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Zirkus zur dreizehnten Stunde

Zirkus zur dreizehnten Stunde

Titel: Zirkus zur dreizehnten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassy Fox
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seinen Mörder zu sehen.
    Der Vampir lächelte kalt. Die Augen des Engels wurden groß. Blut tropfte aus seinem Mund. Das Letzte, das seine Lippen noch verließ. Mit einem dumpfen Laut fiel der Körper zu Boden.
    Der Angreifer führte seine blutige Hand an den Mund und leckte ein wenig des roten Saftes ab, ehe er angewidert die Hand schüttelte. Dann fiel sein Blick auf die Frau mit dem Bündel. Angst stand in ihren Augen. Angst und Verwirrung.
    Ein Glucksen erklang und das Kind wurde unruhig.
    Sie wandte sich ab, versuchte es vor ihm zu verbergen und mit ihrem Körper zu schützen, während sie von ihm wegkrabbeln wollte.
    Er sah ihren Rücken. Die tiefen Wunden hätten jedes Wesen umbringen müssen. Es war ein Wunder, dass sie noch in der Lage war sich zu bewegen.
    „Wer … bist du?“, flüsterte sie schließlich.
    Er roch ihr Blut. Dieser süße Duft voller Empfindungen; Hoffnung gepaart mit Angst, Verzweiflung mit Liebe. Gefühle von einer Intensität, wie er sie noch nie erlebt hatte. Er lächelte. „Mein Name sollte deinesgleichen bekannt sein“, sagte er und beobachtete jede ihrer Regungen. „Mein Name ist … Cael!“ Und er spürte ihre Angst, eine aufkommende Panik, Gefühle, die sich mit ihrer Hoffnung vermischten und ihr ganzes Wesen in einen Abgrund stürzten. Seine Zunge glitt gierig über seine Lippen.

8. XVII – Der Stern
    Am späten Abend erreichten sie endlich ihren Lagerplatz. Sie sicherten ihn und begannen etwas entfernt den eigentlichen Zirkus aufzubauen. In der Mitte das gewaltige Zelt, der Ausgangspunkt. Davon gingen sternförmig die einzelnen Wege ab, gesäumt von etlichen Buden.
    Die Tage würden wieder anstrengender werden. Sie mussten trotz der vielen Vorbereitungen den Termin für die Eröffnung einhalten. Zuerst errichteten sie das Zelt, dann folgten die Buden.
    In der Nähe von großen Städten lohnte sich die Arbeit ganz besonders. Immer wieder kamen Beobachter aus dem nahen London und verfolgten die Fortschritte. Hier konnten sie sicher einiges verdienen.
    Die letzten Vorbereitungen waren schließlich getroffen. Der Zirkus sollte am nächsten Tag beginnen. Alles war an Ort und Stelle. Der Abend vor der Eröffnung war stets etwas besonders. Jeder bereitete sich auf seine Weise vor.
    Maurice, der Ansager saß in einer ruhigen Ecke am Feuer. Seine Stimme tönte nicht. Er war in sich gekehrt, fast wie ein Mönch, der sich zum Schweigen zurückzog.
    Mischka kümmerte sich wie eine Glucke noch einmal um jeden Einzelnen.
    Damian und Aramis verschwanden spurlos und ließen sich an solchen Abenden nicht mehr blicken.
    Der Messerwerfer polierte jedes einzelne seiner Geräte. Die Sängerin kuschelte sich in eine dicke Decke und schmuste mit dem Clown. Die Jongleure gingen früh zu Bett.
    Felicitas war nicht zu sehen. Sie verbrachte die Nacht bei ihren Tieren und das Trapezduo entspannte sich im Schein des Feuers.
    Faith sah sich die Ansammlung an. Dann fiel ihr Blick auf Lillian, die diese Stimmung zum ersten Mal erlebte und sichtlich irritiert wirkte.
    Faith setzte sich zu ihr ans Feuer.
    „Auch schon aufgeregt?“, fragte sie.
    „Wie?“ Die Füchsin schien wegen der plötzlichen Anrede verwirrt, lächelte jedoch schließlich. „Nein, ich glaube nicht.“
    „Dein erster Auftritt, und du steckst es so einfach weg?“
    „Es gibt Dinge, die einen unsicherer machen, als ein Auftritt.“ Ein geheimnisvolles Lächeln umspielte die Lippen der Füchsin.
    „Das sehen viele hier wohl anders.“ Faith lachte und sah sich um. „Manche sind richtige Nervenbündel.“ Ihr Blick fiel auf eine kleine Gruppe von Männern. Einer war schlaksig, recht hochgewachsen und unübersehbar tollpatschig. Er war offensichtlich ein wenig wegen des morgigen Auftritts verunsichert. Ein anderer versuchte ihm daher immer wieder zu versichern, dass alles gut laufen würde.
    „Naja“, auch Lillian lachte auf, als sie die beiden sah. „Jeder geht eben anders damit um.“
    „Ja …“ Faith sah einen Moment zu der Füchsin und schließlich ins Feuer. Lillians Haar schimmerte wie die Flammen. Sie war schön, einfach wunderschön. Das hatten schon viele im Zirkus bemerkt. Faith hatte die Blicke einiger Männer gesehen. „Was macht dich nervös, Lillian?“, fragte sie schließlich.
    Die Füchsin wandte tatsächlich kurz den Kopf und sah sie an. Erst schien Trauer in ihrem Blick zu liegen, dann sah sie ins Feuer und ihre blauen Augen leuchteten. „Das einzige …“, begann sie mit sanfter Stimme. „… was die

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