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Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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Atem an und lauschte, doch nicht das kleinste Geräusch drang zu ihm. Ein wenig
rückte er von der Tür ab, stand aber weiter unbeweglich, denn er versuchte, die
Atmosphäre, die ihn umgab, in sich aufzunehmen, jede Regung zu registrieren. Er
wusste, dass man Menschen, auch wenn sie nicht hör- oder sichtbar waren, doch spüren
konnte. Vielleicht war es ihr Geruch, der ihre Anwesenheit verriet, eventuell auch
die energetischen Schwingungen. Er hatte schon oft die Erfahrung gemacht, dass man
die Präsenz von Menschen schlichtweg auf der Haut spüren konnte. Früher, in seiner
Kindheit, als sie am Rheinufer unter den hohen Pappeln Verstecken gespielt hatten,
war er in der Lage gewesen, die Mitspieler verblüffend schnell zu finden. Immer
der Nase nach , hatte er sich damals gesagt, und erstaunlicherweise hatte es
oft funktioniert.
    Unschlüssig
stand Florian vor dem Wohnwagen, die Gruppe von Artisten mit der Schlangenfrau hatte
sich zerstreut. Sein Blick wanderte hinauf zum Mond, der nicht mehr ganz rund am
Himmel stand, und dessen Kontur sich bei zunehmender Dunkelheit immer deutlicher
von ihm abhob.
    Die Dämmerung
tauchte alles in ein mystisches Licht. Ein orangefarbener Lichtstrahl fiel auf den
Wagen, und Florian blinzelte, so schön war der Anblick. In wenigen Minuten bereits
würde die Welt nur noch von künstlichen Lichtern erhellt sein.
    »Ich weiß,
dass Sie da sind, bitte machen Sie die Tür auf«, sagte er nachdrücklich, und wider
Erwarten öffnete sie sich plötzlich. Im Rahmen erschien Gino. Er trug ein dunkelblaues,
glitzerndes Kostüm, das in krassem Gegensatz zu seinen eingefallenen grauen Gesichtszügen
stand.
    »Dele ist
nicht hier«, sagte er schroff.
    »Darf ich
trotzdem herein kommen?«
    »Nein. Ich
habe in 20 Minuten meinen Auftritt und möchte jetzt nicht gestört werden. Lassen
Sie mich bitte in Ruhe.« Mit diesen Worten zog er die Tür des Wohnwagens knarrend
zurück ins Schloss.
    Florian
klopfte erneut, lauter diesmal. »Es ist dringend, Dele schwebt in Lebensgefahr!
Nur Sie können jetzt helfen.«
    Drinnen
blieb es still.
    »Haben Sie
nicht gehört? Dele schwebt in Lebensgefahr! Öffnen Sie und hören Sie mir nur zwei
Minuten zu!«
    Die Tür
ging wieder auf. Gino trat beiseite und ließ ihn in das Innere des Wagens ein. Florians
Blick fiel auf die zwei Betten, die übereinander an der Wand angebracht waren. Aus
dem Wandschrank hing ein Stück Seide, es war zwischen den Türen eingeklemmt, und
der Stoff sowie seine hellgelbe Farbe wirkten so feminin, dass er stutzte.
    »Aber Dele war da?«, fragte er.
    Der Jongleur
nickte. »Ja, sie war hier, aber erst, nachdem die Kripo schon wieder weg war.«
    Gutes Timing,
dachte Florian.
    »Beeilen
Sie sich, ich muss gleich ins Zelt … was ist los?«
    Er fasste
in wenigen Sätzen zusammen, was er befürchtete.
    Gino starrte
ihn entsetzt an und sagte. »Sie hat einen Anruf bekommen, von Luz.«
    Florian
runzelte die Stirn.
    »Auf meinem
Telefon. Dele hat ihr meine Nummer irgendwann einmal gegeben.«
    »Was hat
die Kleine gewollt?«
    »Dele treffen.«
    »Wo?«
    »Auf der
Südbrücke.«
    Ihm stockte
der Atem. »Was für eine Idee! Verdammt, sind Sie nicht skeptisch geworden?« Blitzschnell
ging ihm durch den Kopf, dass die Südbrücke eine Eisenbahnbrücke war. Nur Züge,
Radfahrer und Fußgänger konnten sie passieren, Autos nicht. Sie war damit um diese
Zeit einer der einsamsten Orte in Köln. Seine Gedanken überschlugen sich.
    Gino schwieg
einen Moment, dann erwiderte er. »Dele war nicht zu halten. Normalerweise hätte
ich sie begleitet, aber ich muss auftreten. Ich habe jedoch vor, hinterher …«
    Florian
fiel ihm ins Wort. »Dann ist es vielleicht zu spät. Wann wollten sie sich dort treffen?«
    Es klopfte
an der Tür, und kurz darauf wurde sie aufgerissen. »Gino, dein Auftritt! Beeil dich!«
Die Schlangenfrau steckte ihren Kopf ins Wageninnere.
    »Wann?«,
schrie Florian dazwischen, trat auf Gino zu und schüttelte ihn. » Wann sind die
beiden verabredet ?«
    »Um 22 Uhr.
Florian sah auf sein Handy, es zeigte 21:40 Uhr. Ihm blieben also nur noch 20 Minuten.
    »Scheiß
auf den Auftritt«, hörte er Gino sagen, und schon waren sie beide aus der Tür.
     
    Bis sie endlich ein Taxi hatten,
waren beinahe zehn Minuten vergangen. In der Stadt herrschte viel Verkehr. In einer
Sonnabendnacht befanden sich viele Menschen auf den Straßen, zu Fuß, im Auto, auf
Motorrädern und auch auf Fahrrädern waren sie unterwegs. Florian holte tief Luft.
Das Schlimme

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