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Zirkus zur dreizehnten Stunde

Zirkus zur dreizehnten Stunde

Titel: Zirkus zur dreizehnten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassy Fox
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der durch sie über ihn gekommen war, zu vergessen.
    Sie trug die Schuld daran, hatte nicht auf die Bedürfnisse eines Menschen geachtet. Sie war mit ihm in der Kälte gelegen, hatte ihm nur wenig zu essen gegeben und nicht gemerkt, dass alles, was ihr gereicht hatte, für ihn zu wenig, viel zu wenig gewesen war. Sie hatte nicht gemerkt, wie sein Körper immer schwächer geworden war und schließlich unter der Last aufgegeben hatte. Seine Liebe zu ihr hatte ihn nicht am Leben erhalten können. Sie allein hatte ihn in den Tod geschickt. Sie … allein. Den Mann, den sie geliebt hatte.
    Sie schloss die Augen, ein Fiepen drang aus ihrer Kehle, sie warf den Kopf zurück. Als sie die Augen öffnete, erblickte sie ihr Spiegelbild erneut. Sah einen Fuchs mit tränenden Augen. Keine junge Frau mehr, nur ein einsames Tier.
    Lillian kämpfte dagegen an. Gegen die Tränen, die Erinnerung, den Schmerz … aber sie schien zu verlieren.
    Der Seifenschaum verwandelte sich in Blüten. Das Bild im Zuber veränderte sich.
    Der Mann tauchte auf und kam auf sie zu. Sie sah wieder ihre Gestalt. Ihr Aussehen änderte sich erneut, wurde zu der jungen Frau, in die er sich verliebt hatte. Seine Hand griff nach ihr. Ein leichter Wind erhob sich. Die Blüten tanzten wild, umspielten das Paar.
    „Nein!“, Schluchzen schüttelte ihren Körper. Einen Moment gab sie sich ihren Gefühlen hin. Verzweifelt klammerte sie sich am Holz des Eimers fest.
    Es musste aufhören! Es musste endlich aufhören! Sie ertrug diesen Schmerz nicht. Sie konnte –
    „Lillian?“
    Sofort riss die junge Frau den Kopf zur Seite und versuchte die Tränen zu verschleiern. Mischka stand am Eingang. „Entschuldige. Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass du anschließend bei Barbara etwas zu Essen holen kannst. Folge einfach dem Duft.“
    „Da … danke“, murmelte sie und hielt den Blick weiterhin abgewandt. Sie spürte das kurze Zögern von Mischka.
    „Wenn du Hilfe brauchst …“, begann die Schneiderin erneut. Nicht auch das noch! Lillian war bereits damit überfordert, überhaupt hierher gegangen zu sein. Sie hatte alles hinter sich gelassen, sich von der Stimme Antigones einspinnen lassen. Neue Kleider, neue Menschen, Freundlichkeit wohin sie auch sah. Farben, Musik und Gelächter. Doch alles war ihr im Moment einfach zu viel. Dazu die Worte von Mischka.
    „Danke, mir geht es gut“, unterbrach Lillian sie. Sie wollte kein Mitleid. Wollte keine Hilfe, erst recht nicht von Fremden. Sie war doch erst wenige Stunden hier. Schon brach sie zusammen und bildete nicht mehr als ein Häufchen Elend. „Ich komme zurecht.“
    „Na gut. Sollte doch etwas sein, kannst du jederzeit zu mir kommen.“ Der Vorhang fiel wieder zu.
    Schon wieder ein solches Angebot.
    Lillian beeilte sich. Schnellstmöglich beendet sie alles. Sie holte das Kleid hervor und zog sich an. Der Stoff umgab sie wie eine Wolke. Es passte hervorragend, obwohl es keine Sonderanfertigung war. So trat sie schließlich nach draußen.
    Mischka war nicht weit entfernt und warf ihr ein Lächeln zu. Vielleicht hatte sie gemerkt, was Lillian durch den Kopf ging? Sie wandte sich schließlich um.
    Überall wimmelte es von Leuten, die wie fleißige Ameisen umherliefen und Arbeiten verrichteten. Sie ging einige Schritte, dann verharrte sie schließlich. Etwas war seltsam. Ein Gefühl ergriff von ihr Besitz, wie sie es noch nie erlebt hatte. Was war das hier nur?
    Ihr Blick glitt über den Platz. Erst etwas unkoordiniert, dann nahm sie eine Spur wahr. Es war wie ein leichter Schemen, ein nebelhafter Faden, der sich über den Platz zog, bis zu einem Mädchen, das zusammengekauert im Schatten eines Wagens saß. Die Beine angezogen und mit den Armen umschlungen. Die Lederkleidung lag eng an ihrem Körper, die Haare hingegen fielen lang und lockig um ihre Schultern, begruben sie fast unter sich. Ihr Blick war das Auffälligste. Diese Traurigkeit, diese Verzweiflung, die darin zu flackern schien.
    Mit langsamen Schritten ging Lillian näher. Etwas faszinierte sie an dem Mädchen. Ein Ast kreuzte ihren Weg, kurz bevor sie bei ihm war. Das Geräusch des Knackens schien für einen Moment so laut, dass es den ganzen Platz erfüllte.
    Das Mädchen sah auf. Ruckartig, erschreckt, die Augen aufgerissen. Im gleichen Moment schien sich ihre Aura zu manifestieren und eine neue Form anzunehmen. Wie ein wütender Wolf riss es den Kopf nach oben. Ein Brüllen erschütterte eine Ebene neben der Realität.
    Lillian wich zurück. Ihre

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