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Zipfelklatscher

Zipfelklatscher

Titel: Zipfelklatscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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noch nicht weiß, wer hinter der Geschichte mit den Todessporen steckt.
    »Das wird schon wieder, Hubsi. Schau, jetzt kannst du wenigstens im Bett zeigen, was du alles drauf hast, weil du keine Angst mehr haben musst, dass dir die Frisur flöten geht. Molly, sei ihm halt wieder gut. Jetzt weißt du wenigstens, dass der Hubsi nicht nur mit dir zusammen ist, damit du ihm umsonst einen deiner sensationellen Haarschnitte machen kannst.«
    Die Molly zieht den Rotz in der Nase hoch und blinkt tatsächlich schon ein wenig versöhnlicher zum Hubsi. David und ich haben hier jetzt nichts mehr verloren und die Gäste der Verlobungsfeier starren uns beiden nach, als wären wir eine Erscheinung. Und ein bisschen fühle ich mich auch so, leichter als Luft, dabei habe ich das Bier von vorhin doch gar nicht angerührt, weil mir alles so unwirklich vorkommt, und weil ich es noch nicht fassen kann, dass da einer, den ich vor ein paar Tagen noch für einen totalen Streber gehalten habe, wegen mir auf den Hubsi losgegangen ist. Und als hinter uns endlich wieder die Musik einsetzt und ich endlich loslachen will, kommt nur ein einzelnes Glucksen aus meinem Hals.
    »Was ist los, Kati? Weinst du?«
    David hat meine Hand losgelassen, um vor mir die tief hängenden Zweige der Uferböschung zu teilen. Gleich sind wir da, mein Boot ist schon zu sehen. Es wartet auf dem schwarzen Wasser, als wäre nichts passiert.
    »Nein! Ja! Ich bin ganz durcheinander. Warum hast du das gemacht? Den Hubsi ins Wasser geschmissen? Ich dachte, du bist total cool damit, ob ich was mit ihm gehabt habe oder nicht. Warum hast du dich dann mit ihm angelegt?«
    »Weil du es wert bist. Und weil es mir natürlich nicht egal war. Was denkst du, was ich bin, ein Mann oder ein Regenwurm?«
    Und David führt mich fast feierlich zum Boot und lässt für mich den Motor an, bevor er zur Seite rückt, um mich ans Steuer zu lassen.
    »Und jetzt komm, fahr uns nach Hause.«

Es kann schon sein, dass es Südseeinseln gibt, die schönere Strände haben. Ich bezweifle aber, dass auf diesen Inseln der Mond derartig überirdisch schön über einer schwarzen Bergsilhouette steht, auf der die Lichter der Kampenwandbahn blinken wie eine Perlenkette. David und ich wärmen uns nach dem Schwimmen in einer kleinen Bucht an der Bergseite der Fraueninsel, eng zusammengedrückt auf meinem alten Parka, gut versteckt durch das meterhohe Schilf um uns herum, meine Lieblingsbucht aus Sand und Kieselsteinen. Glatt geschliffene Chiemseekiesel, in denen noch die Wärme des Tages steckt, sodass nackte Körper auf ihnen nicht frieren, und die leise klicken, wenn man sich darauf bewegt.
    »Wer bist du überhaupt? Du bist echt anders als alle anderen«, flüstere ich in David Ohr.
    »Und du bist mein Glücksbringer!«, flüstert er zurück, »so gut ging es mir schon lange nicht mehr. Du bist eine Wahnsinnsfrau! Diese Kraft, und diese Locken!« Und dann sagen wir nichts mehr. Und von dem, was sich da gerade an meine Hüfte drückt, kann ich eines sagen: Als ich David vorher beim Schwimmen ganz verstohlen auf die Körpermitte geschielt habe, da muss das Wasser kalt gewesen sein, sehr kalt.
    Diese Schweizer sind wohl in jeder Disziplin überaus gründlich, auch beim Freiluftsex, und als wir uns endlich eine Pause gönnen, kann ich kaum irgendeinen klaren Gedanken fassen, rosa Spiralen wirbeln in meinem Kopf herum.
    »Ich muss langsam rauf ins Hotel. Komm mit, dann mach ich uns einen Kaffee«, flüstert David, als wir beide in den Himmel schauen, der sich allmählich ins Morgengrauen dimmt, und verscheucht ein paar Mücken.
    »Und wenn uns jemand von deinen Angestellten sieht?«
    »Das ist mir egal. Du bist so super, das können die ruhig alle wissen«, sagt David und tastet den Boden nach seinem zweiten Wadlwärmer ab. Ich fühle mich immer noch so leicht wie vorher, und die Dirndlknöpfe lassen sich so geschmeidig schließen, als hätte ich mir gerade ein Kilo von den Rippen trainiert.
    »Und du, Kati? Hast du ein Problem damit?«
    Ich bleibe kurz stehen und warte auf das Übliche: Fluchtreflex, Nicht-zusammen-gesehen-werden-wollen, einmal und dann nie wieder, ich habe keine Zeit für eine Beziehung – wo sind sie denn eigentlich, meine üblichen Bedenken? Als ich merke, dass ich sie nicht spüre, dass da nichts ist außer purer Freude, werde ich so aufgeregt, dass ich sofort Davids Hand nehmen muss.
    »Mir auch! Mir ist das auch egal!«, sage ich, und meine das auch so.
    »Namaste!«
    Gorvinder trabt

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