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Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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Situation
war ihm unangenehm, und so sagte er rasch: »Morgen bringe ich Ihnen Pralinen mit!«
    Alle lachten.
    »Oder meinen
Sie, Sie sind morgen vielleicht sogar bei uns in der Sendung zu Gast?«
    Dele lächelte.
»Ich hoffe, bis dahin bin ich wieder einigermaßen fit. Die ganze Welt soll von meinem
Schicksal erfahren, und wenn der Arzt nichts dagegen hat …«
    Dele schien
etwas einzufallen, denn plötzlich wies sie mit dem Kopf Richtung Schrank.
    »Gino, schaust
du einmal nach … da sind meine persönlichen Sachen drin.«
    »Was soll
ich dir reichen? Hier ist nur dein Kleid … nein, warte … ein Stoffbeutel liegt auch
noch da … der, den du immer auf der Brust getragen hast.«
    Dele nickte.
»Gib ihn mir bitte.«
    Gino reichte
ihr den Beutel, und Dele fingerte das hölzerne Kreuz und die mit Brillanten besetzte
Armbanduhr heraus.
    »Ist das
deine?«, fragte Gino mit runden Augen.
    Ausnahmslos
alle sahen Dele erstaunt an.
    Sie schüttelte
den Kopf. »Nein, sie gehört mir nicht. Ich habe sie vor ein paar Wochen im Zirkuszelt
zwischen den Zuschauerbänken gefunden und aufbewahrt, doch nun brauche ich sie nicht
mehr.« Sie hob den Kopf und blickte Florian an. »Könnten nicht Sie die Uhr
gefunden haben und sie für mich ins Fundbüro bringen?«
    Florian
überlegte einen Moment, dann verbot er sich weitere Fragen und nickte einfach.

Mittwoch, 27. Juli
     
    Diens-Talk hatte mit
dem Thema Kinderhandel in Deutschland einen Marktanteil von 22 Prozent erzielt,
gleich nach dem Aufwachen hatte Florian die Zahl über Bildschirmtext aus dem Fernseher
erfahren. Er hatte sofort Regine angerufen, und sie hatten sich gegenseitig gratuliert.
Dele, Sylvia Gerlach und der Adoptionsrechtler, den sie als Talkpartner gewonnen
hatten, waren hervorragende Gesprächspartner gewesen, und mit Einspielfilmen vom Decksteiner Weiher , aus dem Circus Roncalli und einem Kurzfilm
über Guatemala hatten sie die Zuschauer fesseln können. In der heutigen Presse hatten
sie gute Schlagzeilen bekommen, allen voran vom Kölner Blick. Florian
hatte einen ganzen Stapel Zeitungen besorgt, in vielen wurde über das Thema berichtet.
    Er und Jana
hatten sich heute, einen Tag nach der Sendung, spontan freigenommen. Sie waren am
vergangenen Abend noch lange mit den Kollegen an der Bar in der Vulkanhalle geblieben und erst spät in der Nacht nach Hause gekommen.
    Als Florian
nun, nach einem ausgiebigen Frühstück, zu Jana hinaus auf die Terrasse trat und
sie unter dem grünen Sonnenschirm sitzen sah, fühlte er sich auf einmal froh und
leicht. Dort saß die Frau, die er liebte. Sie hatte ihre Sonnenbrille ins kurze
Haar geschoben und die Füße auf einen Sessel gestellt, gegen ihre Knie hatte sie
eine Zeitung gelehnt, in der sie gerade las.
    Sie hatte
ihn kommen gehört und drehte sich nach ihm um.
    »Muss ich
wirklich kein schlechtes Gewissen haben, weil ich dir beim Abräumen nicht behilflich
war?« Ihre Augen blitzten.
    »Natürlich
nicht.« Florian kam näher und grinste. »Ich habe das gern gemacht.« Das Gezwitscher
der Vögel in der alten Kastanie, deren Zweige fast bis an seine Terrasse reichten,
klang wie Musik in seinen Ohren.
    »Kann es
sein, dass du mich küssen willst?«, fragte sie und blickte von der Zeitung auf.
    Er lachte
und beugte sich zu ihr hinunter, und als er ihren weichen Mund spürte, fügte er
hinzu: »Nicht nur einmal, schätze ich …«
    Er sah auf
die unzähligen Sommersprossen, die sich bei diesem Wetter auf wundersame Weise rasant
vermehrten, und bevor sie etwas sagen konnte, umfasste er mit beiden Händen ihren
Kopf, drehte ihn sanft zu sich, sodass sie ihm voll in die Augen blickte, und flüsterte
leise: »Wenn du es wirklich willst, könnten wir gegenüber auch zusammen einziehen
…«
    Sie stutzte
einen Moment. Dann glitt ein Lächeln über ihr Gesicht, und kurz darauf begann sie
zu schmunzeln.
     
     
    E N D E

Schlussbemerkung
     
    Der Roman wurde vom authentischen
Fall einer jungen Guatemaltekin inspiriert. Sie wurde vergewaltigt und ihres Kindes
beraubt, doch sie hatte Glück im Unglück: Mit Hilfe einer lokalen Menschenrechtsorganisation
gelang es ihr, ihr Kind zurück zu bekommen. Das war im Jahr 2007.
    Bis zu diesem
Zeitpunkt arbeiteten in Guatemala Adoptionsagenturen mit privaten Anwälten zusammen,
für sie stellte die Vermittlung guatemaltekischer Kinder an ausländische Interessenten
ein Riesengeschäft dar – nach Schätzungen verdienten die Anwälte etwa 200 Millionen
Dollar im Jahr.
    Der Preis
für ein Kind

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