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Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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wünsche
ich auch den Anwälten und allen anderen Beteiligten in Chicago und Cobán«, sagte
Florian und beschloss, sich in das Thema richtig hineinzuknien, auch nachdem die
Sendung längst ausgestrahlt worden war.
    Jana legte
ihre Hand auf seine. Die Sanftheit der Berührung tat ihm gut, und in einem Anflug
von Dankbarkeit, dass es sie gab, dass sie hier an seiner Seite saß und die Erschütterungen
seines Lebens mit ihm teilte, führte er langsam ihre Finger an seine Lippen und
küsste sie. Es war eine Geste der Liebe wie der Ehrerbietung, und er wusste, dass
genau dies die Gefühle waren, die seine Beziehung zu ihr charakterisierten. Plötzlich
geisterte ihm ein Gedanke durch den Kopf. Die Idee war so verwegen wie naheliegend,
dennoch war er unsicher, wie Jana sie aufnehmen würde. Im Grunde war es nicht das,
was sie wollte, sondern eher ein Kompromiss. Obwohl er im Grunde seines Herzens
unschlüssig war, hörte er sich sagen: »Mir gegenüber wird eine Wohnung frei. Hast
du nicht Lust, dort einzuziehen?«
     
    Dele öffnete vorsichtig die Augen.
Das Licht um sie herum war gedämpft, jemand hatte vorsorglich alle Jalousien herunter
gezogen. Langsam ließ sie ihren Blick schweifen und stellte fest, dass sie allein
im Zimmer war. Die Wände waren in einem wohltuenden Vanilleton gestrichen, und ein
abstraktes, buntes Bild vermittelte Fröhlichkeit. Neben ihrem Bett stand ein Apparat,
der monoton vor sich hin piepte. Offenbar reagierte er auf Veränderungen ihres Körpers,
denn wenn sie sich bewegte, nahm das Piepen an Lautstärke zu.
    Dele seufzte.
Sie hatte überlebt. Das Gefühl, noch auf der Welt zu sein, nicht auf dem Grund des
Stroms zu liegen, erfüllte sie mit tiefem Glück. Sie erinnerte sich daran, wie jemand
sie aus der Dunkelheit des Wassers nach oben gezogen hatte, zurück an die Oberfläche,
und noch jetzt spürte sie den festen Griff.
    Ein Arzt
kam ins Zimmer. Er wollte wissen, ob es ihr gut ginge, und Dele nickte.
    »Fühlen
Sie sich dazu in der Lage, Besuch zu empfangen?«
    Nur wenige
Augenblicke später standen Luz und Gino vor ihrem Bett. Sie brachte keinen Ton heraus,
als sie die beiden sah, doch Gino bemerkte, dass eine Träne ihre Wange hinunter
rann.
    »Alles wird
gut«, flüsterte er und nach einem Moment sagte er: »Luz weiß Bescheid, ich habe
ihr alles erzählt.«
    Sie hob
den Kopf und sah ihn und das Mädchen, das mit hängenden Armen vor ihr stand, unsicher
an.
    »Der DNA-Test
wird schon gemacht. Gedulde dich noch zwei Wochen, dann liegt das Ergebnis vor.«
    Erschöpft
ließ sie den Kopf zurück in die Kissen sinken. Warum sah Luz sie nicht an?
    »Vielleicht
bekommst du sogar eine Arbeitserlaubnis«, sagte Gino mit einem Lächeln im Gesicht
und fügte hinzu: »Die Kripo wird sich für dich verwenden, und die Medien werden
einen Riesenwirbel verursachen, es könnte sein, dass das nützt. Vielleicht können
wir drei sogar zusammen bleiben …«
    »Wie meinst
du das?«
    »Ich habe
mit dem Zirkusdirektor gesprochen. Falls die Behörden Nachsicht mit dir üben, sind
wir beide engagiert. Und Luz könnte bei uns sein …«
    »Ist das
wahr?«
    »Ja.« Gino
griff nach ihrer Hand. » Roncalli bricht zwar in wenigen Tagen hier die Zelte
ab und reist nach München, aber wir fahren einfach hinterher, wenn alles geklärt
ist.«
    Dele schloss
die Augen und lag einen Moment ganz still, dann öffnete sie sie wieder und ihr Blick
wanderte zu Luz: »Weißt du, was das bedeutet?« Aufmerksam sah sie das Kind an, das
zum ersten Mal die Augen hob. »Mit dem Zirkus und Gino und mir auf Wanderschaft
zu sein? Hättest du Lust, uns zu begleiten?«
    Luz schwieg,
doch nach Sekunden, die Dele wie eine Ewigkeit vorkamen, nickte sie. »Meine Freundinnen
können mich ja in den Ferien besuchen kommen.« Nach einem Moment fügte sie mit plötzlicher
Lebhaftigkeit hinzu: »Darf ich dann mit euch auftreten und jonglieren?«
    Dele und
Gino tauschten einen Blick, und Gino sagte: »Da werden wir zwei aber ordentlich
üben müssen …«
    In diesem
Moment kamen Florian und Jana herein. Sie hatten den Dreien erst einmal die Gelegenheit
geben wollen, allein zu sein, und daher länger als nötig auf dem Gang gewartet.
Jana steckte den bunten Rosenstrauß, den sie der Guatemaltekin mitgebracht hatten,
in eine Vase und versorgte die Blumen mit Wasser.
    Dele dankte
Florian mit heiserer Stimme dafür, dass er ihr Leben gerettet hatte, und für einen
Moment glaubte er, sie wolle ihm die Hände küssen. Schnell zog er sie weg. Die

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