Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)
Sonntagnachmittag von der Intensivstation
auf die Innere verlegt worden. Durch ihren Sprung in den Rhein hatte sie einen lebensgefährlichen
Atemstillstand erlitten. Sie hatte enorm viel Wasser geschluckt und war beinahe
daran erstickt. Außerdem hatte sie eine starke Unterkühlung davongetragen, und nur
die sofort durchgeführten Rettungsmaßnahmen in der Nacht hatten bewirkt, dass sie
letztendlich überlebt hatte. Als Nichtschwimmerin war sie nach wenigen Augenblicken
schon in den Tiefen des Rheins versunken gewesen.
Florian
musste husten, und kurz darauf nieste er. Jana legte ihre Hand auf sein Bein und
sagte lachend, mit einem ironischen Unterton: »Gut, dass du als Hochleistungssportler
eine so beneidenswerte Kondition besitzt. Eine Lungenentzündung wäre schlimmer gewesen.«
»Die am
ungesundesten lebenden Männer sind eben doch die Gesündesten«, grinste er. Dennoch
nahm er sich vor, am Ende der Hitzeperiode wieder etwas für seinen Körper zu tun
und einen neuen Joggingversuch zu starten. Momentan fristeten seine Sportschuhe
in der hintersten Ecke seines Schranks ihr trauriges Dasein.
»Wie weit
sie jetzt wohl in der Redaktion mit der Sendungsvorbereitung sind …« Unruhig rutschte
er auf der Bank hin und her. »Bis morgen Abend muss noch viel passieren. Vor allem
die Frage danach, wie die Zuspielfilme aussehen sollen, bereitet mir Sorgen.«
»Jetzt halte
mal die Füße still …«
Er stutzte
einen Moment, dann sah er auf die Uhr. »Nach dem Krankenhausbesuch werde ich sofort
wieder ins Büro fahren.«
»Entspann
dich. Curt ist dabei, alles Nötige zu regeln.«
Florian
verzog das Gesicht.
»Ich würde
gern mit dir noch über etwas anderes sprechen …«
Er runzelte
fragend die Stirn, erneut musste er niesen.
»Du könntest
jetzt auch als Wasserleiche im Rhein treiben. Bitte versprich mir, dass du so etwas
nie wieder tust. Mit dieser Polizeiarbeit muss Schluss sein, Florian.« Halb vorwurfsvoll,
halb um Verständnis bittend sah sie ihn an.
Er grinste.
»Ich kann ja einmal nachfragen, ob sie mich bei der Kripo mit auf die Gehaltsliste
setzen.«
»Florian,
ich meine es ernst …«
»Lass uns
ein anderes Mal darüber reden, ja?«
Sylvia Gerlach
hatte ihm vor einer halben Stunde die neuesten Erkenntnisse mitgeteilt. Seit feststand,
dass sie als Repräsentantin der Kripo zu ihnen in die Sendung kommen würde, sorgte
sie dafür, dass er kontinuierlich auf dem Laufenden blieb.
»Die Fußspuren
an der Mauer hinter Sams Haus sind eindeutig Gayles …«, sagte er.
Jana sah
ein, dass es zwecklos war, seine Gedanken auf ein anderes Thema lenken zu wollen.
Bis die Sendung ausgestrahlt wäre, würde er nichts als den aktuellen Stand der Ermittlungen
und den Ablauf der Talkshow im Kopf haben. Sie seufzte und entschied, klein beizugeben.
»Wie ist eigentlich Sabrinas Todestag verlaufen?«, fragte sie, darüber hatte er
ihr noch nichts erzählt.
»Sabrina
und Ron Gayle waren nachmittags in seinem Haus in der Eifel. Dort haben sie zusammen
geschlafen, und zunächst schien alles noch einigermaßen unkompliziert. Er hat eine
Kleinigkeit gekocht, doch irgendwann begann die Stimmung zu kippen. Sabrina hat
ihm erneut schwere Vorwürfe gemacht und ihn aufgefordert, die Geschäfte zu stoppen,
andernfalls würde sie die Medien informieren. Gayle hatte einiges an Ahrwein getrunken,
und unter dem Alkoholeinfluss ist die Situation dann eskaliert. Es ist zu Handgreiflichkeiten
gekommen. Als sie ins Badezimmer ging, um sich für die Rückfahrt fertig zu machen,
hat er den Revolver aus dem Keller geholt und ihn eingesteckt. Er hat ausgesagt,
es sei genau dieser Nachmittag gewesen, an dem ihm klar wurde, dass er sie töten
musste. Während der Fahrt zurück nach Köln hat er sie schließlich überredet, einen
Versöhnungsspaziergang zu machen, er hat ihr vorgegaukelt, die Geschäfte tatsächlich
stoppen zu wollen. Sie sind dann zum Decksteiner Weiher gefahren. Den Rest
kennst du.«
»Was hat
seine Frau, Susan Gayle, zu all dem gesagt?«
»Dass ihr
Mann Sabrina umgebracht hat, scheint sie nicht besonders überrascht, geschweige
denn berührt, zu haben. Was die gemeinsamen Geschäfte betrifft, bleibt abzuwarten.
Ich bin gespannt, wie ihr Strafmaß aussehen wird. Wollen wir hoffen, dass Sabrinas
Recherchen sich belegen lassen.«
Jana stieg
der Geruch von Desinfektionsmitteln in die Nase, und plötzlich musste auch sie niesen.
Mit Nachdruck sagte sie: »Ich hoffe, dass sie beide lebenslänglich bekommen.«
»Das
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