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Zirkus zur dreizehnten Stunde

Zirkus zur dreizehnten Stunde

Titel: Zirkus zur dreizehnten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassy Fox
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Wunden sehr schnell, ihr seid stark und somit fast unbesiegbar. Diese Fähigkeiten gibt man Wächtern, nicht Monstern.“
    Luna gab ein zufriedenes Knurren von sich. Es war, als würde sie Lillian bestätigen wollen.
    Felicitas sah sie fasziniert an und hing an Lillians Lippen. Jedes Wort sickerte unübersehbar in ihren Verstand, jedes Bild aus Nebel wurde vom Blick des Mädchens aufgesaugt. Jede Szene schien eine weitere Lage zu bilden, die die alten Erinnerungen überdeckte und die Gefühle der Angst dämpften.
    Sie hatten lange so gesessen. Bis Felicitas irgendwann aufstand und sich die Augen rieb.
    „Danke …“, murmelte sie.
    Das Rudel stimmte ein Heulen an.
    Felicitas drehte sich um, schien ihnen zu lauschen und kniete sich ehrfürchtig vor Lillian. Ihre Stimme war fest, ihr Blick klar: „Lillian?“, begann sie vorsichtig. „Darf ich deine Wächterin sein?“
    Im ersten Moment war Lillian einfach nur baff. Die Wölfe verstummten. Fragende und erwartungsvolle Blicke ruhten nun auf ihr.
    „Meine …?“ Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit so etwas.
    „Wenn wir uns ähnlich sind, und meine Familie dich ohnehin mag, dann …“ Wie ein roter Schleier legte sich die Hitze über das Gesicht des Mädchens.
    „Ein derartiges Geschenk willst du mir machen?“ Lillian war gerührt.
    Feli nickte ernst und schließlich schloss Lillian die Werwölfin in die Arme. Sie nickte, und das nicht nur, um das Selbstvertrauen des Mädchens nicht erneut zu zerstören, sondern weil sie sich wirklich geehrt fühlte.
    Ein Chor aus Bellen und Heulen erklang wie zustimmender Applaus. Ein Leuchten stand in den Augen des Mädchens.
    Lillian sah zu Luna. Diese schien zu nicken, ihre Tat gutzuheißen. Einen Moment glaubte sie sogar, ein wissendes Lächeln zu sehen.
    „Danke“, flüsterte Felicitas.
    „Ich habe zu danken, meine Liebe“, korrigierte Lillian und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Wie konnte einem ein Wesen so schnell ans Herz wachsen? Was war das für ein Gefühl? Es war der Liebe so ähnlich und doch vollkommen anders. Zum ersten Mal erfuhr Lillian die Fesseln der Freundschaft. Das Credo der Familie.
    „Dann … sehen wir uns … morgen.“ Dem Leuchten in den Augen der Werwölfin nach zu urteilen, war Lillian an diesem Tag nicht die einzige, die dieses Gefühl zum ersten Mal erfuhr. Sie nickte dem Mädchen zu, das schließlich freudestrahlend mit ihren Wölfen verschwand.
    Lillian seufzte. Der Tag war mehr als überraschend gewesen. Jetzt hatte sie wirklich keine Wahl mehr. Der zweite Tag, und alles war bestimmt. Das Erstaunliche war, dass die Bande, die sie nun hier hielten, nicht einmal störten. Im Gegenteil. Welches Wesen konnte sich schon einen Werwolf als Beschützer leisten? Lillian musste lächeln. Sie hatte oft von Werwölfen gehört, doch niemals einen gesehen und noch weniger hatte sie jemals damit gerechnet, dass einer sie in ihr Herz schließen würde.
    „Ein Traum“, eine Stimme erklang. Auf einem der Wagen, die in der Nähe standen, saß ein junger Mann. Gekleidet in dunkles Leder, die Gelenke mit Bändern aus dem gleichen Material umwickelt. Seine langen, dunklen Haare rahmten ein Gesicht von unglaublicher Schönheit ein. Blaue Augen stachen zu ihr herab, wie aus Eis. Sie sah ihn zum ersten Mal. Ein solches Erscheinungsbild wäre ihr sonst im Gedächtnis geblieben.
    „Traum?“ Lillian legte den Kopf schräg.
    „Der Traum von Werwölfen, die Wächter sein wollen“, ein abwertendes Lachen erklang. „Die meisten sind Bestien, verwandeln sich ohne Kontrolle.“
    „Sind sie das?“ Lillians Blick fixierte sich auf ihn. „Egal ob Werwolf, Vampir, Dämon oder Mensch. Es gibt in jeder Rasse Gut und Böse. Und Werwölfe sind die Wächter dieser Erde. Doch auch unter ihnen gibt es Bestien … wie in jeder Rasse.“
    „Unsinn“, er sprang zu ihr herab. „Dein Blut bestimmt, was du bist! Man kann sich dagegen nicht wehren. Das alles ist nur ein Traum!“
    „Aber wenn der Traum schön ist, warum ihn nicht weiterträumen?“ Lillian lächelte. Sie sah in die Augen ihres Gegenübers. Wut und etwas anderes schlummerten tief darin. Etwas, das sie kannte … eine Sehnsucht …
    „Und welcher Traum kann schon ein Wesen ewig mit Glück erfüllen?“ Er fauchte regelrecht.
    „Der Traum …“, sie hob langsam die Hände und formte eine kleine Schale, in der sich der Nebel wieder zu regen begann, „… der Wirklichkeit wird.“
    „Alles Unsinn“, er schnaubte.
    „Wirklich?“, ein Lächeln

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