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Zipfelklatscher

Zipfelklatscher

Titel: Zipfelklatscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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mindestens eine Stunde.
    »Nun, wenn du wirklich willst, dann kannst du mir ein paar geräucherte Renken für die Fischsemmeln filetieren!«
    »Fisch filetieren? Muss ich den dann anfassen? Ich hab heut noch wichtige Termine!«
    Der Michi ist echt entsetzt, und mir wird klar, dass das mit der Hilfe wohl nur eine Floskel war. Die Emerenz steht immer noch da mit dem Paket von der Fränzi unter dem Arm und schaut neugierig von mir zum Michi und vom Michi zu mir. Ist doch totale Zeitverschwendung mit den beiden! Ich binde mir noch meine Arbeitsschürze um, packe das Paket und lasse die beiden einfach stehen.
    »War des heut früh eine Übung, der Feueralarm?«, höre ich noch die Emerenz den Michi fragen, dann knalle ich die Küchentür hinter mir zu, entsorge die verkohlten Semmeln und schiebe seufzend neue in den Ofen.
    Zwischendurch will ich dringend in das Paket von der Fränzi schauen, komme aber nicht weit, weil die Emerenz mir tatsächlich hinterhergeschlichen ist in ihren lautlosen Gesundheitslatschen. Aber sie hegt offensichtlich gute Absichten:
    »Ich helf dir, Kind. Hast ein Messer?«
    »Ja, da«, sage ich misstrauisch, aber sie setzt sich tatsächlich neben mich, zieht das Chiemgauer Tagblatt von gestern als Unterlage zu sich und ritzt den ersten goldgelb geräucherten Fisch quer über die Seite auf.
    »Danke«, sage ich verdutzt und schaue ihr zu, wie sie in einem Affenzahn den Fisch filetiert.
    »Wo ist denn dein Bappa, der Bonifaz?«, fragt sie mich nebenbei, »ausliefern?«
    »Nein, das habe ich schon gemacht.«
    »Ah so.«
    Nächster Fisch.
    »Und war schon was los beim Amsler Wirt?«
    »Nein, beim Zoran waren nur die Feuerwehrler beim Frühschoppen.«
    »Ah. Und der Zumsler, war der recht nervös wegen dem Zimmerbrand?«
    »Nun, du kennst ja den Hans, der war wie immer kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Irgendwas mit dem Rudi.«
    Die Emerenz ist wirklich schnell. Sie ist schon beim dritten Fisch, und ich merke jetzt erst, dass ich mich verplappert habe und sie jetzt weiß, dass ich heute schon bei beiden Wirten war. Sie geht aber sowieso nicht darauf ein, sondern teilt mir stolz mit:
    »Jaja, der Rudi. Den hat er sowieso grad entlassen.«
    »Wie bitte? Wer hat wen entlassen?«
    »Gell, da schaust!« Die Emerenz wirkt hochzufrieden, wie immer, wenn ihre Nachrichten so heiß sind wie frisch gebackene Brezen. »Der Hans hat den Rudi rausgschmissen! Jetzt muss er schauen, wo er so schnell einen neuen Geschäftsführer herkriegt!«
    »Und wie ist das passiert?«, frage ich, obwohl ich der alten Ratschkatl [15] gar kein Öl ins Feuer gießen will. Die Emerenz lässt sich nicht zweimal bitten.
    »Der Hans ist zum Hauptsteg, um einen von der Schifffahrt zu fragen, ob der Rudi auch tatsächlich aufs Festland in den Großmarkt gefahren ist. Und da hat er den Rudi beim Amsler Wirt im Biergarten vor einer Maß sitzen sehen. So blau wie die Augen vom Wiggerl soll er gewesen sein, der Herr Geschäftsführer. Und weißt, was er gesagt hat, zu seiner Verteidigung?«
    »Lieber einen wackligen Wirtshaustisch als einen festen Arbeitsplatz?«
    »Ah geh, Schmarrn. ›Ein jeder redet drüber, wieviel ich sauf, aber über meinen Durscht redet keiner!‹ Das hat der Rudi gsagt, das muss man sich mal vorstellen! Und damit war’s das dann gewesen mit dem Geschäftsführer, der Janni hat ihn im Auftrag vom Hans sofort an Land gebracht, mit seinem ganzen Hab und Gut.«
    Der Rudi, fristlos gekündigt? Da tut er mir jetzt schon irgendwie leid. Er mag ein beschissener Geschäftsführer gewesen sein, aber dafür ist ihm gestern Nacht nicht aufgefallen, dass ich als blinder Passagier mitgefeiert habe. Ich tue so, als würde es meine volle Aufmerksamkeit erfordern, zwei Gläser Meerrettich mit Sahne zu verfeinern, damit mir die Emerenz meinen Ärger nicht ansieht. Aber die hat sowieso nicht vergessen, dass bei ihr noch eine kleine Wissenslücke klafft, was den Verbleib meines Vaters angeht.
    »Und der Bonifaz, wo ist der dann, wenn er nicht liefert? Machts ihr nicht den Biergarten auf heut?«
    Ich stelle ihr einen weiteren Teller für die nächsten Fischfilets hin und drehe ihr wieder den Rücken zu, um das schmutzige Geschirr von heute Morgen in der Spüle zu versenken.
    »Ja, aber er betreut ja dieses Laichbecken und wollte da nach dem Rechten sehen.«
    »Ah so? In Prien am Hafen, gell? Da fährt er oft nüber, gell?«
    »Aber ja, wieso? Ist das verboten?«
    Ich klappere mit dem Geschirr und halte dann einen Moment inne, denn die

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