Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zirkus zur dreizehnten Stunde

Zirkus zur dreizehnten Stunde

Titel: Zirkus zur dreizehnten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassy Fox
Vom Netzwerk:
Empfindungen und für das, was sich ihr darbot.
    „Das …,“ betonte Antigone. „… ist der Zirkus der dreizehnten Stunde. Unser zu Hause.“

4. VIII – Die Stärke
    „Komm schon Aramis, wir wetten wer heute Abend mehr Mädchen verführt.“ Die Stimme ließ Aramis, den Feuerkünstler im Zirkus, aufsehen. Damian drehte sich gerade von seinem Schrank zu ihm um, auf seinen Lippen lag ein Lächeln und seine Augen blitzten auf.
    „Als ob du eine Chance hättest“, ein abfälliges Schnauben und Aramis machte sich daran, seine dunklen Lederstiefel zu schnüren. Auch außerhalb der Vorstellung trug er meist dunkle Sachen. Seine langen, schwarzen Haare fügten sich hervorragend in das Bild. Mit einer geschmeidigen Bewegung stand er auf und testete den Sitz der Schuhe, ehe er nach den Armschienen griff und sie umband.
    „Und ob ich die habe“, der Magier zuckte mit den Schultern, drehte sich wieder um und kramte im Schrank nach einem Hemd, dessen Schnitt die Brust freiließ. Aramis kannte Damian schon lange und wusste, dass dieser es liebte, so viel wie möglich von sich zu zeigen. Er stellte gerne seinen Oberkörper zur Schau, der mit seltsamen Tätowierungen übersät war. Runen, die hin und wieder in einem gespenstischen Licht schimmerten und deren Herkunft niemand kannte. Geheimnisvolles zog das andere Geschlecht eben an.
    „Die Frauen stehen auf Zauberer. Heute Abend werde ich an jedem Finger eine haben,“ kam die Antwort von Damian wie eine Bestätigung auf seine Gedanken.
    „Sicher“, Aramis schüttelte den Kopf. „Und anschließend vielleicht noch Antigone. Oder nein, mein Fehler, sie ist ja die Frau, die dir immer fast den Kopf von den Schultern reißt.“
    „Weil sie mein Gesicht so anziehend findet.“ Damian grinste breit. „Hat da jemand Angst?“
    „Nein, nur etwas besseres zu tun.“ Der Feuerkünstler war langsam von Damian und seinen Spielen genervt.
    Irgendwann hatte es angefangen. Damian kam bei den Frauen an und nutzte das schamlos aus. Als er merkte, dass Aramis ähnlich begehrt war, entbrannte dieser sinnlose Kampf. Es war wie ein Sport und Aramis schlug Damian häufig vernichtend. Allerdings entmutigte den Magier das bisher nicht. Damian sah einen Ansporn in den Wettkämpfen mit Aramis und wollte ihn immer wieder herausfordern. Unglaublich wie sehr jemand in diesem Wettbewerbsdenken aufgehen konnte. Aramis vermutete, dass der Magier selbst wenn er wissen würde, dass er niemals wirklich gewinnen könnte, immer noch nicht aufhören würde. Egal wo sie lagerten, egal ob sie den Zirkus öffneten oder nicht, Damian hatte Aramis immer getriezt bis sie ins nächste Dorf zogen und die Mädchen dort zu Trophäen machten.
    Einmal war es sogar so weit gegangen, dass der Wettkampf im Zirkus stattfand. Allerdings hatte Antigone eingegriffen. Die Anführerin sah diese Spiele nicht gern. Vielleicht war das der wahre Grund, warum Aramis sich doch immer wieder hinreißen ließ. Die Lust am Verbotenen. Er wusste es selbst nicht.
    Verdammt, er konnte nicht einmal über sich selbst sicher sein.
    Die meisten im Zirkus mieden daher den Zauberer und inzwischen auch ihn.
    Damals, als er neu hier war, war es anders gewesen. Jetzt bildeten die beiden ein Gespann, dem man aus dem Weg ging.
    „Erzähl mir nichts, Aramis“, Damian trat an ihn heran. „Du liebst das Gefühl dieser Macht. Und wahrscheinlich willst du heute ohne mich los, weil du Angst hast, zu verlieren.“
    Aramis schnaubte und gab einen verächtlichen Laut von sich. „Wirklich, Damian“, begann er, „wenn dir so viel daran liegt das Dorf unsicher zu machen, dann geh alleine los. Du wirst mich dort nicht antreffen.“ Mit diesen Worten griff er nach der Klinke und verließ den Wagen.
    Aramis beschleunigte seine Schritte. Dieses Spiel musste endlich aufhören. Mit jedem Tag wurde es schlimmer und –
    Er blieb stehen, wie vom Blitz getroffen. Vor ihm öffnete sich ein Spalt, und er sah in eine andere Welt. Kranke Bäume reckten sich in einen blutroten Himmel. Ein Heulen und Grollen war zu hören, und dann tauchte sie auf. Das Mädchen, das er in den Tod geschickt hatte. Ihre Augen starrten zu ihm. Tot und leer. Als hätte sie niemals gelebt. Sie war in der Schattenwelt, einem Teil des Totenreiches. Der Teil, der jene Seelen beherbergte, die verloren waren.
    „Dachte ich es mir doch“, Damian trat hinter dem Spalt hervor und fuhr sich durch die hellbraunen, halblangen Haare. „Machst du dir wirklich Gedanken um das Schicksal der Frauen?

Weitere Kostenlose Bücher