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Zipfelklatscher

Zipfelklatscher

Titel: Zipfelklatscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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fester um mich. Ich bin das nicht gewohnt, so beschützt zu werden, stelle aber trotzdem fest, dass meine Schulter genau unter seine Achsel passt, als wären wir zwei Puzzleteile. David schaltet um einiges schneller als ich, dass der Hubsi wirklich nicht zum Singen auf dieser Party ist, sondern weil er sich mit der Molly zusammentun will. Ehelich.
    »Trotzdem gratuliere ich natürlich herzlich zur Verlobung, liebe Molly!«
    Na klar! Der Hubsi hat endlich eine Wirtstochter gefunden, und zwar nicht für einen seiner Beiträge, sondern für sich selbst! Und ich habe ihm auch noch ihre Nummer gegeben! Da hat ja offensichtlich keiner irgendwie irgendwas anbrennen lassen, die müssen sich nach ungefähr zwei Tagen verlobt haben. Darum war Zoran so gut drauf – und darum kam auch kein Fernsehbeitrag über die Molly, weil der Hubsi einfach selbst zugegriffen hat!
    Davids Gratulation scheint Molly trotzdem nicht besonders zu freuen, obwohl sie außerordentlich höflich vorgetragen wurde, und da rauscht jetzt auch tatsächlich Zoran heran mit seiner Frau Karin im Schlepptau, und schreit schon von Weitem: »Da schau her, die Kati. Mit dem Schweizer. So eine Überraschung!«
    Kurze Pause, in der Zoran leicht von rechts nach links schwankt, sich den herumplantschenden Hubsi ansieht, von ihm zu uns schaut und dabei eine zunehmend ungesunde Gesichtsfarbe entwickelt. Seine Frau flüstert ihm etwas ins Ohr, offensichtlich versucht sie ihn ein wenig einzubremsen, denn jetzt räuspert sich Zoran, hebt tadelnd den Zeigefinger und sagt: »Also, eigentlich müsste ich euch jetzt rausschmeißen, aber weil heute so ein bedeutender Tag ist und meine schöne Tochter«, (er muss die Molly damit meinen, er hat ja nur eine), »ihren Traummann gefunden hat, will ich nicht so sein.«
    Aber als Hubsi endlich mit Hilfe von ein paar Burschen den Weg aus dem Chiemsee findet, mit triefendem Trachtenanzug und einer ganz wunderbaren Halbglatze, auf der die Chiemseewassertropfen im Fackelschein glitzern, wendet sich das Blatt. Denn anstatt ihm um den Hals zu fallen, schlägt die Molly die Hände über ihrem falschen Zopf zusammen und schreit:
    »Aber Hubsi, wie schaugst’n du aus! Du hast ja gar keine Haar! Papa, ich kann doch keinen mit einer Platt’n heiraten!«
    Zoran schaut sich Molly an, die tatsächlich dabei ist, sich einen beachtlichen Klunker von ihrem Wurstfinger zu zerren, und sieht offensichtlich die ruck, zuck arrangierte Verlobung gefährdet. Und explodiert, da kann Karin noch so besänftigend über seinen Unterarm streichen: »A Ruah is! Der Ring bleibt dran! Der Hubsi, der sucht a Wirtstochter, und du bist eine! Den nimmst jetzt, sonst reiß ich dir dei Fotznspangerl [35] eigenhändig aus der Goschn! Und ihr zwei«, er dreht sich zu uns um, »ihr zwei schleichts eich! Sonst kriegts ihr Hausverbot! Und zwar hier …«, (weitausholende Gebärde über Schloss Seeblick, das friedlich zwischen Wald und Chiemsee daliegt, weil die Musik verstummt ist und sich alles um uns schart), »und dahoam bei uns in der Wirtschaft auch! Und wenn die Molly und der Hubsi sich jetzt in die Haar kriegen …«, kurzer Blick auf Hubsis Kopf, »… ich mein, wenn die sich jetzt uneins werden wegen euch, dann könnt’s euch zsammtun, denn ich werd dafür sorgen, dass ihr beide nicht mehr auf die Füß kommt’s! Das ist mein letztes Wort!«
    Und dann kommt noch was auf kroatisch von Karin, das wir erstens nicht verstehen, weil wir kein Kroatisch können, und zweitens, weil mich ein unbändiges Lachen im Hals kitzelt, als wir erhobenen Hauptes unseren Rückzug antreten.
    Nur eines muss ich noch schnell loswerden, und so bleibe ich kurz vor dem tropfenden Hubsi stehen. »Sagt dir der Name Wedehopf was? Oder Koferl? Und sag jetzt nicht, das ist ein Trachtengeschäft in Ruhpolding!«
    Aber der Husbi schaut mich nur mit einem Blick wie ein gestrandeter Wal an, Toupet in der Hand und meint müde: »Lass mich in Ruhe. Deine feinen Herren kenne ich nicht, will ich auch nicht kennen, und außerdem bist du schuld, dass meine Molly mich jetzt ohne Haare gesehen hat. Da kann ich schauen, wie ich das wieder hinbiege!«
    Ich schau mir den verstörten Hubsi an, ich hatte doch nicht ahnen können, dass der ehemalige Domspatz ein so empfindliches Kulturredakteurs-Ego haben würde, und auf einmal tut er mir sehr leid, weil er es nötig hatte, meine Abfuhr mit so unfairen Mitteln zu bekämpfen. Auch wenn offensichtlich nur der Fernsehbeitrag auf sein Konto geht und ich immer

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