Saubuam von der Feuerwehr haben mir das Fünfzehner komplett unter Wasser gesetzt! Mein bestes Zimmer!«
    Zu dem entstandenen Schaden will ich lieber nichts sagen, und auch nicht, dass ich gesehen habe, dass sein feiner Geschäftsführer nicht im Großmarkt ist, sondern beim Amsler seinem feuchten Hobby frönt. Ich murmle nur unverbindlich »keine Ahnung« und »oh mei, so schlimm gleich« und trage die Fische am Hans vorbei zur Kühlung.
    Jetzt plingt die Glocke an der Rezeption und der Hans dreht sich einmal um hundertachtzig Grad, um die paar Stufen zum Hotelbereich hinaufzuschnaufen.
    »Dein Geld liegt auf dem Kastl vor der Kühlung.«
    »Danke«, rufe ich ihm nach, »heute gibt’s übrigens einen Spezialpreis!«
    Schlüsselklimpern statt einer Antwort. Ich lege die Hebel der Kühlung nach oben und öffne die schwere Tür, um dem Hans die Fische schon einmal hineinzustellen. Ich brauche kurz, um mich im Kältenebel zwischen Mayonnaisekübeln und Fertigtorten zurechtzufinden. Was hat eigentlich Dosenmais in einer Kühlung verloren? Wahrscheinlich damit ihn kein

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